Mittwoch, 25. Februar 2009
"We look into faces
Wait for a sign[...]
Wir sind allein
Allein allein [...]"
Polarkreis 18





Mit jedem Löffel aus dem Nutellaglas wird es schlimmer. Sturzbäche. Es war heute ein Schock ihn zu sehen. Grauenhafte Gefühle kamen hoch. Scham, klein und hässlich fühlen, und dumm. Ich wurde rot übers ganze Gesicht. Und Wut. Vielleicht auch eher Hass. Ich hasse es, ihm permanent mehr oder minder unerwartet begegnen zu müssen. Wie soll man da in aller Ruhe das Ganze aus sich rausschneiden. 8 Monate. Das ist doch nicht normal.

Als das Glas leer ist, kann ich nicht mehr. Ich greife zum Hörer und rufe den Herrn Vater an. Ich habe keine Ahnung, an wen ich mich sonst wenden soll. An N, die seit über 2 Jahren tapfer gegen ihre Sucht kämpft? An K., mit ihrem Baby? Nein. Und der Rest entfällt aufgrund ... sie können nicht damit umgehen, und ich kann es ihnen nicht verübeln. Ich kanns ja selber nicht.

Es sprudelt aus mir heraus, über die Drogen, darüber, dass ich mich im Job unausgelastet und unterfordert fühle, über das dringende Gefühl, etwas ändern zu müssen, darüber, dass ich nichts finde, was mir Spaß macht, um die Tage auszufüllen, kein Sport, das Klavier vielleicht noch. Für nichts empfinde ich Lust es anzugehen. Schlechter Empfang auf allen Frequenzen. Die Energie sucht sich den falschen Kanal.

Er hört zu, gefasst. Was ist mit mir los, frage ich ihn. Was ist bloß los mit mir. Was fehlt mir, was lässt in mir ein so großes Loch, dass ich es damit zu kompensieren versuche. "Ich weiß es nicht. Vielleicht fehlt dir einfach ein lieber, zuverlässiger Partner. Jemand an deiner Seite." Dicke Krokodilstränen laufen mir übers Gesicht. "Aber deswegen kann ich doch nicht das Zeug in mich reinstopfen!" Nein, natürlich nicht. Aber es wäre eine Erklärung.

Und dann weiß ich wieder, erinner mich an früher. Erinner mich daran, warum ich diesen Dingen damals verfallen war. Ich war dann gern mit mir allein. Ich mochte es dann regelrecht, allein zu sein. Ein Zustand, den ich ohne kaum ertragen konnte, und ich muss es leider sagen, immer noch kaum ertragen kann. Nicht ständig über so lange Zeiten. Zu häufig entspricht das Alleinsein dem Einsamsein. Ich bin viel allein. Und einsam auch oft dann, wenn Menschen um mich sind.

Ich glaube nicht, dass ein Partner alles heilen würde. Ein Teil in mir kennt diese Einsamkeit auch in der Partnerschaft. Aber es wäre gelogen wenn ich behaupten würde, dass ich niemanden an meiner Seite vermisse, dass ich nicht gerne teilen würde, gemeinsam durchs Leben gehen würde. Zugleich empfinde ich davor aber eine ungeheure Angst. Axel hat tiefe, grobe Wunden hinterlassen, vor deren wahrer Tiefe ich heute noch erschrecke.

Heute Nacht will ich träumen. Davon, die Einsamkeit nicht als Last zu empfinden, sondern sie mit Freude zu begrüßen: "Allein Allein, Allein Allein!" Über grüne Hügel und bunte Blumenwiesen möchte ich mit mir tanzen, das Gesicht gen Sonne und Sommerwind, und im Herzen die Gewissheit, dass das Leben wunderschön ist.