Mittwoch, 22. Oktober 2008
Situationskomik
Uns überholt im stolpernden Eilschritt ein junges Mädchen auf unglaublich hohen, dünnen Absatzschuhen. M und ich grinsen uns an. Plötzlich bleibt das Mädchen abrupt vor uns stehen, zieht energisch seine Schuhe aus, vertauscht links und rechts, zieht sie wieder an, dreht sich zu uns um und meint: "Man und ich hab mich schon die ganze Zeit gefragt, warum ich darin nicht richtig laufen kann!!!"




Freitag, 17. Oktober 2008
Jetzt, da das Priclen weg ist und der Alkohol meine Blutbahnen verlassen hat, frag ich mich, ob ich eigentlich noch ganz bei Trost bin.

Wenn ich das lese, was ich gestern geschrieben habe, dann erinnert mich das einfach nur an eins: wie es mit dem "anderen Namen" angefangen hat. Nur das Thema Lügen, das ist ein grundlegender Unterschied. Und dass ich mich niemals in den Jü verlieben könnte, wieso, weiß ich auch nicht. Außedem bin ich um eine gravierende Erfahrung weiter.

Dennoch. Muss das sein?




Im Dezember ist es ein Jahr, dass wir uns kennen, der Jü und ich. Und schon seit der ersten Begegnung im Skiurlaub ist die sexuelle Spannung zwischen uns greifbar. Wir sehen uns selten, aber wenn wir uns sehen, prickelt es bis in die Kopfhaut. Streicheln und küssen. Mehr ist nie. Zum einen weil ich einen Freund hatte, und er immer noch eine Freundin hat.

Heute war er hier. Er will seine Freundin und mich miteinander bekannt machen. Denn er lügt sie nicht an. Sie weiß, dass er mich sehr mag. Und er hofft, dass ... ach Jü. Ich bin keine Bedrohung für sie. Selbst wenn er und ich Sex hätten. Nochmal ein Kaliber der Größenordnung "anderer Name" reizt mich für eine Bindung überhaupt nicht. Bindungen im allgemeinen, derzeit. Aber er meint, er will sie nicht anlügen. Wenn sie mich kennt und er mit ihr darüber gesprochen hat, wäre es zumindest ehrlicher. Merkwürdige Beziehungsmuster gibt es. Vielleicht muss man die bei Drogenabhängigen aber einfach nicht verstehen. Immerhin einer, der nicht lügt. Es überrascht mich.

Gerade ist er gegangen. Ich liege wach, und es prickelt immer noch.. bis in alle Spitzen. Im Dezember dann wieder, vielleicht. Gebucht ist der Skiurlaub.

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Mittwoch, 15. Oktober 2008
Somnia
Es ist eine Mischung aus altem Schulhaus und Scheune. Dort wohnt mein Arzt. Ein Rezept möchte ich von ihm. Die Tür ist verschlossen, durch die ringsum fast durchgehend bis zum Boden verglasten Scheiben kann ich sehen, wie sein Assistent zur Tür eilt und mir aufsperrt. Na endlich, meint er, endlich kommt mal jemand. Wie merkwürdig, denk ich mir, keine Wartezeit beim Arzt, sondern so wenig Verkehr, dass er sogar die Tür zu lässt. Der Arzt kommt bald, meint der Assistent, aber er holt mich schon mal ins Sprechzimmer. Der Assistent verwandelt sich in ein kleines Märchenwesen, einen weißen Hut mit großen roten Punkten auf dem Kopf, über dem Gesicht ein weißer Schleier. Das Wesen möchte mir eine Maniküre verpassen. Ewigkeiten feilt und poliert und lackiert das Wesen, die Farbe trägt es unregelmäßig, auf, manchmal in fetten Schichten, dann wieder gar nichts. Es korrigiert und korrigiert, und am Ende sieht es immer noch - scheisse aus.

Cut

Ich stehe in einem Auto am unteren Ende der Unterführung, durch die man bergauf zum Haus meiner Mutter kommt. Es herrscht Spätsommerlicht, es ist still, Grillen zirpen, ein leichter Wind geht. Ich steige aus dem Auto, nur bekleidet mit einem weißen Slip und einem weißen Trägerhemdchen aus Seide. Langsam gehe ich die Unterführung bergauf, am Ende kann ich links ein Getreidefeld mit hohen Ähren sehen, und hohe Gräser wiegen sich dazwischen im Wind. Ich stehe im Tunnel und putze Zähne, sehe nachdenklich bergauf, bis mir einfällt, dass die Autos gleich grün bekommen, also gehe ich zurück zum Auto. Vor meinem Auto sind aus dem Nichts hohe Gräser gewachsen, dazwischen wachsen niedrige rote Rosen. Ich liebe hohe Gräser. Es sieht wunderschön aus. Vorsichtig mache ich die Autotür auf, als ich sie schließen will besteht die Gefahr, dass ich die halbe Flora und Fauna mit in mein Auto schließe. Eine Biene summt, ich schüttel den Kopf auf meinem Kopfkissen und wache auf.

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Seit vielen Tagen, jede Nacht intensivstes Kino, von dem leider jeweils nicht einmal die Hälfte in Erinnerung bleibt.

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Sonntag, 12. Oktober 2008
Und schon wieder Sterne.
Die Sterne ziehen sich gerade durch mein Leben wie ein roter Faden. Neuen Lieblingsplatz in F*F*M entdeckt: das Stern*taler.




Samstag, 11. Oktober 2008
Synthesis.
Als hätte ich gewusst, dass die Überschrift heute besser passt.

"Wie ist es Ihnen ergangen, in den letzten Wochen?"
Es war ´.. schrecklich..., ein verkrampftes Schluchzen, viele Erläuterungen, und nun weiß sie endlich um mein Blog, wenn nicht jetzt, wann dann, und es hat einfach eine zu große Rolle gespielt. Ich rede und rede, von meiner Gefühlsmenge und -vielfalt, vom Rauf und Runter, von dem Gefühl, dass in mir Neues geboren wird, von einem Gefühl des inneren Umbruchs, und von der Sehnsucht nach Dröhnung, nach dem Abgrund, vom Zwispalt, von vielen vielen Tränen, vom Lachen und von all dem. Vom Nein zu ihm, und vom Ja zum Leben, von einem "mir meiner selbst bewusster werden", von meinem Gespräch mit dem Chef, davon, dass sich dieses Gefühls- und Gedanken-Chaos trotz allem gut anfühlt.

"Sie sind zwischen zwei Wegen."

Mit jedem Satz, den ich ausspreche, wird mir die Seele leichter und das Gemüt froher.

Am Ende lächelt sie mich offen und herzlich an. Sitzt da, und lacht mich an. "Sie sagten, es war schrecklich. Sie haben derzeit hohen Seegang, und das wird auch noch eine Weile so bleiben. Aber ich glaube, eigentlich ist doch alles gut."

Ja, das ist es. Das Leben ist spannend. Es ist schön. Denn es gehört alles dazu, und ich bin froh, dass ich es fühlen kann. Dass ich mich fühlen kann.




Freitag, 10. Oktober 2008
Down a windy road. (by Quadro Nuevo)
"In dieser Nacht dann, als ich in meinem Bett im Honighaus lag und die Augen schloss, lief das Summen der Bienen durch meinen ganzen Körper. Durch die ganze Erde. Die Seelen der Verstorbenen fuhren auf."

Sue Monk Kidd - Die Bienenhüterin


Dieses Buch berührt mich unheimlich. Oft muss ich mich in der Bahn zusammenreißen, damit ich nicht hemmungslos anfange zu schluchzen. Gestern Nacht im Bett, vor dem Einschlafen, dieser Abschnitt über den Tod. Als das Kapitel zu Ende ist, laufen mir Sturzbäche übers Gesicht; und ich weiß nicht wieso, ich murmel ein leises "Tschüss".

Es ist das erste mal von all den intensiven Träumen, dass ich von uns nicht als Paar träume, sondern von einem definitiv getrennten Wir, aber im freundschaftlichen Umgang miteinander.

Diesen Umgang wird es nie geben. Zu tief die Enttäuschung über Gelogenes und zu groß die Verletzung. Aber heute zum ersten mal das Gefühl eines ruhigen Loslassens. Vielleicht auch ein Annehmen, dass Ich bin wie Ich bin. Dass es ist, wie es ist, und dass es gut so ist.


Ich weiß nicht, ob du hier liest. Ich möchte es nicht wissen. Du würdest dir das alles als Egoschmeichler nehmen, meine Güte, ist die immer noch nicht drüber hinweg, nein, siehst du, das bin ich nicht. Ich habe dich geliebt, und du hast mir weh getan. Du warst mir nah. Ich hab mich getraut. Du würdest dich vielleicht lustig über mich machen, oder mich bemitleiden. Ich müsste lächeln, und dir sagen, du lagst noch nie so falsch.

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Ich will keinen, der mich ansieht.
Ich will einen, der mich sieht.




Donnerstag, 9. Oktober 2008
Neuer Tag, neues Projekt, neues Glück. Zufriedenheit mit meiner Arbeit. Ein ganz neues Gefühl, fast vergessen wie das ist.

Schade, dass mich morgen das Alte wieder hat, und das noch bis Ende des Jahres. Aber vielleicht kann ich zwischendrin mehr Neues einbauen.

Flirte.

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"Hey Thisbe, schön dass du heute Abend mitgehst, ich hab dem R. schon bescheid gesagt, dass du kommst, er freut sich auf dich!"

Was? Wohin gehen? Und wer ist eigentlich R.? Heute nicht. Aber nächste Woche seh ich mir den R. gerne an.

Der andere indirekte Kollege schmiert mir den ganzen Tag Honig um den Mund. Ich könnte glatt um 10 cm wachsen.

Alle sind so süss zu mir.


Nur der Chef dort nicht. Jede Woche denk ich mir, die war so scheisse, das ist nicht mehr zu toppen. Und dann fängt die neue Woche an. Aber den Scheissteil eines jeden Tages blende ich heut einfach mal aus.

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