Dienstag, 11. November 2008
Und mein Tag heut so?
War letzte Woche krank geschrieben. Komme heute zurück zum Kunden und merke - mein Arbeitgeber dort ist diese Woche im Urlaub. Nix hinterlassen. Also erstmal Speiseplan studiert.

Köttbullar gegessen. Werde über den ganzen Tag minütlich von meinem Magen daran erinnert. Verbreite in meinem Umfeld stoßartig unangenehme Köttbullar-Fahnen.

Mit Kollegen geschäkert, trotz Fahne. Ein bisschen telefoniert. Ein bisschen gemailt. Löcher in die Luft gestarrt. Dabei natürlich je nach Situation beschäftigt bzw. angestrengt nachdenklich ausgesehen.

Meeting moderiert, aber intern. Ha. Ein Rückenfaller. Messer wieder aus Rücken gezogen. Festgestellt: bin kein Bluter.

LeSchwe erklärt mir, dass in HH jetzt angeblich ein "drogenfreier-Bahnhof"-Programm läuft, mit Klassischer Musik, weil das die Druffis nicht ertragen und sich deswegen vom Bahnhof trollen. Hätt ich das mal früher gewusst.....

Mit Kumpel Be telefoniert, seit langem mal wieder. Er sendet mir einen Link zur Online-Ausgabe unserer Heimat-Lokalzeitung. Köstlichst. Ein 45.000-Seelen-Städtchen, in dem Wildpinkler, Freestyle-Raucher und minderjährige Alkoholiker ihr Unwesen treiben. Tränen gelacht. Wenn ich hier vor die Tür geh, steig ich erstmal in Kotze, die von den Pennern, die vorm Waschsalon ihre Bierchen in der Öffentlichkeit schlürfen, hinterlassen wurde. Mein Doktor ist bekannt für die arbeitnehmerfreundliche Methadon-Ausgabe und abgestochen wird hier auch schon mal jemand. Hm. Stumpfe ab.

Mit Kollegin über firmeninterne Positionsbezeichnungen philosophiert. B*U*M*S. Bu*siness U*nit *Man*agers.
"Und, haben Sie Ziele?" "Ja, ich will BUMSE werden!"
"Was machen Sie so in der Firma?" "Och. Bumse."
"Na, auch hochgebumst?"


Seufz. Das war ein guter Tag.




Samstag, 8. November 2008
Yes, I can auch! Change und so! Deswegen koch ich jetzt Gemüseeintopf. Ha.

[Edit] Es mundet. Aber ach. Wat is mir ööööde jetzt.




Sonntag, 2. November 2008
Die WG-Party unter mir ist seit ca. 1 Stunde vorbei. Schlafen konnte ich seitdem trotzdem nicht, da mich "Gut gegen Nordwind", ein von Frau Ella "geliehenes" Hörbuch, durch die Nacht, bis in den Morgen gebracht hat. Was für ein furchtbares Ende.
Ich bin schon viel zu lange wach, sollte mich Schnäuzen, meine Tränen wegwischen und die Äuglein schließen. Aber ich bin so aufgewühlt, als wäre ich selbst Emmi und hätte diese letzte Nachricht in meinem Postfach.

Danke Frau Ella, ein großartiger Tipp, Müdigkeit hin oder her :-)




Sonntag, 26. Oktober 2008
Gude Laune!
Nach 4 Stunden Fleischauskochen, Schnippeln und simmern sitzen die LeSchwe und ich schmatzend über meiner ersten Gemüsesuppe. Und sie ist köstlich! Ich dachte immer, ich kann nicht kochen, aber Fakt ist: ich habe es bis vor einigen Wochen nie wirklich versucht, und dieser Eintopf ist für mich ein kleines Wunder. Wir lachen, essen, trinken Rotwein und hören Musik, es ist ein herrlich entspannter Abend.

Bis wir beschließen, spontan (LeSchwe hat das insgeheim forciert, sie schleppte diverse Oberteile für mich an) schräg gegenüber in diese ehemalige Rotlicht-Bar zu gehen. Nur mal kurz. Wenns uns nicht gefällt (kaum zu glauben, dass ich noch nie drin war), können wir ja einfach wieder gehen. Der Laden ist klein, gemütlich und brechend voll.

Leiber reiben sich an Leiber, es wird geraucht, getrunken, und vor allem: gebaggert! Manche betreiben das so offensichtlich, dass man das Gefühl bekommt, mit einer riesigen Baggerschaufel konfrontiert zu sein, die einen gleich platt machen wird. Schnell ist uns klar: das hier isn Hin*umit!

Ich hatte vergessen, wie es draußen ist. Zu lange war ich begraben in der Beziehung. Es sind nicht alle Flirtpartner in dieser Lokalität angenehm, aber es macht Spaß! Das Tanzen, das Reden, und vor allem das Reden mit Max.

Er ist groß, schlank, charmant ohne aufdringlich zu sein, und sexy, mit sinnlichen Lippen, die sich magisch von meinen angezogen fühlen. Aber ich wage es noch nicht, ich liebe den Reiz des Nichtstattfindenden. Seine Hände wandern nach einer ganzen Weile zu oft in meine hinteren Hosentaschen, und so lass ich mich weitertreiben durch diesen testosterongeschwängerten Abend.

LeSchwe und ich habe einen mords Spaß und eine Stunde länger, einen irre lustigen Absacker und vor dem Bettgehen am Morgen noch einen Teller Suppe. Das war einfach die erlösende Nacht. Das Fieber hat mich wieder gepackt. Das Feierfieber. Das Tanzfieber. Das Flirtfieber. Hunger nach mehr. Gude Laune, LeSchwe.

Rühreifrühstück, Wäsche waschen, Apfelkuchen backen, Seele baumeln lassen, mein Mozart-Stückchen üben.

Und dieses Jahr werde ich Sylvester nicht alleine feiern. Sondern mit dem mir wichtigsten Menschen des Jahres.

Es ist alles so gut. Es gibt Tage, da könnt ich vor Freude heulen.




Samstag, 25. Oktober 2008
Rückwärtsgang.
Wo er denn die ganze Zeit ist, weil man ihn fast nicht mehr sieht, fragt die L. ihn, wie sie mir erzählt. Er sei eigentlich so gut wie zurück nach F*F*M gezogen, antwortet er, habe aber seine WG mit dem Mitbewohner hier noch.


Wow. Das ist ja mal. Mir fehlen die Worte. Zu wem zieht man denn nach so kurzer Trennungszeit? Ich glaub, ihr denkt das gleiche wie ich. Zu der Frau, mit der es wegen mir (?) vorbei war. Die nie losgelassen hat. Bei der er an Sylvester war. Der er frühestens im Mai (wenn überhaupt) von uns erzählt hat. Wegen derer Geburtstag er an diesem Tag keinen Urlaub mit mir machen wollte. Deren BH eines Tages im Bett lag, weil sie sich angeblich nur umziehen wollte. Zu der Frau, für die das Buch vor einem Jahr gedacht war.

Die Puzzlestücke formen endlich ein Bild. Eins sag ich dir. Den Schmerz nehm ich nicht auf mich. Nicht diesmal. Der ist deiner. Ich verachte dich. Nicht mich.

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Freitag, 24. Oktober 2008
Lebensfreude trieft aus all meinen Poren.

Neue Stiefel, ich komme ab Januar aus dem Hassprojekt raus, ich darf in dem neuen Theaterstück mitwirken, freue mich auf den Skiurlaub, tolles Gespräch mit meinem Waldi, ich liebe meine Freunde, und meinen Vater, und überhaupt.

Das Leben ist randvoll an Liebe.

Soundtrack: Hair - Aquarius (Hairifiziert, wie Kollegin M. sagt....)




Donnerstag, 23. Oktober 2008
Happy suicide, Mr. Foolish.
Hätte Kollegin M. mich nicht daran erinnert und wäre ich nicht bei Frau Carlie drüber gestolpert: Der andere Name wurde (am Montag?) 30.

Älter will er ja nicht werden, nur 30. Das predigt er sich selbst seit Jahren. Glückwunsch, Ziel erreicht. Trotz der erwähnten Kinder-Pläne bei weiterer Drogenkarriere. Ein Widerspruch? Nicht doch ;-)

Letztes Jahr habe ich seinen Geburtstag bei ihm gefeiert, wir waren nur zu zweit, irgendwie hatten alle anderen "Freunde" spontan keine Zeit.. Es war ganz am Anfang unserer Beziehung. Wir sind essen gegangen, irgendwann haben wir Lines gezogen und sind im Morgengrauen zum Bahnhof, um mir Kreuzworträtselhefte zu kaufen, weil ich mich langweilte.

Nothing left to say.

Doch, eins, und das ganz unbitter, aufrichtig und von Herzen: Ich wünsche dir ein neues Leben. Ein Gutes.




Mittwoch, 22. Oktober 2008
Situationskomik
Uns überholt im stolpernden Eilschritt ein junges Mädchen auf unglaublich hohen, dünnen Absatzschuhen. M und ich grinsen uns an. Plötzlich bleibt das Mädchen abrupt vor uns stehen, zieht energisch seine Schuhe aus, vertauscht links und rechts, zieht sie wieder an, dreht sich zu uns um und meint: "Man und ich hab mich schon die ganze Zeit gefragt, warum ich darin nicht richtig laufen kann!!!"




Freitag, 17. Oktober 2008
Jetzt, da das Priclen weg ist und der Alkohol meine Blutbahnen verlassen hat, frag ich mich, ob ich eigentlich noch ganz bei Trost bin.

Wenn ich das lese, was ich gestern geschrieben habe, dann erinnert mich das einfach nur an eins: wie es mit dem "anderen Namen" angefangen hat. Nur das Thema Lügen, das ist ein grundlegender Unterschied. Und dass ich mich niemals in den Jü verlieben könnte, wieso, weiß ich auch nicht. Außedem bin ich um eine gravierende Erfahrung weiter.

Dennoch. Muss das sein?




Im Dezember ist es ein Jahr, dass wir uns kennen, der Jü und ich. Und schon seit der ersten Begegnung im Skiurlaub ist die sexuelle Spannung zwischen uns greifbar. Wir sehen uns selten, aber wenn wir uns sehen, prickelt es bis in die Kopfhaut. Streicheln und küssen. Mehr ist nie. Zum einen weil ich einen Freund hatte, und er immer noch eine Freundin hat.

Heute war er hier. Er will seine Freundin und mich miteinander bekannt machen. Denn er lügt sie nicht an. Sie weiß, dass er mich sehr mag. Und er hofft, dass ... ach Jü. Ich bin keine Bedrohung für sie. Selbst wenn er und ich Sex hätten. Nochmal ein Kaliber der Größenordnung "anderer Name" reizt mich für eine Bindung überhaupt nicht. Bindungen im allgemeinen, derzeit. Aber er meint, er will sie nicht anlügen. Wenn sie mich kennt und er mit ihr darüber gesprochen hat, wäre es zumindest ehrlicher. Merkwürdige Beziehungsmuster gibt es. Vielleicht muss man die bei Drogenabhängigen aber einfach nicht verstehen. Immerhin einer, der nicht lügt. Es überrascht mich.

Gerade ist er gegangen. Ich liege wach, und es prickelt immer noch.. bis in alle Spitzen. Im Dezember dann wieder, vielleicht. Gebucht ist der Skiurlaub.

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