Samstag, 8. September 2012
Je turbulenter das Leben, desto weniger erzähle ich. Das war, glaube ich, schon immer so. Das ist ansich gut, denn es bedeutet für mich dass der Leidensdruck gering ist. Aber es ist schade, denn in diesen Phasen passiert meistens sehr viel, nicht nur im Sinne von stattfinden oder geschehen, sondern auch mit mir, in mir. Oder vielleicht auch erst immer danach. Wie ein krasser Input, Info-Overload, alles wirbelt umher, immer mehr immer mehr, und dann setzt es sich irgendwann, vielleicht auch weil ich die Bremse ziehe. Und dann. Dann schreibe ich doch, so wie jetzt. Was wirklich schade ist, dass ich die Dinge dann nicht ungefiltert erzähle, sondern im Rückblick. Wenn sich Dinge sortiert oder noch mehr verwirrt haben. Und ich weiß nicht mehr genau, wie es war, als die jeweilige Situation direkt passiert ist.

Ich sitze an meinem offenen Küchenfenster, kein Licht, nur eine Kerze auf dem Fensterbrett, und vor dem Fenster eine Ma*nnheimer Nacht. Nicht so kühl wie die letzten, sondern so angenehm, dass mich nicht fröstelt. Mit Geräuschen aus dem Hafen, dem Surren oder eher Jaulen von Kränen, auf der Straße vor dem Haus Autos. Und Lichter, jenseits des Kanals.

Meine bisherige Zeit hier ist vergangen wie ein flüchtiger Wimpernschlag und war dabei so intensiv, dass ich mir eben wünschte, ich würde nicht immer warten bis sich alles setzt, sondern zwischendrin ungefiltert einfach irgendwas eintippen. Und es ist das erste mal seit gefühlt unendlicher Zeit, dass ich endlich wieder etwas schreiben kann über - Männer. Unglaublich, nicht wahr? ;-) Die sind, außer F., der 37 ist, alle 27, alle drei, von denen ich erzähle. Dabei ist es fast nebensächlich. Ach nein, der Klavierengel ist einen Tacken älter, aber auch noch keine 30.

Alles begann damit, dass mich F. aus der bayerischen Landeshauptstadt besuchte, über das Wochenende von 21. Juli. Wir waren bei Kar*otte am Beach, und er war sehr beleidigt oder nein, eher eifersüchtig, weil ich einen Jungen namens Ben*jamin kennenlernte, aus dem Od*enwald, und mit dem redete ich wohl mehrere Stunden, auch wenn ich mich schon am nächsten Tag nicht erinnern konnte, über was. F. fing das ganze Wochenende wieder von dem Od*enwaldmann an, wenn ich ihn schon wieder völlig vergessen hatte. Ich wollte den Od*enwaldmann küssen, aber er wollte nicht, weil er seit über 24 Stunden wach war, in einer komischen Phase, und sich von F. sehr merkwürdig beobachtet vor kam. Das konnte ich verstehen. Ben*jamin wollte aber unbedingt meine Nummer, er würde sich auch melden, ach, er war sehr süß und schelmisch, 27 Jahre jung, und hatte ein entzückendes Lächeln. Alles war sehr easy going an diesem wundervollen Nachmittag und Abend.

Nur für N. nicht. Sie war eine Bekannte von F., die auch hier in der Ecke wohnt, und wir bauten auf sie als... "Versorgerin". Leider war uns beiden das Ausmaß ihrer Zuneigung ggü. F. nicht bewusst. Dies änderte sich schlagartig schon auf der Party, und so richtig dann, als diese Frau nach der Party in meiner Wohnung saß, gemeinsam mit F. und mir, und S. (ein weiterer Bekannter von F., der aus FFM kam für dieses Event). Es wurde eine recht kuriose und anfangs noch mich sehr erheiternde Situation. Was S. und N. nicht wussten, war, dass der Od*enwaldmann mich mit ausreichend Pep für F. und mich ausgestattet hatte. Weder F. noch ich legten gesteigerten Wert darauf, dass N. weiterhin blieb. Diese flippte dann auch völlig aus, als F. eröffnete, er möchte gerne im Lo*ft weiterfeiern. Ich als Gastgeber schloss mich seiner Idee umgehend an. Und N. Ja. Die tobte. Warum, das haben wir nicht so begriffen, und es war uns auch herzlich egal. S. wollte nur noch pennen und besetzte mein Bett. F. und ich ergriffen die Flucht nach mehreren urkomischen Szenen (ntm: Kellerszene).

Dummerweise war das kein freundliches Pep, und so ereilte mich im Lo*ft hochgradiges Unwohlsein, und wir mussten diese Exkursion nach einer Stunde abbrechen. Müde waren wir allerdings nicht, und beseelt von der Angst, dass N. immer noch in meiner Wohnung lauerte. Also probierten wir einige Kneipen in meinem Viertel, aber immer ergriff mich ähnliche Panik, und so schlichen wir gegen 3 Uhr zu meiner Wohnung. Bis mir klar wurde: "F.!!! Wir SCHLEICHEN in meine Wohnung! Ich habe Angst in meine eigene Wohnung zu gehen!" Wir musten lachen, fanden das aber irgendwie alles trotzdem nicht witzig, denn: N. war natürlich immer noch da, obwohl sie anfangs versichert hatte, ihr Plan sei es, direkt nach dem Be*ach um 22 Uhr abgeholt und nach Hause gebracht zu werden.

Tja. Das war nun alles sehr komisch, für Außenstehende. Schließlich und endlich musste dann leider ich den letzten Arschlochstoß geben, um endlich Ruhe in meiner eigenen Wohnung zu haben, nachdem F. drohte ins Hotel zu gehen und N. sich allen widerlichen Aussagen von F. zum Trotz nicht wegbegeben wollte. Sie tat mir leid. Und doch verwies ich sie letztendlich an die Taxis vor der Tür, weil mir das einfach ein zu blöder Film und zu doofe Diskussionen in meinem eigenen Wohnzimmer waren.

Der Leser sollte wissen, dass N. und F. sich zuvor nur einmal gesehen und da ein bisschen geknutscht hatten. N. war daraufhin schon tödlich beleidigt, wie F. es nur in Erwägung ziehen kann, ohne Rücksicht auf sie für längere Zeit nach Asien zu gehen, und warum in Gottes Namen F. denn nicht ihre tiefen Gefühle ("ich bin total verliebt") erwidert, "nach all dem, was war!"

Mein Gott. War ich froh. Diese Ruhe. Ich badete erstmal ausgiebig, und den Rest der Nacht verbrachten F. und ich chillend und Musik hörend, pendelnd zwischen Sofa und Balkon.

Am Sonntag gings uns scheiße. Beiden.

Und drei Wochen später, über den 4.8., kam F. wieder, um "das Bild, dass du von mir hast, gerade zu rücken." Gut, sollte er das tun. Wir gingen zum Be*ach und ließen uns von Do*mini*k Eu*lberg beglücken. Dort stieß ich auf eine mir bis dahin relativ fremde Kollegin, und als ich mich nur an der Nase kratzte meinte sie: oh ne, zum Ziehen hab ich leider nix, aber ich kann dir ein bisschen reines M*D*M*A* geben, in die Cola. Na gut. Dann redete ich lange mit ihr. F. glaubte nicht daran, dass er auch was von den Leckerlis abbekommen hat, wegen den Eiswürfeln, und war pissed. Und noch ein bisschen mehr pissed, weil ich mich so gut mit der Kollegin unterhielt.

Dann öffnete der Himmel seine Tore und schüttete Gottesmusik auf uns herab. Das mag aber auch an dem M*D*M*A gelegen haben.

Nach einem überaus netten Nachmittag kam der Abend, und F. war anstrengend, er ist einfach anstrengend. Ich berichtete bereits davon. Nachts ging es mir sehr schlecht. Ich kotzte mir die Seele aus dem Leib, und er wollte doch tatsächlich meine Haare halten, aber er lies sich auch leicht davon abbringen. Am Sonntag ging es mir immer noch schlecht.

Der Montag war gut. Auch davon berichtete ich bereits. Und wir kamen auf die Idee, im Spätherbst gemeinsam in den Urlaub zu fahren.

Parallel dazu hatte ich Kontakt mit Ben*jamin. Immer mal wieder, sporadisch, er meldete sich, fragte wie es ginge, aber irgendwie eierten wir beide um ein Wiedersehen herum, wobei er aber doch darauf beharrte, man solle es doch irgendwann einfach tun.

Zwei Wochen nach dem letzten Wochenende mit F. traf ich mich dann mit ihm. Nein, nichts Wildes, vereinbarten wir. Nur einen Film kucken. Nein, S*ex.. alles kann, nichts muss, aber eher nein, jedenfalls sagte ich das von meiner Seite.
Der Mann kam, sah, brachte sehr freundliches Pep und siegte.

Irgendwann konnte ich dem Film nicht mehr folgen, und seine Lippen waren einfach zu nah. Wir vögelten durch die ganze Wohnung. Der Mann hat einen Adonis-Körper und eine Anziehungskraft, der ich mich leider aufgrund all der alkoholischen Getränke und des Peps nicht entziehen konnte. Es war schlichtweg umwerfend.Er hatte einen wunderschönen Schwanz.

Um 4 Uhr musste er schlafen. Fußballspiel am nächsten Tag. Ich war dermaßen euphorisch und unter Strom, dass ich noch 1 Stunde auf dem Sofa masturbierte. Dann dachte ich mir: auf ins Nachtleben (wir hatten zuvor geklärt, dass das durchaus ok ist, wenn ich ihn alleine lasse).

Der Klavierengel hatte sich zwischenzeitlich in dieser Nacht gemeldet und gefragt, ob ich mit weggehen wollte. Aber da sich mein Besucher zu diesem Zeitpunkt vehement gegen jegliche "Outdoor"-Aktivitäten wehrte, musste ich ihm absagen, meinte aber, dass ich mich melde, wenn ich später nachkommen will. Und das tat ich jetzt. Leider ging er nicht ans Telefon. Also dachte ich mir: ach aufn Bier ins Rho*dos ist sicher noch drin. Ich schwebte also völlig glückseelig durch den Jun*gbu*sch. Und wen traf ich vor dem Rho*dos? Den Klavierengel.

Da war die Freunde groß. Wir fielen uns in die Arme. "Wow, du siehst fantastisch aus! Und ich mag deinen Look. Heiß!" Ich schätze, es lag daran, dass ich nicht geduscht hatte. Vermutlich strömte aus all meinen Poren der pure Sex. Ich sah aber auch wirklich verdammt gut aus. Der Klavierengel hatte einen Kumpel im Schlepptau, den B. (nicht Be*njamin ;-)).

Da das Rho*dos schloß, gingen wir gar nicht erst rein, sondern wollten in die Ol*die-Ki*ste. Die hatte aber noch nicht auf, oder nicht mehr, oder überhaupt gar nicht mehr, wir wissen es nicht. Also fuhren wir in die Neck*arstadt zur Wohnung des Klavierengels. Dort tranken wir fröhlich Bier, quatschten, lachten, hörten Klang*karussel, und ich merkte an, dass ja wohl auch B.'s Augen irgendwie groß wie Teller seien. Der B. und ich hatten uns gleich identifiziert. Und irgendwie zogen auch wir uns an wie Magnete. Ich erzählte den Jungs von meiner Nacht, sie johlten und freuten sich, und es war uns allen einfach ein Fest, dass wir uns so spät gefunden hatten und uns so gut verstanden. Irgendwann spät am morgen, vielleicht um 10 Uhr, fielen wir ins Bett.

Ich nächtigte im Bett des Klavierengels, mit dem Klavierengel, B. hatte sein Lager im Arbeits- und Wohnzimmer. Der Klavierengel zog mich an sich und flüsterte: der arme B. liegt jetzt da drüben und betet tausend Worte, dass du zu ihm rüber kommst. Er sollte recht behalten. Beim Aufwachen (4 Stunden später) fand ich eine sms von ihm auf meinem Handy, wir hatten Nummern getauscht: "Ich will dich. Auf Pep, scheißegal. Du bist es." Na das war ja eine Nacht. Zurück zu den Armen des Klavierengels. "Ich will dich", flüsterte er weiter in mein Ohr, "so sehr"... ich erinnerte ihn ziemlich abgeklärt daran, dass ich bereits eine sehr heiße Nacht hinter mir und null weiteres Bedürfnis hatte. Und dann schlief ich auch schon ein.

Am "nächsten Morgen" (also 4 Stunden später) kam B. ins Zimmer. "Leg dich her", sagte ich, und meinte einfach nur liegen. Wer rechnet denn damit, dass Männer es durchaus in Erwägung ziehen, einen Dreier mit nur einer Frau zu haben? Diese beiden taten es. Anfangs tat ich mir schwer und war völlig überfordert. Und irgendwann war es einfach nur noch gut. Bis der Klavierengel über meine Brüste kam, während B. mich leckte. Da war es mir dann auch genug.

Und überhaupt war es genug. Was waren das für Wochen? Es ist, als hätte ich die knapp 1,5 Jahre Nür*nberger Einsamkeit, Kummer, Langeweile und Frust aus mir rausgefeiert.

Als ich nach Hause kam, war Ben*jamin natürlich nicht mehr da. Das Fußballspiel. Er hatte auch keinen Zettel hinterlassen. Ich musste wieder masturbieren. Das war alles einfach zuviel für mich, als dass ich einfach.. hätte schlafen können. Es war, als hätte ich ein Wochenende lang in S*e*x gebadet. Und es war großartig.

Allerdings nicht nachhaltig. Die ganze Woche darauf hing ich in den Seilen, als hätte ich den schlimmsten Liebeskummer seit dem kleinen Professor. Alles an Adrenalin, Endorphin und Energie verschleudert, für mehrere Tage. Zeit die Handbremse zu ziehen. Für länger. Schluss mit lustig. Wo Cabman einst schrieb "Klein die Kosten, groß der Gewinn", ist meine Bilanz bzgl. Chemie immer wieder "Groß die Kosten, klein der Gewinn", aber missen möchte ich diese Wochen nun trotzdem nicht. Aber es ist wieder Zeit für piano, piano, und auf mich selbst besinnen, nicht von mir wegschwimmen.

Das darauf folgende Wochenende tat ich gar nichts. Nur Ben*jamin meldete sich, der wollte gerne den Film zuende sehen. Zum Glück hatte auch er dann irgendwie schlechte Laune, und ich nahm ihm die Entscheidung ab, ob er nun kommen soll oder nicht, und wir vertagten das Ganze. Ich war sehr erleichtert.

Mit B. habe ich nochmal telefoniert, kurz nach dem Wochenende. Er wollte mich dann auch gleich sehen, doch ich sagte ab. Heute rief ich ihn wieder an, auf dem Rückweg von F*F*M. Ich hatte dort einen langen Arbeitstag verbracht und stand auf der Autobahn im Stau. Er meinte, ja lass uns doch sehen heute Abend. Aber irgendwie war es gerade ungünstig, und er wollte sich später melden. Das tat er nicht. Und das ist gut, denn so konnte ich das endlich aufschreiben. Das muss ich tun, denn ernsthaft: hätte ich es nicht erlebt, ich würde glauben, es war ein Traum, oder Film.
[Edit: er hat sich doch noch gemeldet, jetzt will er mich am Samstag sehen, für mich kochen in meiner Küche. Naja... ich bin skeptisch.. diese Männer...]

Diese Woche war viel besser. Der "Liebeskummer" verflüchtigte sich seit ca. Montag. So lange habe ich noch nie gelitten. Aber es waren auch ungewohnt harte Wochenenden in Reihe. Heute trinke ich auch meinen ersten Alkohol seit zwei Wochen. Ein Bier, und das ist noch halb voll. Ich brauche die Energie, für die Arbeit. Aber davon schreibe ich ein ander mal. Auf der Baustelle läuft es zwar auch turbulent, aber gut.

Daneben ist viel anderes passiert. Der weitere Kontakt mit F., ich habe seit dem wilden Männerwochenende mit B. und Ben*jamin und F. Kopfkino, projeziere wohl meine Wildheit auf ihn, und doch, er bleibt dabei, er möchte gern mit mir in den Urlaub. Natürlich weiß er nichts von meinen Eskapaden. Nächstes Wochenende besuche ich ihn am Samstag Abend in Mü*nchen.

Und mit Ph. ist viel passiert, der in Be*rlin lebt, und in den vergangenen Wochen nach dem Ende einer grauenhaften Beziehung inkl. ihm verschwiegener Abtr*eibung von grässlichen Panikattachen und abgrundtiefen Depressionen heimgesucht wird. Und wir sind uns so nahe, wie ich mir selten mit Menschen bin. Ohne dass einer von uns Angst hat. Weil wir uns kennen. Ich habe ihm die Aktion von Februar verziehen. Und ich bin froh, dass wir uns haben. Und froh vor allem, dass er mich hat.

Und mit LeSchwe, ein auf und ab, aber alles in allem auch hier sind wir froh, dass wir uns haben, wir lernen immer mehr voneinander, lernen uns kennen, lernen uns akzeptieren und tolerieren in Bereichen, für die wir früher Unverständnis hatten.

Und in der Therapie.

Ich weiß nicht, wohin, aber es fließt, und ich lasse mich gerne einfach weiter treiben. Es bricht weiterhin etwas auf, was aufbrechen muss. Auf- und Umbruch. Ich möchte das Leben umarmen, in mich aufsaugen, und nie wieder rauslassen. Bei aller Melancholie und Sehnsucht, die zeitweise mitschwingt.