Dienstag, 30. Oktober 2007
Vide, Cor Meum
so lasse ich dich nun hinab in die tiefe, stille Dunkelheit, dorthin, wo alles seinen Ursprung hat, hinab auf den Meeresgrund. Salzwasser hat eine heilende Wirkung, so heisst es, und deswegen sieh es nicht als Verbannung, sondern als Reha, so eine, wie sie nach schweren Unfällen notwendig ist, um Narben zu behandeln.

Ich verstehe, wenn du mir das übel nimmst, es fällt auch mir nicht leicht, dich gehen zu lassen, du bist immerhin ein Teil von mir. Aber eben einer, der krankt, und der dringend Ruhe statt Selbstzerfleischung benötigt. Ganz allein bist du dort ja nicht, es gibt so viele kleine Teilchen, Tiere, Wesen, die man auch gar nicht mit dem blossen Auge wahrnimmt. Wie so viele Dinge im Leben. Man sagt, mit dir sieht man am besten. Wie du gemerkt hast, traue ich meinen Augen immer noch mehr als dir. Insofern ändert sich doch dort unten ersteinmal gar nicht soviel für dich, nicht wahr? Außer, dass ich dich nicht mehr quäle. Und immerhin mühst du dich dann nicht vergebens, mir Dinge mitzuteilen. Weil du ja eh nicht da bist. Es erspart dir die Enttäuschung und weitere Narben, für die kein Platz ist.

Sei dir gewiss, der Tag wird kommen, an dem ich bereit für dich bin, und an dem ich dich brauche. Und so lasse ich eine klitze kleine Notfallschnur bei dir, eine Art Minianker, der uns verbindet. Wie die Notfallklingeln im Krankenhaus, weisst du? An der ziehst du dann, wenn Gefahr in Verzug ist. Und ich ziehe an ihr, wenn ich dich wieder bei mir haben kann.

Bis dahin: sieh, mein Herz, sieh. Ganz für dich allein.



To prevent spam abuse referrers and backlinks are displayed using client-side JavaScript code. Thus, you should enable the option to execute JavaScript code in your browser. Otherwise you will only see this information.