Freitag, 27. Februar 2009
Reha.
Sie sieht mich einfach nur an. Ich kann nicht einmal erahnen, was sie denkt. "Wundern Sie sich doch nicht darüber, dass es Ihnen Spaß gemacht hat. Wenn dem nicht so wäre, hätte das Zeug ja keinen Absatz."

Sie ist mit ihren Fragen wie immer auf der richtigen Spur. Ich versuche zu erklären, von dem Wegfallen des Einsamkeitsgefühls, von dem Empfinden attraktiv und selbstsicher zu sein, mich in mir wohl zu fühlen. Von der erotischen Selbstwahrnehmung. Von der inneren Ruhe, die mich überkommt, während der Körper sich nur der Musik, die soviel intensiver klingt, hingibt.

Sie scheint nicht erstaunt, packt den Zettel aus, den ich vor über einem Monat schreiben musste um eine Verlängerung zu beantragen. Meine Therapieziele. Selbstwertgefühl. Ein besseres Verhältnis zu meinem Körper. Ruhe und Gelassenheit finden. Alleinsein ohne Einsamkeit. Selbstliebe.

Ich bin schockiert, auch wenn das nun kaum zu glauben ist. Mir sind meine Therapieziele nicht permanent bewusst. Und sie so klar vor Augen geführt zu bekommen, nachdem ich ihr erläutert habe, was mir das Zeug gibt, und diese zwei Seiten decken sich so schrecklich, das ist wie eine Offenbarung. Eine, von der man meinen könnte, sie lag auf der Hand. In dieser Situation ist es wie ein riesen Gong.

"Sie wollen all das sein. Und das Zeug gibt es Ihnen, ist Ihre Krücke. In dem was Sie erzählen kommt auch die Ungeduld, die Sie mit sich selbst haben, zum Ausdruck. Sie wollen nicht mehr in der Gemütslage sein, in der Sie sind, und fragen sich, warum nicht endlich alles so ist, wie Sie es wollen, wo Sie doch 'schon ein Jahr Therapie machen'. Er tut weh, dieser Prozess, und er dauert.

Stellen Sie sich das vor wie bei einem kaputten Knie. Sie haben furchtbare Schmerzen, die Sie nicht mehr haben wollen. Eine Schmerztablette nimmt Ihnen den Schmerz eine zeitlang. Sie betäubt. Aber das, was das Knie stabilisiert, ist die Reha."

Ich habe den Glauben daran, an die Reha, in letzter Zeit verloren, sage ich ihr, und nur mein Kopf sagt mir, dass es der richtige Weg ist. Warscheinlich war der Ausrutscher absehbar.

Es tut gut, so gnadenlos ehrlich sein zu können. Ich bin gut aufgehoben bei meiner Reha-Krücke.


Bis zum nächsten mal soll ich einen Baum malen. Aber das ist ein anderes Thema.

 
Immerhin ist nun klar, was Ihr Job ist, Du hast das anscheinend eingesehen und sie wusste es eh schon. Die Richtung stimmt.

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Ja, und die Erleichterung darüber ist so riesig, dass ich seither auch von Ruhe erfüllt bin. Und einer unheimlichen Müdigkeit. Die Anspannung war enorm.

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Hach. Ruhe. Ich bin neidisch.

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@referral: ab auf die couch ;-)

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es wäre alles so viel einfacher, wenn nicht immer alles schlimmer werden müsste, bevor es gut wird.

es hilft sicher gar nicht, dass ich das sage: aber ich kann das unglaublich gut nachvollziehen, weil ich ganz ähnliches selbst durchgemacht habe. es ist furchtbar und scheußlich und lässt einen verzweifeln. ich dachte nicht, dass ich da jemals wieder rauskommen könnte - so oft, wie ich gescheitert bin. aber es geht. es geht wirklich.

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@amy: ja, der kopf weiß das. üb geduld, denk ich mir, üb geduld thisbe.

danke :-)

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zur not gibts ja immer noch die richtiges rehas.

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@amy: ich glaube, das ist nichts für mich. ich bin sehr froh, dass diese frau mich bereits ein jahr begleitet. da ist vertrauen, sie kennt mich und die intensive zeit mit axel. was sollten mir nun wieder "fremde" in sechs o.ä. wochen über mich erzählen. da fängt man nur wieder bei null an und versucht ständig, sich zu erklären.

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