Aber es kommt nichts.
Vielleicht gibt es nur ein gewisses Kontingent an Tränen pro Person, für die man sie vergießt.
Man könnte sagen, es ist alles wie früher.
Aber das ist es tatsächlich nicht. Sogar meine Tante sagt mir das, obwohl ich es nicht sehen will. Denn das bisschen Änderung, es reicht nicht, denke ich. Fühle ich.
Wir hatten solche Gespräche früher nicht.
Aber reicht das?
Nein. Nicht für mich.
Er sieht Handlungsbedarf, will selber so nicht leben.
Aber reicht es, wenn einer daran arbeitet?
Nein. Nicht für uns. Da bedarf es mehr.
Ich will nicht mehr die sein, die thematisiert. Ich will nicht mehr die sein, die. Die.
Es gibt soviel zu sagen.
Aber ich weiss nicht wie.
Das wichtigste ist tatsächlich, dass ich sehe, was mit mir in diesem Jahr geschehen ist. Dass mein Leben voll ist, von schönen Dingen. Dass ich nicht warte. Dass ich nicht hader. Dass ich mein Ding mache. Und dadurch diese ganze Chose nicht als etwas sehe, das als Verlust droht. Sondern als Belastung. Als etwas, das negative Energie in mein Leben bringt.
Wieviel Zeit gibt man dem. Gibt man jemandem.
Was für eine Beziehung ist das. In der ich mich langweile. Die mich nervt. Die mich so erinnert.
Ich weiß nicht wäre zu einfach. Und gelogen.
Ich weiss es zu gut.
Dies hier als NTM.
Dass Herzen zittern können...
"Wenn du weisst dass es scheisse ist, warum tust du es dann?"
"Weil ich nicht aus Plastik bin!!!!"
"Ja was willst du dann."
Die, die täglich Nähe spüren. Die tun sich leicht. Sag doch nein zu dem bisschen Nähe das dir jemand anbietet, dem du dich nahe fühlst.
Ich will mir eine aufs Maul hauen. Bis es blutet. Oder die Nase. Zustopfen. Zurotzen. Wegballern. Ertrag mich selbst nicht in meiner ewigen Dummheit. Will mich nicht spüren. Nicht so.
Sie ist mit ihren Fragen wie immer auf der richtigen Spur. Ich versuche zu erklären, von dem Wegfallen des Einsamkeitsgefühls, von dem Empfinden attraktiv und selbstsicher zu sein, mich in mir wohl zu fühlen. Von der erotischen Selbstwahrnehmung. Von der inneren Ruhe, die mich überkommt, während der Körper sich nur der Musik, die soviel intensiver klingt, hingibt.
Sie scheint nicht erstaunt, packt den Zettel aus, den ich vor über einem Monat schreiben musste um eine Verlängerung zu beantragen. Meine Therapieziele. Selbstwertgefühl. Ein besseres Verhältnis zu meinem Körper. Ruhe und Gelassenheit finden. Alleinsein ohne Einsamkeit. Selbstliebe.
Ich bin schockiert, auch wenn das nun kaum zu glauben ist. Mir sind meine Therapieziele nicht permanent bewusst. Und sie so klar vor Augen geführt zu bekommen, nachdem ich ihr erläutert habe, was mir das Zeug gibt, und diese zwei Seiten decken sich so schrecklich, das ist wie eine Offenbarung. Eine, von der man meinen könnte, sie lag auf der Hand. In dieser Situation ist es wie ein riesen Gong.
"Sie wollen all das sein. Und das Zeug gibt es Ihnen, ist Ihre Krücke. In dem was Sie erzählen kommt auch die Ungeduld, die Sie mit sich selbst haben, zum Ausdruck. Sie wollen nicht mehr in der Gemütslage sein, in der Sie sind, und fragen sich, warum nicht endlich alles so ist, wie Sie es wollen, wo Sie doch 'schon ein Jahr Therapie machen'. Er tut weh, dieser Prozess, und er dauert.
Stellen Sie sich das vor wie bei einem kaputten Knie. Sie haben furchtbare Schmerzen, die Sie nicht mehr haben wollen. Eine Schmerztablette nimmt Ihnen den Schmerz eine zeitlang. Sie betäubt. Aber das, was das Knie stabilisiert, ist die Reha."
Ich habe den Glauben daran, an die Reha, in letzter Zeit verloren, sage ich ihr, und nur mein Kopf sagt mir, dass es der richtige Weg ist. Warscheinlich war der Ausrutscher absehbar.
Es tut gut, so gnadenlos ehrlich sein zu können. Ich bin gut aufgehoben bei meiner Reha-Krücke.
Bis zum nächsten mal soll ich einen Baum malen. Aber das ist ein anderes Thema.
Wait for a sign[...]
Wir sind allein
Allein allein [...]"
Polarkreis 18
Mit jedem Löffel aus dem Nutellaglas wird es schlimmer. Sturzbäche. Es war heute ein Schock ihn zu sehen. Grauenhafte Gefühle kamen hoch. Scham, klein und hässlich fühlen, und dumm. Ich wurde rot übers ganze Gesicht. Und Wut. Vielleicht auch eher Hass. Ich hasse es, ihm permanent mehr oder minder unerwartet begegnen zu müssen. Wie soll man da in aller Ruhe das Ganze aus sich rausschneiden. 8 Monate. Das ist doch nicht normal.
Als das Glas leer ist, kann ich nicht mehr. Ich greife zum Hörer und rufe den Herrn Vater an. Ich habe keine Ahnung, an wen ich mich sonst wenden soll. An N, die seit über 2 Jahren tapfer gegen ihre Sucht kämpft? An K., mit ihrem Baby? Nein. Und der Rest entfällt aufgrund ... sie können nicht damit umgehen, und ich kann es ihnen nicht verübeln. Ich kanns ja selber nicht.
Es sprudelt aus mir heraus, über die Drogen, darüber, dass ich mich im Job unausgelastet und unterfordert fühle, über das dringende Gefühl, etwas ändern zu müssen, darüber, dass ich nichts finde, was mir Spaß macht, um die Tage auszufüllen, kein Sport, das Klavier vielleicht noch. Für nichts empfinde ich Lust es anzugehen. Schlechter Empfang auf allen Frequenzen. Die Energie sucht sich den falschen Kanal.
Er hört zu, gefasst. Was ist mit mir los, frage ich ihn. Was ist bloß los mit mir. Was fehlt mir, was lässt in mir ein so großes Loch, dass ich es damit zu kompensieren versuche. "Ich weiß es nicht. Vielleicht fehlt dir einfach ein lieber, zuverlässiger Partner. Jemand an deiner Seite." Dicke Krokodilstränen laufen mir übers Gesicht. "Aber deswegen kann ich doch nicht das Zeug in mich reinstopfen!" Nein, natürlich nicht. Aber es wäre eine Erklärung.
Und dann weiß ich wieder, erinner mich an früher. Erinner mich daran, warum ich diesen Dingen damals verfallen war. Ich war dann gern mit mir allein. Ich mochte es dann regelrecht, allein zu sein. Ein Zustand, den ich ohne kaum ertragen konnte, und ich muss es leider sagen, immer noch kaum ertragen kann. Nicht ständig über so lange Zeiten. Zu häufig entspricht das Alleinsein dem Einsamsein. Ich bin viel allein. Und einsam auch oft dann, wenn Menschen um mich sind.
Ich glaube nicht, dass ein Partner alles heilen würde. Ein Teil in mir kennt diese Einsamkeit auch in der Partnerschaft. Aber es wäre gelogen wenn ich behaupten würde, dass ich niemanden an meiner Seite vermisse, dass ich nicht gerne teilen würde, gemeinsam durchs Leben gehen würde. Zugleich empfinde ich davor aber eine ungeheure Angst. Axel hat tiefe, grobe Wunden hinterlassen, vor deren wahrer Tiefe ich heute noch erschrecke.
Heute Nacht will ich träumen. Davon, die Einsamkeit nicht als Last zu empfinden, sondern sie mit Freude zu begrüßen: "Allein Allein, Allein Allein!" Über grüne Hügel und bunte Blumenwiesen möchte ich mit mir tanzen, das Gesicht gen Sonne und Sommerwind, und im Herzen die Gewissheit, dass das Leben wunderschön ist.
Ja. Herrgott, komm zurück in die Spur, Mädel!
Ich suche seit Tagen nach Worten, doch ich finde sie nicht. Ich komm gar nicht mehr an mich ran, und wenn doch, dann sehe ich in einen schmalen Trichter, an dessen Ende sich ein Gefäß mit so vielen rasend schnell durcheinanderwirbelnden Bildern befindet, dass ich kein einziges klar erkennen kann, und durch die schmale Öffnung am Ende des Trichters schon gleich gar nicht, selbst wenn die Bilder ruhen würden.
Mosaike, Fetzen, Chaos. Und trotzdem dieses Gefühl von "on hold", das nicht schwinden will.
Vielleicht ist die Pause bis zur nächsten Sitzung einfach zu lang. Seit drei Wochen war ich nicht mehr dort, und es kommt noch eine weitere hinzu. Aber das dringende Bedürfnis sie anzurufen oder hinzugehen verspüre ich nicht. Vielleicht weil ich nicht wüsste was ich erzählen soll, weil ich keine Worte finde, vielleicht auch weil ich nicht weiß, ob ich lügen müsste. Über das Wochenende, über diese wahnsinnige Sehnsucht einfach nur abzuschalten und zu tanzen, zu betäuben (aber was?), Spaß zu haben, und darüber, dass ich dem nachgegeben habe, und ich Angst habe vor dem Gedanken, dass ich es gern wieder und wieder tun würde. Die Abstände sind mir gerade zu kurz. Ich bin weit weg von mir.
Es läuft ruhig, aber in mir ist es unruhig. Ich schäme mich meines letzten Beitrags, deswegen ist er wieder weg.
Der Ex sieht fertig aus, und wenn er redet klingt es, als sei er seit Tagen wach.
Es fühlt sich an als hätte jemand auf "Pause" gedrückt. Eine merkwürdige Pause, eine faktisch nicht vorhandene, denn es läuft alles weiter, die Arbeitstage sind lang, und in meinem Unterbewusstsein sammeln sich Gedanken an, die ich noch nicht wahrnehme.
Ich hoffe, es spult dann keiner schnell vor.
was bleibt ist der selbsthass. der hass auf meinen körper, der hass auf mich, weil ich bin wie ich bin. nichts davon ist weg. dahin verschleudert die kasse also ihr geld, in sinnlose therapien, weil menschen so blöd sind, nicht klar zu kommen. ich hasse derzeit alles was ich tue, meine arbeit, das klavier. ja, das wars auch schon. was tu ich denn sonst noch. nichts. heulen, ja.
vollstopfen will ich mich mit chemie bis ich umfall. das war dann vielleicht wenigstens noch ein rauschendes fest. was ist daran unechter als an dem glück, dass ich mir ohne drogen zurechtbastel. überhaupt, dieses zurechtbasteln. ich komm nicht klar mit mir.
was bleibt bin ich, allein. oder ein haufen scheissdreck. oh ja, suhlt euch in eurer freude, dass sich wieder jemand bemitleidet, oder wie auch immer ihr es nennen wollt. das lenkt euch wenigstens von euch selbst ab. denn vielleicht bleibt bei euch unterm strich auch nichts.