Mittwoch, 31. Oktober 2007
Audi, Cor Meum
was sie uns da erzählt hat. Soviel Weisheit in der besten Freundin. Da schafft sie es, das, was dich seit Tagen quält, in ein so anderes Licht zu rücken. Ja, das Gespräch mit ihm vorhin, das tat weh, oder eher, dass er kein Gespräch wollte, sondern vollkommen verletzt und selbstgerecht stammelnd in seinem Sessel sass und dich nach einigen Minuten der Tür verwiesen hat. Dass er sich sein eigenes Bild von dir gebastelt hat, in seiner kleinen, wirren Welt, so ein falsches Bild, so festgefahren, resultierend aus einem einzigen Telefonat. Kaputt gemacht haben soll dieses Telefonat all das, was aufgebaut war. Was auch immer er da an dir aufarbeitet, es hat nichts mit dir zu tun. Absolut nichts.

Und dann kam sie und sprach zu uns. Was hat sie noch gesagt? Dass Kopf und Herz gar nicht so verschiedene Dinge sind. Wenn du an das Herz, also an dich, ranlassen würdest, was da im Kopf ist, dann, ja dann.

Eine irre Aussage, nicht wahr? Sagt man doch immer, dass man das Herz entscheiden lassen soll. Hat schon einmal ernsthaft jemand an dieser Aussage gezweifelt? Vielleicht irrt sich ja das Herz die ganze Zeit, weil die momentanen Gefühle nicht den tatsächlichen Wünschen entsprechen.

So stell ich dir nun diese Fragen: was wünscht du dir? Und was würdest du bei ihm bekommen?

Audi, Cor Meum, du würdest nicht das bekommen, von was du träumst. Eine normale Beziehung, in der auch er ganz bei sich ist, und nicht permanent versucht, den Deckel auf Gefühle zu klatschen. Du willst keinen Partner, der dem Kindsein nicht entwachsen kann sondern kindlich den Mund aufmacht, diese Scheisse in sich rein frisst, und denkt, los gehts.

Du willst jemanden, der am Wochenende etwas mit dir unternimmt, und zwar nicht nur nachts. Du willst jemanden, mit dem du Essen gehen und über Sandstrände rennen kannst. Der bei sich ist, und der dadurch auch bei dir sein kann.

Und wenn du das erkennst, tuts gar nicht mehr so weh. Traurig macht vielleicht nur, dass er das Potential hat, es aber nicht leben kann.

Weißt du nun, warum ich dich auf den Meeresgrund geschickt habe? Du bleibst da noch eine Weile. Sie ist Salzwasser, die beste Freundin. Viel Salzwasser brauchst du. Brauchen wir.


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Vide, Cor Meum
so lasse ich dich nun hinab in die tiefe, stille Dunkelheit, dorthin, wo alles seinen Ursprung hat, hinab auf den Meeresgrund. Salzwasser hat eine heilende Wirkung, so heisst es, und deswegen sieh es nicht als Verbannung, sondern als Reha, so eine, wie sie nach schweren Unfällen notwendig ist, um Narben zu behandeln.

Ich verstehe, wenn du mir das übel nimmst, es fällt auch mir nicht leicht, dich gehen zu lassen, du bist immerhin ein Teil von mir. Aber eben einer, der krankt, und der dringend Ruhe statt Selbstzerfleischung benötigt. Ganz allein bist du dort ja nicht, es gibt so viele kleine Teilchen, Tiere, Wesen, die man auch gar nicht mit dem blossen Auge wahrnimmt. Wie so viele Dinge im Leben. Man sagt, mit dir sieht man am besten. Wie du gemerkt hast, traue ich meinen Augen immer noch mehr als dir. Insofern ändert sich doch dort unten ersteinmal gar nicht soviel für dich, nicht wahr? Außer, dass ich dich nicht mehr quäle. Und immerhin mühst du dich dann nicht vergebens, mir Dinge mitzuteilen. Weil du ja eh nicht da bist. Es erspart dir die Enttäuschung und weitere Narben, für die kein Platz ist.

Sei dir gewiss, der Tag wird kommen, an dem ich bereit für dich bin, und an dem ich dich brauche. Und so lasse ich eine klitze kleine Notfallschnur bei dir, eine Art Minianker, der uns verbindet. Wie die Notfallklingeln im Krankenhaus, weisst du? An der ziehst du dann, wenn Gefahr in Verzug ist. Und ich ziehe an ihr, wenn ich dich wieder bei mir haben kann.

Bis dahin: sieh, mein Herz, sieh. Ganz für dich allein.


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