Montag, 2. April 2012
thisbe, 01:03h
In ihrem Zimmer ist es stickig, es riecht nach verbrauchter Luft und Fäkalien. Vor dem Fenster ist strahlender Sonnenschein. Mein Vater will ein Fenster öffnen, aber die sehr missgelaunte Frau im anderen Bett möchte das nicht, weil sie keine Socken trägt. Also Nase zu und durch.
Dreieinhalb Wochen ist der Schlaganfall nun her. Vor zwei Wochen verschlechtere sich ihr Zustand rapide, sie bekam spastische Krämpfe, konnte plötzlich nicht mehr sprechen und sich kaum bewegen. Angeblich kein zweiter Anfall, sondern Spätfolgen vom ersten. Als ich sie da sah, kämpfte ich schwer mit den Tränen.
Meine Oma ist eine Frau, die kennt keine Redepausen. Man muss auch gar nicht zuhören, das ist ihr relativ egal, Hauptsache sie kann reden. Über Gott und die Welt, zusammenhanglos, aber lustig, und oft auch interessant. Sie da nun liegen zu sehen, ohne auch nur ein Wort, das bricht mir das Herz. Immerhin ist sie die wohl meistbesuchte Frau im Krankenhaus. Die ehemalige Zimmergenossin fragte irgendwann mal: "Sagen Sie, wie groß ist Ihre Familie eigentlich???" Vier Kinder, eine davon kam extra aus den Staaten, viele viele Enkelkinder, deren Partner und Freunde, und Omas Freundinnen. Ein Kommen und Gehen. "In zwei Wochen bist du auf dem Ostertanz, Mutter!", sagte ihr einer ihrer Söhne. Wir sind eine lustige Familie. Meistens.
Heute sah sie ein bisschen besser aus. Kann zumindest eher mal ein paar wenige (undeutliche) Worte sagen. Lachte über das, was Papa und ich ihr erzählten.
Irgendwann entdeckte Papa an ihrem Schlafhemd-Kragen Blut, und schaute in den Ausschnitt. "Was hast du da gemacht?", fragt er. "Hast du gekratzt? Hast du da eine Blutblase?" Eine rote, wabbelige Blase lag auf ihrer Brust. Oma verzog die Mundwinkel und schaute wie: "Äh keine Ahnung?!?!"
Wir waren besorgt und holten den Pfleger. Der kam, sah, und grinste: "Das ist Marmelade". "April April, die Oma hat uns total verarscht!", sage ich mit einem Zwinkern in ihre Richtung. Und Oma... lachte.
Ich will mir das merken, genau das. Es war wirklich zum Brüllen. Situationskomik zu vermitteln is nich mein Ding.
Dreieinhalb Wochen ist der Schlaganfall nun her. Vor zwei Wochen verschlechtere sich ihr Zustand rapide, sie bekam spastische Krämpfe, konnte plötzlich nicht mehr sprechen und sich kaum bewegen. Angeblich kein zweiter Anfall, sondern Spätfolgen vom ersten. Als ich sie da sah, kämpfte ich schwer mit den Tränen.
Meine Oma ist eine Frau, die kennt keine Redepausen. Man muss auch gar nicht zuhören, das ist ihr relativ egal, Hauptsache sie kann reden. Über Gott und die Welt, zusammenhanglos, aber lustig, und oft auch interessant. Sie da nun liegen zu sehen, ohne auch nur ein Wort, das bricht mir das Herz. Immerhin ist sie die wohl meistbesuchte Frau im Krankenhaus. Die ehemalige Zimmergenossin fragte irgendwann mal: "Sagen Sie, wie groß ist Ihre Familie eigentlich???" Vier Kinder, eine davon kam extra aus den Staaten, viele viele Enkelkinder, deren Partner und Freunde, und Omas Freundinnen. Ein Kommen und Gehen. "In zwei Wochen bist du auf dem Ostertanz, Mutter!", sagte ihr einer ihrer Söhne. Wir sind eine lustige Familie. Meistens.
Heute sah sie ein bisschen besser aus. Kann zumindest eher mal ein paar wenige (undeutliche) Worte sagen. Lachte über das, was Papa und ich ihr erzählten.
Irgendwann entdeckte Papa an ihrem Schlafhemd-Kragen Blut, und schaute in den Ausschnitt. "Was hast du da gemacht?", fragt er. "Hast du gekratzt? Hast du da eine Blutblase?" Eine rote, wabbelige Blase lag auf ihrer Brust. Oma verzog die Mundwinkel und schaute wie: "Äh keine Ahnung?!?!"
Wir waren besorgt und holten den Pfleger. Der kam, sah, und grinste: "Das ist Marmelade". "April April, die Oma hat uns total verarscht!", sage ich mit einem Zwinkern in ihre Richtung. Und Oma... lachte.
Ich will mir das merken, genau das. Es war wirklich zum Brüllen. Situationskomik zu vermitteln is nich mein Ding.