Samstag, 31. Januar 2009
Zwischen alt und neu, Erinnerungen fliegen vorbei. Das Bild einer Einschulung, ein Mädchen, mit großen, dunklen, blauen Augen, der Versuch eines Lächelns. Verloren wirkt sie, und wie in einer Glaskugel. Nichts kommt rein, nichts komm raus, nur in ihren Augen spiegelt sich alles wider.

Die Nelken auf ihrer Zuckertüte verbreiten einen so intensiven Geruch, dass sie davon Kopfschmerzen und Übelkeit bekommt. Zu viele fremde Kinder, neue Einflüsse. Zuviel. Zuviel von dem, was man in ihren Augen liest, die einfach nicht feucht werden wollen.

Als sie dieses Foto vor sich sieht, auf dem Wohnzimmertisch, sitzt sie wieder in der Glaskugel, von einem Moment auf den anderen, während ihr Vater erzählt und erzählt. Sie weiß nicht mehr, was, die Glaskugel.. sie interagiert mit den Personen am Tisch, handelt automatisch und aus alten Reflexen heraus, lacht laut und meint, "..die Nelken haben gestunken, ich rieche es bis heute". Bis sie ihrem Vater in die Augen sieht, und in seinen Augen das Wissen um alles erkennt. Das Glas zerbricht und sie weint, und er legt seine Hand auf ihre, und weint mit. Sie ist nicht mehr 6, und ist es trotzdem so sehr. Und sie verabscheut Nelken.

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Freitag, 7. November 2008
Licht aus, Gartenschlauch an.
Manege frei für die Erinnerung an gute Tage, und somit eine differenziertere Betrachtungsweise. Gedankenfetzen.

Die Christbaumkugel. Wie er mich im Arm hält und tröstet. Wie er sich bei mir auskotzt. Wie wir zusammen lachen. Wie er mich das erste mal küsst. Wie sein Kumpel über mich sagt: er ist sich so sicher, wie noch nie mit etwas zuvor. Wie er mir sagt, dass er mich vom ersten Tag an wollte. Wie wir in der Kneipe sitzen und Fabelhafte Welt der Amelie hören. Wie er mir Müsliriegel und Tempos in den Taschen versteckt. Wie wir in Oberbayern sind. Wie wir Frisbee spielen. Wie wir in der Strandbar sitzen. Wie wir uns lieben. Wie wir uns halten. Wie wir uns nahe sind. Wie wir Wasserball spielen. Wie wir Regal aufbauen. Wie wir kochen. Wie er das erste mal sagte, ich liebe dich. Wie wir über die Arbeit Lästern. Wie er mir wundervolle Worte sagte. Wie wir uns im Sonnenschein auf der Wiese vorlesen. Wie wir wiehernd vor Lachen durch den See traben. Wie wir Fahrrad kaufen. Wie er sagt, er hat weniger Angst vor einem weiteren Versuch und der totalen Zerstörung als davor, es unversucht zu lassen. Wie sehr wir uns mal mochten. Wie sehr wir es versucht haben. Wie viel da einmal war.

Es sind noch so viele Tränen ungeweint. Dieses differenzierte Bild tut noch viel mehr weh. Schwarz, das war einfach. Aber einfach ist nicht mein Weg. Es gibt auch die Reisen bei Vollmond, und vor allem die Christbaumkugel.

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Samstag, 20. September 2008
Factum infectum fieri non potest*
"Mein Herz, warst du bei mir, all Zeit? Ich bin mir nicht sicher, unstet ist dein Schlagen. Oft habe ich meine Hand auf dich gelegt, um dich zumindest so zu streicheln. Trotz all des Salzwassers, es bleiben tiefe Narben. Um es nüchtern und direkt auszudrücken: du siehst ganz schön mitgenommen aus. Aber ich bin bemüht um Geschenke. Hörst du die Musik? Siehst du seine flinken Finger? Ist er nicht ein kleines Wunder?
Du bist so leise, ich kann dich nicht hören, und wenn doch, dann so sehr flüsternd, dass ich nicht weiß, wie es dir wirklich geht."



"Thisbe cara. Ich war da, all die Zeit. Du konntest es fühlen. Du fühlst es. Hör nur hin."



"Cor meum. Ich bin ... was... du... Was hab ich dir angetan."

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Mittwoch, 7. November 2007
Fovere - Hegen, Pflegen, Wärmen
Warm ums Herz, nicht wahr? Und das in den kalten Tiefen da unten...
Oh ja, das kannst du laut sagen.

Alea iacta sunt, wenn ich dich richtig verstehe?
Definitiv. Das Gespräch war so offen, wann war jemals ein Mann so aufrichtig dir gegenüber? Die weiteren Möglichkeiten, die er dir aufgezeigt hat, kurzfristig, oder langfristig. Auch wenn es dich erstmal ganz schön vor den Kopf gestossen hat. Thisbe, ganz ehrlich, ich hab ihn eh schon längst in mich geschlossen. Sag ja zu der Alternative, die er befürwortet. Gebt euch Zeit, gebt euch eine Chance. Sag ja zu langfristig.

Also hegen, pflegen, wärmen?
Ganz genau.

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"Schnieke siehst du heute aus. Gefällt mir gut. Überhaupt, so, das ganze Paket. Das nehm ich."

Hmmmm.

Mich würde brennend interessieren, worüber er gestern mit seinem Therapeuten geredet hat.

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Dienstag, 6. November 2007
Dolor
Cor carum, es tut mir so furchtbar leid! Ich wollte das nicht! Aber irgendwie... ich dachte, es sei an der Zeit, dich hinauf zu holen, weg vom Meeresgrund, es fühlte sich irgendwie so richtig an, für einen Moment. Bitte hör auf zu weinen, du weisst doch, dass ich zart besaitet bin, und dann mitweinen muss. Ich bin schrecklich verwirrt, und es fühlt sich an, als hätte dich jemand mit einem Bolzenschuss getroffen. Vielleicht ist es auch nur das Kopfkino, das dich und mich so verwirrt. Ich weiss es nicht, ich weiss gar nichts mehr. Aber richtig fühlt sich nichts mehr an. Deswegen.... du musst wieder zurück, nach unten, weit weg, verborgen und gut aufgehoben, zurück in die Tiefen der See. Ich hoffe, dass ich dir diesmal die Zeit geben kann, die du brauchst, und dass du nicht zu verstört und angeknackst bist, um irgendwann zurück zu kommen, wenn ich dich rufe. Pass gut auf dich auf, mein Herz.

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Samstag, 3. November 2007
Mittere
Das was du liebst, das lass gehen. Wenn es zurückkommt ist es dein, wenn nicht, ist es nie dein gewesen. Eine komische Weisheit, findest du nicht? Wie soll ich aus mir herauslassen, was mir lieb ist? Morgen dann also. Was ist eigentlich, wenn dasjenige zurückkommt, oder zurückzukommen scheint, und zwar so schnell, so unerwartet schnell, dass... dass... also...



Sieh den Fischen zu und lass dich treiben.
Denn ich weiss es nicht, mein Herz.


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Freitag, 2. November 2007
Angustus
Die Angst sitzt wie ein Kloß im Hals. Ich kann vollkommen daneben raten. Was meinst du da unten?

Thisbe Cara, wag es einfach.

Nur wenig später:
Siehst du. War gut so. Sehr gut! Und jetzt schlaf ruhig.


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Donnerstag, 1. November 2007
Quo?
Während du auf dem Meeresgrund bist, wohin soll ich gehen, damit ich dich nicht mehr spüre? Die Notfallschnur würd ich gern durchtrennen, aber das geht ja nicht. Oder wie schneidet man sich das Herz raus, ohne zu sterben?

Ich träume von ihm, jede Nacht. Arbeit scheint mir das einzige zu sein, das mich dich nicht hören lässt. Aber dazu kann ich mich nicht aufraffen. Ich verschlafe den Tag und vegetiere vor mich hin, immer bemüht, dich zu ignorieren. Du weisst ja, was das heisst "sie war stets bemüht". Ich will es nicht spüren, wie weh es tut. Ich hätte nie gedacht, dass es so schrecklich ist, wenn er mich aus seinem Leben schliesst. Wo ist die Wut von gestern hin? Sie war mir soviel lieber.

Wohin muss ich gehen, um damit umzugehen?


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Donnerstag, 1. November 2007


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