Freitag, 3. Oktober 2008
Hodie. Aujourd'hui. Oggi. Today. Heute.
Mir bleibt für heute nur noch, den Tag und Erinnerungen mit viel Wein runterzuspülen.

Der Tag beginnt damit, dass ich ins Büro nach F*F*M muss. Der Lieblingschef mag mich derzeit wohl nicht ungern um sich. Unser Büro liegt im 20. Stock im Bahnhofsviertel. Dunkle Wolken schieben sich über die Stadt und ihre Hochhäuser, Regen peitscht gegen die Scheiben. Vom Balkon aus kann ich in den Taun*us blicken. Es ist nicht einfach eine Stadt für mich, sondern seine Heimat, und das wird sie für mich immer bleiben. Ich fühle mich wie ein Eindringling auf fremdem Territorium. Trotzig strecke ich mein Kinn in den Regen.

Es ist noch früh am morgen, und ich genieße sehr, dass ich die Einzige bin. Gegen 9 Uhr kommt ein Lieblingskollege, er ist schnike, meistens fröhlich und verhält sich mir gegenüber immer absolut liebenswürdig. Wir werkeln eine Weile vor uns hin. In die Stille hinein ein Donner: "Thisbe, ist an dem Gerücht mit dir und ihm eigentlich etwas dran?" Ich gebe mich locker. "Was genau meinst du?" hake ich nach. "Naja, mit dir und ihm eben. Stimmt das?" "Ja was denn?" Warum heute? Warum fragst du mich das ausgerechnet heute?! In mir Chaos und ein spontaner Dammbau gegen Tränen.
"Stimmt es, dass ihr ein Paar seid?"
Ein Schlag in die Magengrube wäre sanfter gewesen.

"Nein, wir waren es einmal." 10 Monate, in etwa. Es wundert mich, dass sich erst heute zu ihm rumgesprochen hat, dass wir ein Paar sind, wo wir doch seit zwei Monaten keins mehr sind.
Stillschweigend arbeiten wir weiter.

"Woran ist es denn gescheitert?" Inzwischen bin ich schwer mit den Tränen am Kämpfen. Was soll das denn? Der Arme kann ja nicht wissen, was er erstens mit seinen Fragen bewirkt, und zweitens, dass er ein verdammt beschissenes Timing damit hat. Aber trotzdem. Ich antworte ausweichend. "Manchmal passts eben einfach nicht."
Keiner fragt nach der zerstörten Freundschaft.

"Ich verrat dir ein Geheimnis. Ich mag den Kerl nicht."
"Ich verrat dir auch eins: langsam glaub ich, ich bin die einzige, die ihn mal mochte."
"Er ist so bockig", antwortet der Kollege, und äfft seinen Tonfall nach. "Und außerdem ist der immer viel zu durchgestylt. Du wirst nie sehen, dass er ein T-Shirt trägt, dass nicht zu den Schuhen passt. Selbst im Schlabberlook. Ich wette, der hat auch nen durchgestylten Pyjama. Und durchgestylte Boxershorts."

Ich muss lächeln. Nein, hat er nicht. Er hält nicht einmal einem Kratzen an der Oberfläche stand. "Weißt du", ich sehe ihn nachdenklich an, "vielleicht brauchts bei ihm so eine perfekte Oberfläche." Ich spüre seinen fragenden Blick auf mir, aber er spürt mich wohl, denn er wechselt galant zu beruflichen Fragen. Ob ich zufrieden sei mit dem Job, was ich derzeit so tue. Es ist ein schönes Gespräch. Dieses berufliche Interesse freut mich aufrichtig.

Nachdem der Lieblingschef kommt wirds turbulent, und als wär ich nicht schon angespannt genug, fragt eine Freundin-Kollegin via Sk*ype, ob ich heute noch ins Hauptbüro komme. Ich antworte ihr, dass ich in der Nebenstelle bin. Sie meint, ok, denn sie wollte mir nur sagen, er ist da.

Das ist der Punkt, an dem die Sicherung durchbrennt. NA UND???? Tut doch bitte endlich alle einfach so, als hätte es ein WIR nie gegeben! Lasst! Mich! In! Ruhe! Hat er inzwischen wenigstens endlich dieses vermalledeite Paket mit diesem beschissenen Buch und diesem ominösen T-Shirt aus dem Mitarbeiterfach geholt und mitgenommen? Nein, hat er nicht.

Mittags gibts für alle ein Entspannungs-Weizen, und es wird geackert. Mein Kopf raucht. Meine Seele tropft. Über den Hochhäusern ein Regenbogen. Mein Gefühlsbarometer steigt und fällt um Extremwerte innerhalb von Minuten, und das über Stunden hinweg. Ich kann nicht mehr. Der Zug Richtung Zuhause fährt gegen die Sonne. Licht, endlich, ein bisschen.

Ich schreibe ihm eine Nachricht, dass noch Zeug von ihm im Mitarbeiterfach liegt. Dieses grässliche Buch muss weg aus meinem Leben.

Der Klavierengel. Ein weiterer kleiner Lichtblick, aber.

Erst als ich neben meiner Seelenverwandten im Auto sitze und wir Richtung Eltern-Heimat fahren, können zwei Tränen laufen. Aber ich hab sie nun so lange zurückgehalten, dass sie gar nicht wissen, wohin. Die Nacht vom 2. auf den 3.10.

Angekommen. Ich bin komplett durch. 1 Jahr Fucked Up.

 
Keiner hat das Tier eingesperrt. Und manchmal sehne ich mich wahnsinnig nach dem Abgrund. Aber zu groß die Angst vor der Abwärts-Spirale. Denn die ist garantiert.

Dafür hasse ich dich. Und mich.

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So ein Monolog hat etwas.
Immerhin zwischen Wein und Weinen eine Antwort auf die Frage gefunden, was ich beweine.

Ich verabschiede tatsächlich einen Teil von mir, oder ich versuche es zumindest. Mit meiner Entscheidung gegen ein Leben mit ihm habe ich mich auch gegen den Abgrund entschieden.

Das wird noch hart, und schmerzvoll. Es gibt Tage wie heute, da ist die Versuchung riesig.

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Nach knapp einer Flasche Wein könnte man diese Entscheidung auch als "Ja zum Leben" deuten.

Hier, in der Heimat sieht man nachts so unendlich viele Sterne. IDa wo ich seit zwei Jahren wohne, sieht man sie kaum. Sterne sind Konstanten. Es gibt ja diesen Spruch über Freunde, der besagt, gute Freunde sind wie Sterne, man kann sie nicht immer sehen, aber sie sind immer da.

Ich dehne das mal auf alles aus. Mit den Sternen ist es wie mit allem im Leben. Man kann nicht immer alles sehen, aber es ist da.

Ich sollte nun dringend aufhören zu trinken.

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Ach. Eins geht noch.

Das Gesicht in den Händen verborgen, Ambros und Abwärts und Bergauf.

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Hallo Frau W. Können Sie bitte ganz ganz schnell asu dem Urlaub wiederkommen? Danke. Ich sauf irgendwie ab.

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schade, daß ich so mit schlafen beschäftigt war...
(aber nachdem mich 4 schwule freunde mit rotem genever füllten, ob meiner melancholie, ging nichts mehr)
ich hätte gerne mit einer flasche rotem mich in den monolog eingemischt. abgrund-erfahrung teilen.
(die urlaube meiner frau m. liegen auch immer ganz ungünstig)

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