Sonntag, 2. November 2008
Freitag, 31.10.2008 - 24 Stunden.
Schweiß, Drogengestank, Bässe im Bauch, Nebelschwaden, tanzende Leiber. Jede Menge abgelebter Typen. Riesen Pupillen, soweit das Auge reicht. Jubelnde Menschen. Ich eine von ihnen. Ich werde nicht aufwachen, das hier ist real.

Der Essensgeruch aus der Kantine ist abstoßend, ich will heute Nacht nichts essen. Ich will feiern. Sve*n Vä*th wird 44. Das Co*co*on bebt. Rundgänge, Klogänge, Rauchgänge in den großen Innenhof. Heizstrahler. Jü, K., A., Ke. Dürre Frauen, verrückte Frisuren, unsinnige Gespräche, und Musik, so laut, jede Faser meines Körpers ist erfüllt von den Tönen und Bässen, ich werde vorangetrieben, vorwärts, vorwärts. Joris Vo*orn. Wir werden Sklaven der Klänge. Individuen verschmelzen zu einer einzigen extatischen Masse. Es dröhnt über mich hinweg wie Peitschenhiebe. Es ist der absolute sensationelle Wahnsinn.


Nie habe ich mich selbst so hinterfragt. Wie passt das zu dem kompletten Kapitel "anderer Name"? Zu meinen Vorwürfen ihm gegenüber? Gar nicht. Das lässt sich nicht schönreden mit: ich habe einen anderen Umgang damit, ein-, zweimal im Jahr sind doch etwas ganz anderes als jede Woche oder jeden Tag. Es ist Missbrauch. Es tut mir körperlich nicht gut. Aber es ist diese zwei Mal im Jahr der Hammer.


In den frühen Morgenstunden beginnt mich die Veranstaltung zu langweilen. Die Menschen sind nur noch drauf. Wirklich extrem. Schweiß- und Chemiegestank werden immer strenger. Will ich das? Die Anbaggerversuche des Typens neben mir, der meine strahlenden Augen vergöttert hat, deren Farbe er doch bei meiner Pupillengröße gar nicht erahnen konnte. All die Komplimente. Pe*p turnt oft. Sex. Während ich dort stehe und die Menschen beobachte, überschlagen sich die Gedanken.

All die Menschen, ich sehe sie, und weiß, dass ich aus deren Sicht eine von ihnen bin, und sehe mich selbst doch so abgegrenzt.

Ich stelle mir vor, das jedes Wochenende zu haben. Oder öfter. Mit diesen Menschen näher in Kontakt zu treten, sie als meine "Clique" zu bezeichnen, denn wer teilt sonst schon die Feierleidenschaft, wenn nicht die Menschen, die es eben jedes Wochenende tun. Und für mehr als Feiern bleibt da dann keine Zeit. Das dazwischen sind nur die Regenerationsphasen für die nächste Party.

Die Vorstellung gelingt mir nicht. Ich will das gar nicht öfters. Das ist nicht meine Welt. In dieser Welt ist so wenig, und wenn, dann nur ein Häppchen künstliches Glück, kaum sichtbar neben dem riesen Berg von grausamer Wahrheit. Das sind nicht die Menschen, denen ich nahe sein will, und ich will die Menschen, die mir nahe sind, nicht wegen meiner 2-mal-jährlichen "Nachtaktivitäten" verlieren. Ich lüge sie trotzdem nicht an.

Gegen 8 Uhr ins Hotel, kein Schlaf in Sicht, höchstens Ruhen. Verschal*lert. Um 16 Uhr zurück nach MA. Ein verquatschter, lustiger Abend mit Jü, Ke und K., der privat bleiben muss, weil einfach nicht in Worte zu packen. Und jetzt gerade nach Hause. Mit mindestens 1 Kilo weniger auf den Rippen. Wo ich doch zunehmen will. Dünn seh ich eh schon aus, das 1 Kilo fehlt offensichtlich.

Bin ich keinen Deut besser als der "andere Name"? Ich rechtfertige mich so sehr vor mir selber. Dass ich selbst nie maßlos konsumiere, dass ich mich nicht wegschieße, sondern das volle Bewusstsein für meine Handlungen behalte. Aber wer kann die Wirkung von Drogen schon kontrollieren? Dass ich nicht lüge, und vor allem nicht mich selbst belüge. Oder doch? Ich weiß nicht hin, ich weiß nicht her.

Wochenenden, wie sie für mich nicht mehr vorkommen sollten.
Wohenenden, wie sie mir ein-, zweimal im Jahr gefallen.
Wie sag ichs der Therapeutin.


 
Du bist auch nur ein Mensch. Sei nicht so hart zu dir.Wenn du zwei Wochenenden im Jahr sowas machen willst, dann mach es. Aber dann sag auch voll und ganz "ja" dazu und bestrafe dich hinterher nicht mit Vorwürfen.

... link  

 
@carlie: es ist nichtmal so, dass ich mir Vorwürfe mache. Es ist vielmehr ein ganz ganz schlechtes Gewissen und die Frage, ob ich eine Doppelmoral lebe.
Ansich sehe ich das so wie du - frage mich dann aber im gleichen Zug, ob ich das denn überhaupt "darf".

... link  

 
Du darst mit deinem Leben das machen was du möchtest, finde ich.

... link  

 
@carlie: ja, das stimmt. Das darf der "andere Name" ja auch. Und trotzdem hab ich ihn dafür gehasst. Ich ersehne eine Absolution, was das Thema betrifft, die nur ich mir selbst geben kann, und das schaffe ich irgendwie nicht.

... link  


... comment
 
Ich finde das wirklich nicht unlogisch. Für Dich sind so Wochenenden die Ausnahme, für Dingsda sind sie die Normalität, das ist auch schon der ganze Unterschied. Da gibt es nichts zu rechtfertigen und das kann jeder für sich selbst entscheiden.

Übrigens kommt mir dabei eine andere Geschichte in den Sinn, die möglicherweise etwas damit zu tun hat, wieso da mal Vertrauen war.

... link  

 
@novemberregen: da bekomm ich gerade Gänsehaut. Meld mich dazu gleich nochmal, aber auf den Schreck muss ich eine rauchen.

... link  

 
Ähm. Sorry.

... link  

 
@novemberregen: nein, bitte. Ich hatte diesen Zusammenhang noch nie so hergestellt. Da fällt es mir wie Schuppen von den Augen! Mein Vertrauen basierte auf seiner Hilfe, als ich mich doch einmal - mit ihm zusammen - komplett abgeschossen hatte. Drogen als Basis. Ja. Wie hätte das jemals reichen sollen. In der Tat. So krass war mir das nie bewusst. Danke, ernsthaft!

... link  

 
Na dann - gerne. Auch wenn ich das leicht anders meinte. ;-)

... link  

 
@novemberregen: darf ich fragen, wie? würde mich sehr interessieren.

... link  

 
Ach... ich bin einfach sauschlecht im verurteilen und seh gern alles für sich und selten als "Gesamtbild". Ich hätte die Geschichte von damals als völlig validen Grund für Vertrauen gesehen. Das es letztendlich alles anders ausging, ist blöd, aber hat damit (für mich) wenig zu tun und wäre (für mich) eher etwas, an das ich mich positiv erinnern würde. Was durchaus an meiner leicht zwanghaft positiven Haltung liegen kann: ich mag nie glauben, dass Zeit mit Menschen verschwendet war.

... link  

 
@novemberregen: beneidenswert, Ihre Grundhaltung :-) Und ich muss Ihnen recht geben: die Zeit war nicht verschwendet, im Gegenteil, sie war für mich eine der wertvollsten bisher.
Ich denke halt, dass dieses Hilfegebiet SEIN Gebiet ist. Das sind seine Gewässer, da ist er sicher, da kennt er sich aus. Das kann er geben. Was darüber hinaus geht, ist zuviel an... ich weiß auch nicht. Ich glaub ich rede gerade einen wahnsinns Krampf.
Ich sollte jetzt einfach endlich mal schlafen, und morgen nochmal über Ihre Worte nachdenken. Vielen Dank derweil, und gute Nacht :-)

... link  


... comment
 
Ich werd wahnsinnig. Warum feiert die WG unter mir ausgerechnet heute so eine wilde Einweihungsparty? Ich gönn ihnen den Spaß von ganzem Herzen. Aber ich will so gern einfach nur endlich endlich schlafen. Allerdings hört es sich an, als fände die Party direkt neben meinem Bett statt.

... link  


... comment
 
Ich weiß nicht, ob ich hier etwas sinnvolles beitragen kann, da ich das Gefühl, 'drauf' zu feinern, nur aus Erzählungen kenne. Ich habe mir irgendwann mal gesagt, daß ich das Zeug nicht brauche. Und aus Gesprächen mit Leuten, die anders entschieden haben stimmt das wohl auch insoweit daß man es nicht braucht - bis man irgendwann die Erfahrung gemacht hat, wie es mit ist.
Für einige die ich kenne, die weg von dem Zeug wollten, war die einzige logische Konsequenz, daß sie auch nicht mehr feiern konnten - wie in dem altem Witz wo der Typ sagt 'wasn daß für ne scheiß Musik' nachdem sein Ec*ta*y nachgelassen hat. Aber bei denen ging es auch um Leute, die jedes Wochenende unterwegs waren, so wie der dessen Name hier nicht genant wird. Wenn Du es Dir zweimal im Jahr gönnen willst, dann tu es - es wird weder Deine Gesundheit noch Deinen Charakter kaputtmachen.

PS: Joris war da? Den hatte ich diesen Sommer gesehen. Sehr fein, zumindest einen Ausgleich für den Tra*ce- Brei vom Sv*n.

... link  

 
@Erik: das trifft den Nagel auf den Kopf - man braucht es nicht, bis man weiß wie es mit ist.
Ehrlich gesagt war ich selbst auch sehr sehr selten auf solchen Parties ohne das Zeug. Aber mir fehlen diese Parties inzwischen auch nicht mehr. Spannend finde ich, dass du den Charakter ansprichst. Darüber habe ich mir viele Gedanken gemacht. Eben wegen dem lebhaften Beispiel "er". Letztendlich ist es wohl wie mit den meisten Dingen - die Masse machts (schlecht). Phu. Ja. Dieses Thema. Wie geht es dir denn, wenn du die ganzen Verrückten bei den Parties siehst?

Joris war da, und er war genial, das war wirklich das absolute Highlight an dem Abend. Vä*th war auch gut, aber wer auch immer in den Morgenstunden aufgelegt hat - ich fands langweilig. Kann sogar nochma der Vä*th gewesen sein, keine Ahnung.

... link  

 
Das mit dem Charakter habe ich geschrieben, weil ich mir dachte, daß Du Dir darum Sorgen machst. Aber hey, Du hast ein abwechslungreiches Leben: Job, Freunde, Familie, die Dir am Herzen liegen und zuerst kommen. Dadurch daß Du ab und an Ch*mie zu Dir nimmst, wird sich das nicht ändern. Es wäre natürlich besser, drauf zu verzichten, aber wenns nicht geht, dann nimms eben so mit.

Ich hab recht gute Methoden entwickelt das Thema auszublenden. Ich weiß, was sich dort viele antun, aber es ist nicht mein Problem und solange sie sich das Zeug aus freiem Willen reinpfeifen, kann ich schwer was dagegen tun. Manche Exzesse kriege ich auch mit - wenn jemand mit seinem Pul*er auf offener Tanzfläche hantiert, oder Pil*en verteilt werden wie Kaugummis. Daß ich Probleme habe, Leuten in die Augen zu schauen würde ich in den Kontext schon fast als Vorteil bezeichnen.
Sonst halte ich mich im Mittelpunkt der Party auf, dort wo gefeiert wird, und nicht da wo die rumliegen, bei denen die Wirkung schon nachläßt.

Laut Website war noch On*ur Öz*er da. Der war auf Gr**n & Bl*e sehr gut, ich kenn ihn auch noch vom letzten Jahr. Der Gute ist halt minimaler als das restliche Aufgebot, also eigentlich nichts für Leute die zum Babba fahren.

... link  

 
@Erik: Ja, es ist wirklich ein Vorteil, den Leuten nicht in die Augen zu sehen. Es ist beängstigend. Auch diese Verteilung à la Kaugummi. Wirklich. Ganz beängstigend. Wie ein großer Schnäppchenmarkt.

Je minimaler, desto besser. Zum Babba selber wollt ich ja gar nicht, der ist sonst auch nich so mein Ding - nur zu der Party ;-) ich gehe dann davon aus, dass der Herr in den Morgenstunden ein anderer war. Es war irgendwie etwas trancig, bilde ich mir ein mich zu erinnern, und zu viele unterschiedliche Töne.

... link  

 
Trancig? Vielleicht war das ja doch der Babba, und am Anfang wars Onur? Ansonsten fällt mir zu trancig eigentlich nur noch der James ein. Aber der ist halt ein richtiger Trancer - Engländer halt.

... link  


... comment
 
Meine spontanen Gedanken dazu hat *Novemberregen* schon sehr schön ausgedrückt.
Ganz dick unterstreiche ich dabei: "Für Dich sind so Wochenenden die Ausnahme, für Dingsda sind sie die Normalität"

... link  

 
@surety: danke, das von dir zu hören überrascht mich nun doch etwas :-) umso besser tut es mir.

... link  

 
Auch wenn ich niemandem zu Wochenenden diesen Kalibers zuraraten würde (und ich sie für mich selbst trotz allem schon immer ausgeschlossen habe) weiß ich sehr deutlich zu unterscheiden :-)))

... link  


... comment
 
irgendwann hört das einfach auf
irgendwann sind dir andere dinge einfach wichtiger.
alles zu seiner zeit.

... link  

 
@tomm tiefer:
das hatte alles schon mal ganz aufgehört.

aber Sie haben sicher recht. alles zu seiner zeit.

... link  

 
oh ja.

aber wenn man es tut, was immer es sein mag, dann doch bitte wenigstens überzeugt. tu es oder lass es sein.
meine erfahrung: sobald sich zweifel allzu laut einschleichen, ist es oft an der zeit loszulassen, oder die art und weise zu überdenken.

der "freundeskreis" in dem fall ist eh fürn arsch.

... link  

 
@tomm: ich habe keine "freunde" hier, die sowas machen. einer, der dabei war, macht das so unregelmäßig wie ich, und das eine pärchen wohnt sonst in MUC. All meine wirklichen Freunde haben mit dem Zeug überhaupt nichts zu tun. Oder sind inzwischen komplett abstinent.

Freunde gibts in dem "Métier" nicht. Genau so ist es. Und "Pseudo-Freunde" mag ich nich ;-)

Deine Worte finde ich gut. Zeit Loszulassen, oder die Art und Weise überdenken.

... link  


... comment