Mittwoch, 15. August 2012
Wenn wir feiern, ist er anstrengend. Er kann auch arschig wirken, aber letztendlich schreit er einfach nur, dass er verletzt ist oder ein Aufmerksamkeitsdefizit hat. Vielleicht, weil ich dort meistens mit anderen rede.

Wenn er nüchtern ist, ist er wie ein Lämmchen. Witzig auch. Eigentlich verstehen wir uns gut. Tanzen umeinander rum wie zwei verspielte Welpen, necken uns und trietzen uns.

Er bittet mich ihm etwas vorzulesen. Bevor wir an den Badesee fahren, packe ich ein Buch ein, ein Buch das jemand bei mir vergessen hatte, vor langer Zeit. Damals habe ich diesem Menschen auch vorgelesen, aber nicht so. Ich war befangen, hatte Angst vor dem Klang meiner eigenen Stimme. Angst vor Korrekturen, Angst belächelt zu werden.
Diesmal lese ich einfach. Und wenn ich innehalte und frage ob er überhaupt zuhört, schaut er mich mit großen Augen an und widerholt den letzten Satz fast wörtlich. Wenn ich einfach innehalte und still bin, scharrt er an meiner Schulter und sagt: weiterlesen!

Ich glaube, er ist eine verkümmerte Seele. Die (mir neue weil damals noch nicht anwesende Kollegin) G. schaut mich von der Seite an, heute auf der Terrasse. Sie war am Samstag auch am Ha*fenstrand, und wir haben uns voreinander so nackt gemacht, dass uns beiden inzwischen davor graut, aber wir haben beschlossen einander zu vertrauen.

Was wollen wir immer nur mit den verkümmerten Seelen? Sie werden uns nie pushen, nie mit uns auf Augenhöhe sein. Es werden immer wir die sein, die Kraft geben, sagt sie. "Er steht auf dich, er steht so verdammt auf dich, das sieht ein Blinder. Aber was willst du? Lass dich treiben, hör auf deinen Bauch.."

Es läuft nichts zwischen uns. Als wir jetzt völlig unterwegs waren, da lief ein bisschen was, aber nicht viel, und in den Tagen danach ist es einfach nur, als wären wir Freunde, lernen uns kennen. Nein nicht ganz - es ist eher als hätte er dann Angst sich an mir zu verbrennen.

Nur heute Morgen, als der Abschied nahte, da suchte er sie, die Nähe, voller Scheu und unbeholfen, um sofort seine Hand wieder zurückzuziehen.

Ich glaube er ist unglücklich, oder einfach nur unzufrieden mit sich. Vielleicht ist er auch einfach nur negativ. Vielleicht tue ich ihm auch einfach nur furchtbar unrecht an dieser Stelle.

Er sagte die ganze Zeit über, er würde das Buch mitnehmen, wenn er fährt, und eine meiner Doppelbettmatratzen, weil er selten so gut geschlafen hätte. Das machst du nie, habe ich gelacht. Und als ich heute von der Arbeit nach Hause komme, liegt ein Zettel auf meinem Wohnzimmertisch. Falls er das mit den Geschenken falsch interpretiert hätte, müsse ich ihn mit einem großen Auto besuchen kommen. Auf "seiner" Seite des Bettes liegen nur noch, ordentlich gemacht, Bettdecke und Kopfkissen. Erst nach vielen Minuten finde ich Matratze und Buch unter meinem Bett.

und doch

wem oder was würde ich da eigentlich nachgehen

Das ganze verdammte Sofa riecht nach ihm.

Er erinnert mich, allen Unterschieden zum Trotz, mit irgendetwas zu sehr an jemanden, den ich mal kannte.



Blaetter im Wind ~ ... link (0 Kommentare)   ... comment



Ganz ohne direkten Bezug...
... aber viel zu vertraut... die ganze Story. Nur ohne Borderline.

„Wenn ich das Gefühl hatte für einen Mann wichtig zu sein, habe ich die Beine breitgemacht. Ich dachte Liebe bedeutet die Beine breit zu machen. In alle Ewigkeit, die Beine breit machen, um meinen Himmel zu sehen, mein kleines Stück Paradies. Ich habe die Beine breitgemacht, um zu vergessen, wer ich bin. Die Zurückweisung zu vergessen. Ich habe die Beine breitgemacht, um zu leuchten wie ein kleiner Stern.“


„Ich bin von allem abhängig was mit Liebe zu tun hat. Es ist merkwürdig, wenn man mich liebt. Ich meine, dann, wenn es mir gut gehen sollte, dann laufe ich weg. Und dann wenn es weh tut, dann klammer ich. Als ob es unbedingt weh tun muss.“


~Borderline - Kikis Story

Meeresgrund ~ ... link (0 Kommentare)   ... comment