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Mittwoch, 31. Oktober 2007
Audi, Cor Meum
thisbe, 00:03h
was sie uns da erzählt hat. Soviel Weisheit in der besten Freundin. Da schafft sie es, das, was dich seit Tagen quält, in ein so anderes Licht zu rücken. Ja, das Gespräch mit ihm vorhin, das tat weh, oder eher, dass er kein Gespräch wollte, sondern vollkommen verletzt und selbstgerecht stammelnd in seinem Sessel sass und dich nach einigen Minuten der Tür verwiesen hat. Dass er sich sein eigenes Bild von dir gebastelt hat, in seiner kleinen, wirren Welt, so ein falsches Bild, so festgefahren, resultierend aus einem einzigen Telefonat. Kaputt gemacht haben soll dieses Telefonat all das, was aufgebaut war. Was auch immer er da an dir aufarbeitet, es hat nichts mit dir zu tun. Absolut nichts.
Und dann kam sie und sprach zu uns. Was hat sie noch gesagt? Dass Kopf und Herz gar nicht so verschiedene Dinge sind. Wenn du an das Herz, also an dich, ranlassen würdest, was da im Kopf ist, dann, ja dann.
Eine irre Aussage, nicht wahr? Sagt man doch immer, dass man das Herz entscheiden lassen soll. Hat schon einmal ernsthaft jemand an dieser Aussage gezweifelt? Vielleicht irrt sich ja das Herz die ganze Zeit, weil die momentanen Gefühle nicht den tatsächlichen Wünschen entsprechen.
So stell ich dir nun diese Fragen: was wünscht du dir? Und was würdest du bei ihm bekommen?
Audi, Cor Meum, du würdest nicht das bekommen, von was du träumst. Eine normale Beziehung, in der auch er ganz bei sich ist, und nicht permanent versucht, den Deckel auf Gefühle zu klatschen. Du willst keinen Partner, der dem Kindsein nicht entwachsen kann sondern kindlich den Mund aufmacht, diese Scheisse in sich rein frisst, und denkt, los gehts.
Du willst jemanden, der am Wochenende etwas mit dir unternimmt, und zwar nicht nur nachts. Du willst jemanden, mit dem du Essen gehen und über Sandstrände rennen kannst. Der bei sich ist, und der dadurch auch bei dir sein kann.
Und wenn du das erkennst, tuts gar nicht mehr so weh. Traurig macht vielleicht nur, dass er das Potential hat, es aber nicht leben kann.
Weißt du nun, warum ich dich auf den Meeresgrund geschickt habe? Du bleibst da noch eine Weile. Sie ist Salzwasser, die beste Freundin. Viel Salzwasser brauchst du. Brauchen wir.
Und dann kam sie und sprach zu uns. Was hat sie noch gesagt? Dass Kopf und Herz gar nicht so verschiedene Dinge sind. Wenn du an das Herz, also an dich, ranlassen würdest, was da im Kopf ist, dann, ja dann.
Eine irre Aussage, nicht wahr? Sagt man doch immer, dass man das Herz entscheiden lassen soll. Hat schon einmal ernsthaft jemand an dieser Aussage gezweifelt? Vielleicht irrt sich ja das Herz die ganze Zeit, weil die momentanen Gefühle nicht den tatsächlichen Wünschen entsprechen.
So stell ich dir nun diese Fragen: was wünscht du dir? Und was würdest du bei ihm bekommen?
Audi, Cor Meum, du würdest nicht das bekommen, von was du träumst. Eine normale Beziehung, in der auch er ganz bei sich ist, und nicht permanent versucht, den Deckel auf Gefühle zu klatschen. Du willst keinen Partner, der dem Kindsein nicht entwachsen kann sondern kindlich den Mund aufmacht, diese Scheisse in sich rein frisst, und denkt, los gehts.
Du willst jemanden, der am Wochenende etwas mit dir unternimmt, und zwar nicht nur nachts. Du willst jemanden, mit dem du Essen gehen und über Sandstrände rennen kannst. Der bei sich ist, und der dadurch auch bei dir sein kann.
Und wenn du das erkennst, tuts gar nicht mehr so weh. Traurig macht vielleicht nur, dass er das Potential hat, es aber nicht leben kann.
Weißt du nun, warum ich dich auf den Meeresgrund geschickt habe? Du bleibst da noch eine Weile. Sie ist Salzwasser, die beste Freundin. Viel Salzwasser brauchst du. Brauchen wir.
Vide, Cor Meum
thisbe, 19:13h
so lasse ich dich nun hinab in die tiefe, stille Dunkelheit, dorthin, wo alles seinen Ursprung hat, hinab auf den Meeresgrund. Salzwasser hat eine heilende Wirkung, so heisst es, und deswegen sieh es nicht als Verbannung, sondern als Reha, so eine, wie sie nach schweren Unfällen notwendig ist, um Narben zu behandeln.
Ich verstehe, wenn du mir das übel nimmst, es fällt auch mir nicht leicht, dich gehen zu lassen, du bist immerhin ein Teil von mir. Aber eben einer, der krankt, und der dringend Ruhe statt Selbstzerfleischung benötigt. Ganz allein bist du dort ja nicht, es gibt so viele kleine Teilchen, Tiere, Wesen, die man auch gar nicht mit dem blossen Auge wahrnimmt. Wie so viele Dinge im Leben. Man sagt, mit dir sieht man am besten. Wie du gemerkt hast, traue ich meinen Augen immer noch mehr als dir. Insofern ändert sich doch dort unten ersteinmal gar nicht soviel für dich, nicht wahr? Außer, dass ich dich nicht mehr quäle. Und immerhin mühst du dich dann nicht vergebens, mir Dinge mitzuteilen. Weil du ja eh nicht da bist. Es erspart dir die Enttäuschung und weitere Narben, für die kein Platz ist.
Sei dir gewiss, der Tag wird kommen, an dem ich bereit für dich bin, und an dem ich dich brauche. Und so lasse ich eine klitze kleine Notfallschnur bei dir, eine Art Minianker, der uns verbindet. Wie die Notfallklingeln im Krankenhaus, weisst du? An der ziehst du dann, wenn Gefahr in Verzug ist. Und ich ziehe an ihr, wenn ich dich wieder bei mir haben kann.
Bis dahin: sieh, mein Herz, sieh. Ganz für dich allein.
Ich verstehe, wenn du mir das übel nimmst, es fällt auch mir nicht leicht, dich gehen zu lassen, du bist immerhin ein Teil von mir. Aber eben einer, der krankt, und der dringend Ruhe statt Selbstzerfleischung benötigt. Ganz allein bist du dort ja nicht, es gibt so viele kleine Teilchen, Tiere, Wesen, die man auch gar nicht mit dem blossen Auge wahrnimmt. Wie so viele Dinge im Leben. Man sagt, mit dir sieht man am besten. Wie du gemerkt hast, traue ich meinen Augen immer noch mehr als dir. Insofern ändert sich doch dort unten ersteinmal gar nicht soviel für dich, nicht wahr? Außer, dass ich dich nicht mehr quäle. Und immerhin mühst du dich dann nicht vergebens, mir Dinge mitzuteilen. Weil du ja eh nicht da bist. Es erspart dir die Enttäuschung und weitere Narben, für die kein Platz ist.
Sei dir gewiss, der Tag wird kommen, an dem ich bereit für dich bin, und an dem ich dich brauche. Und so lasse ich eine klitze kleine Notfallschnur bei dir, eine Art Minianker, der uns verbindet. Wie die Notfallklingeln im Krankenhaus, weisst du? An der ziehst du dann, wenn Gefahr in Verzug ist. Und ich ziehe an ihr, wenn ich dich wieder bei mir haben kann.
Bis dahin: sieh, mein Herz, sieh. Ganz für dich allein.
Donnerstag, 16. August 2007
Carpe noctem.
thisbe, 01:12h
Den Tag kann ich nämlich einfach nur in die Tonne treten.
Absurdus.
thisbe, 02:02h
Großspurig zu einer Bier- und Grillparty einladen und dann bemerken, dass man weder das eine noch das andere zu Hause hat.
Dienstag, 14. August 2007
Panem et circenses.
thisbe, 02:27h
Es rächt sich. Seit meiner unverhohlenen Schadenfreude über das blamable Spiel der Bayern gegen Wacker Burghausen erhalte ich einen Bundesliga-Newsletter.
Jetzt muss ich allerdings erwähnen, dass ich der Gattung "Pseudo-Fan" angehöre. Unter Höchstanstrengung habe ich mir die grundlegendsten Regeln beibringen lassen, um wenigstens für mein Umfeld Interesse an Taktik und Technik zu heucheln. Tatsächlich finde ich, dass der körperliche Aspekt nicht zu vernachlässigen ist. Man muss schließlich Klischees bedienen. So sitze ich dann auf dem Sofa, gröhle "ooh, schöööön freigespielt" und denke mir "ooh, schöööön freimachen".
Richtig bitter wird es dann, wenn man also diesen Newsletter tatsächlich öffnet, und dort dann nicht einmal wirklich etwas über Bundesliga steht. Am Anfang wird einem gleich wie ein Zaunpfahl über den Kopf gezogen, dass man ja sooo ein Glück hat, das graaade rechtzeitig das legendäre Gewinnspiel aktiviert wurde. Hurra. Ich versuche Euphorie zu empfinden. Doch diese wird noch vor der Entstehung ausgebremst. Denn dann steht da was von Spice-Girl, Nina "Alles wird gut" Ruge, Petra Roth und der Kanzlerin. Meine Augenlider werden fast so schwer wie von jener letztgenannten. Danach wird ein bisschen über das Wetter und die Dopingfälle im Radsport gelästert. Und die Bayreuther Festspiele finden neben Michael Schumacher auch noch Erwähnung. Ich unterdrücke ein Schnarchen. Zu guter letzt gibts dann noch eine Tüftelaufgabe. Irgendwas von Stücken und 70 Millionen Euro und Oktoberfestbierpreisen und Nationalökonomie. Ich würd da nicht lang rechnen, sondern die eine Hälfte der 70 Millionen in ein paar Stücke investieren und die andere in Oktoberfestbier, und dabei die Nationalökonomie Nationalökonomie sein lassen.
Bestätigt hat mich das Ganze wieder einmal nur in einem: viel gibts nicht zu sagen, über die Bundesliga. Man kuckt sie einfach, oder auch nicht, heuchelt Interesse, oder auch nicht, und ergötzt sich eben doch an den rein körperlichen Aspekten. Wenn die doch nur sowas mal in den Newsletter packen könnten...
Jetzt muss ich allerdings erwähnen, dass ich der Gattung "Pseudo-Fan" angehöre. Unter Höchstanstrengung habe ich mir die grundlegendsten Regeln beibringen lassen, um wenigstens für mein Umfeld Interesse an Taktik und Technik zu heucheln. Tatsächlich finde ich, dass der körperliche Aspekt nicht zu vernachlässigen ist. Man muss schließlich Klischees bedienen. So sitze ich dann auf dem Sofa, gröhle "ooh, schöööön freigespielt" und denke mir "ooh, schöööön freimachen".
Richtig bitter wird es dann, wenn man also diesen Newsletter tatsächlich öffnet, und dort dann nicht einmal wirklich etwas über Bundesliga steht. Am Anfang wird einem gleich wie ein Zaunpfahl über den Kopf gezogen, dass man ja sooo ein Glück hat, das graaade rechtzeitig das legendäre Gewinnspiel aktiviert wurde. Hurra. Ich versuche Euphorie zu empfinden. Doch diese wird noch vor der Entstehung ausgebremst. Denn dann steht da was von Spice-Girl, Nina "Alles wird gut" Ruge, Petra Roth und der Kanzlerin. Meine Augenlider werden fast so schwer wie von jener letztgenannten. Danach wird ein bisschen über das Wetter und die Dopingfälle im Radsport gelästert. Und die Bayreuther Festspiele finden neben Michael Schumacher auch noch Erwähnung. Ich unterdrücke ein Schnarchen. Zu guter letzt gibts dann noch eine Tüftelaufgabe. Irgendwas von Stücken und 70 Millionen Euro und Oktoberfestbierpreisen und Nationalökonomie. Ich würd da nicht lang rechnen, sondern die eine Hälfte der 70 Millionen in ein paar Stücke investieren und die andere in Oktoberfestbier, und dabei die Nationalökonomie Nationalökonomie sein lassen.
Bestätigt hat mich das Ganze wieder einmal nur in einem: viel gibts nicht zu sagen, über die Bundesliga. Man kuckt sie einfach, oder auch nicht, heuchelt Interesse, oder auch nicht, und ergötzt sich eben doch an den rein körperlichen Aspekten. Wenn die doch nur sowas mal in den Newsletter packen könnten...
Sonntag, 12. August 2007
Meum est propositum in taberna mori.
thisbe, 04:10h
Anna stellt mir das Weizen ungeordert auf den Thresen. "Danke, Anna." Ihr heißer Barkeeper Nils lächelt mir zu.
Der Koch schwankt mir auf seinem Barhocker derart entgegen, dass ich seine Fahne riechen kann. Mehr Schnäpse als Bier, dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen. An Feuer erinnert mich auch seine rote Winterjacke. Schön warm ist sie sicherlich ausserdem. Verbrennen kann man sich an dem Mann allerdings nicht. Er spuckt zuviel.
Seine vollen Lippen nähern sich den meinen bedrohlich. Schwesterlich leg ich ihm den Arm um die Schultern. "Hörste ma", sag ich, "wir haben Brüderschaft getrunken, und so verhalten wir uns auch." Er grinst über beide Ohren. "Dein Nobelschuppen bekommt dir nich!" Er grinst weiter. Wie ein frecher Schulbub.
Das Ehepaar neben uns beobachtet äußerst belustigt das Schauspiel. Er besucht einen Ärtzekongress, sie begleitet ihn und wird in nicht einmal einer Stunde 40. Sieht man ihr nich an. Ihren Mann würd ich dafür gerne mal länger ansehen.
Neben jenem Paar sitzt ein zweites. Wesentlich älteres. Sie schreibt Krimis. Für Senioren. Eine eigene Website hat sie auch. "Weisste, min Dirn, damals, als ich Krankenschwester war, da hatten wa die meisten Einlieferungen zur Tatort-Zeit."
Sie kuckt mich an, aus ihren weisen, hellblauen Augen. Sie blickt in mich.
"Steh auf." Das ist keine Frage. Wie in Trance erhebe ich mich leicht wankend von meinem Barhocker. "Klopf dir jetzt mit deiner rechten Hand auf die linke Schulter und sag: ich bin eine klasse Frau!". Stumm schüttel ich den Kopf. "Doch!!!", befiehlt sie. "nein nein, das kann ich nicht." Ich fange an zu weinen. Wie kann sie mich kaum kennen und in so wunde Punkte stieren? Sie bleibt hartnäckig, und als ich mich schluchzend ihrem Befehl beuge, strahlt sie fast so honigkuchenpferdmäßig wie der Koch. "So, und jetzt mit beiden Händen auf die Schultern und: ich schaffe das!" Ich tue, und sie ist glücklich. Ich bin sehr aufgewühlt, gerührt und trotzdem auch ein bisschen glücklich.
"Deine Seele ist auf Halbmast, Thisbe." Ich nicke und wische mir die Tränen von der Wange.Scheisse verdammt, was is das denn? Was will die Alte? Heul nich, Thisbe.
Draussen tobt der Sturm. Ist es das Tosen der Wellen, oder des Weizens, das in den Ohren klingt?
Es ist der Koch. "Yvetta!!!" lallt er mir ins Ohr. Nein, das bin ich nicht. "Die Yvetta, die strippt da unten in dem Lokal. Oi." Der Arme hat nicht nur tüchtig einen im Tee, sondern ist auch schwer verliebt. "Weisste was. Wir gehen da jetzt hin, zu deiner Yvetta, und dann ..." "Ohhh Gott Thisbe, das würdest du tun???" Ja, schwer bescheuert, wie ich bin.
Dieser Strip-Puff ist extrem verraucht. Den Koch habe ich auf Yvetta losgelassen, mit einem Zettel, auf dem seine Telefonnummer steht. Ich beobachte, wie er sich die Zähne ausbeisst. Kaum sitze ich an der Bar (immer noch in Wintermantel und Schal gepackt, extrem prüde fühlend), kommt so ein Sylter Pseudo-Intellektueller auf mich zu und nimmt ungebeten meine Hände in seine. "Die sind aber kalt". "Spinnst?" antworte ich ihm, "deine sind kalt! ICH arbeite NICHT hier." Er glotzt blöd und geht.
"That's a private hour." Mit diesen unbefriedigenden Worten entlässt die Yvetta meinen Koch. Manche Frauen wollen eben doch nur die Kohle.
Unter Einsatz meines Führerscheins fahre ich den Koch nach Kampen. Er zeigt mir die Dünen im Mondlicht, das wilde Kliff, und mein Gott, was soll ich sagen, ich liebe diese Insel.
Und weil ich neugierig bin, wie die Bediensteten der Bonzen untergebracht sind, lass ich mir sein Zimmer zeigen. Das Zimmer an sich ist schon schäbig, aber das Chaos! Der Mann ist versifft! Er will mir Sekt geben, und er tut mir so leid wegen Yvetta, aber ich gehe nach Hause.
In ner Kneipe sterben, das wünsch ich mir. Am Puls des Lebens.
Der Koch schwankt mir auf seinem Barhocker derart entgegen, dass ich seine Fahne riechen kann. Mehr Schnäpse als Bier, dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen. An Feuer erinnert mich auch seine rote Winterjacke. Schön warm ist sie sicherlich ausserdem. Verbrennen kann man sich an dem Mann allerdings nicht. Er spuckt zuviel.
Seine vollen Lippen nähern sich den meinen bedrohlich. Schwesterlich leg ich ihm den Arm um die Schultern. "Hörste ma", sag ich, "wir haben Brüderschaft getrunken, und so verhalten wir uns auch." Er grinst über beide Ohren. "Dein Nobelschuppen bekommt dir nich!" Er grinst weiter. Wie ein frecher Schulbub.
Das Ehepaar neben uns beobachtet äußerst belustigt das Schauspiel. Er besucht einen Ärtzekongress, sie begleitet ihn und wird in nicht einmal einer Stunde 40. Sieht man ihr nich an. Ihren Mann würd ich dafür gerne mal länger ansehen.
Neben jenem Paar sitzt ein zweites. Wesentlich älteres. Sie schreibt Krimis. Für Senioren. Eine eigene Website hat sie auch. "Weisste, min Dirn, damals, als ich Krankenschwester war, da hatten wa die meisten Einlieferungen zur Tatort-Zeit."
Sie kuckt mich an, aus ihren weisen, hellblauen Augen. Sie blickt in mich.
"Steh auf." Das ist keine Frage. Wie in Trance erhebe ich mich leicht wankend von meinem Barhocker. "Klopf dir jetzt mit deiner rechten Hand auf die linke Schulter und sag: ich bin eine klasse Frau!". Stumm schüttel ich den Kopf. "Doch!!!", befiehlt sie. "nein nein, das kann ich nicht." Ich fange an zu weinen. Wie kann sie mich kaum kennen und in so wunde Punkte stieren? Sie bleibt hartnäckig, und als ich mich schluchzend ihrem Befehl beuge, strahlt sie fast so honigkuchenpferdmäßig wie der Koch. "So, und jetzt mit beiden Händen auf die Schultern und: ich schaffe das!" Ich tue, und sie ist glücklich. Ich bin sehr aufgewühlt, gerührt und trotzdem auch ein bisschen glücklich.
"Deine Seele ist auf Halbmast, Thisbe." Ich nicke und wische mir die Tränen von der Wange.Scheisse verdammt, was is das denn? Was will die Alte? Heul nich, Thisbe.
Draussen tobt der Sturm. Ist es das Tosen der Wellen, oder des Weizens, das in den Ohren klingt?
Es ist der Koch. "Yvetta!!!" lallt er mir ins Ohr. Nein, das bin ich nicht. "Die Yvetta, die strippt da unten in dem Lokal. Oi." Der Arme hat nicht nur tüchtig einen im Tee, sondern ist auch schwer verliebt. "Weisste was. Wir gehen da jetzt hin, zu deiner Yvetta, und dann ..." "Ohhh Gott Thisbe, das würdest du tun???" Ja, schwer bescheuert, wie ich bin.
Dieser Strip-Puff ist extrem verraucht. Den Koch habe ich auf Yvetta losgelassen, mit einem Zettel, auf dem seine Telefonnummer steht. Ich beobachte, wie er sich die Zähne ausbeisst. Kaum sitze ich an der Bar (immer noch in Wintermantel und Schal gepackt, extrem prüde fühlend), kommt so ein Sylter Pseudo-Intellektueller auf mich zu und nimmt ungebeten meine Hände in seine. "Die sind aber kalt". "Spinnst?" antworte ich ihm, "deine sind kalt! ICH arbeite NICHT hier." Er glotzt blöd und geht.
"That's a private hour." Mit diesen unbefriedigenden Worten entlässt die Yvetta meinen Koch. Manche Frauen wollen eben doch nur die Kohle.
Unter Einsatz meines Führerscheins fahre ich den Koch nach Kampen. Er zeigt mir die Dünen im Mondlicht, das wilde Kliff, und mein Gott, was soll ich sagen, ich liebe diese Insel.
Und weil ich neugierig bin, wie die Bediensteten der Bonzen untergebracht sind, lass ich mir sein Zimmer zeigen. Das Zimmer an sich ist schon schäbig, aber das Chaos! Der Mann ist versifft! Er will mir Sekt geben, und er tut mir so leid wegen Yvetta, aber ich gehe nach Hause.
In ner Kneipe sterben, das wünsch ich mir. Am Puls des Lebens.
Anima
thisbe, 03:24h
Meine alternative Seele, die brecht ihr nicht.
Dienstag, 9. Mai 2006
Omnia bona mea mecum sunt*
thisbe, 12:58h
Den alten Lorenz kennt sie bereits seit vielen Jahren. Sein Reiterhof liegt direkt an der hübschen, baumgesäumten Hauptstraße, die durch das malerische Dorf führt. Es ist ihr Lieblingsdorf auf der Insel. Unzählige reetgedeckte Häuschen, alle gepflegt, ob rohe Ziegel oder frisch getüncht, Hagebuttensträuche, anheimelnde Teestuben.
Als Kind hat sie dem alten Lorenz ab und zu dabei geholfen, abends die Pferde auf die Koppel zu bringen und sie am nächsten Tag früh morgens wieder zum Stall zu führen. Sie liebt den Stallgeruch. Oft sitzt sie einfach im Eck auf einem Heuballen und beobachtet den alten Lorenz. Er hat faszinierende Augen, stahlblau blitzen sie kalt aber intelligent unter dem Schirm seiner Cordcap hervor. Noch nie hat sie so ein blau gesehen. Sie weiss nicht, ob sie in ihnen versinken soll, irgendwie flößen sie ihr Angst ein. Der alte Lorenz spricht mit den Pferden, oder singt für sie, meist Platt. Hingebungsvoll lauscht sie seinen Gesängen und seinen Geschichten, oder auch seinem Geschimpfe, und saugt dabei den Duft aus Heu, Leder, Sattelfett, Stalldung und Pferd tief in sich ein.
Auch wenn sie gerne an seinem Reitunterricht teilnimmt, der im Sommer überfüllt ist von Touristen, so ist es doch ihr höchstes Glück frühmorgens mit ihm auszureiten. Der alte Lorenz hängt lässig in seinem Sattel und pfeift vor sich hin, das Geschirr des Zaumzeugs klirrt wenn ein Pferd ungeduldig prustend seinen Kopf schüttelt, das Sattelleder knarzt, das leise Lachen der Reiter schwebt in der Luft. Bei gutem Wetter zwitschern Vögel munter von den Dächern und Bäumen, bei schlechtem Wetter zieht die kleine Karawane durch Nebelschwaden oder Nieselregen durchs Dorf Richtung Küste.
Sie könnte den Weg mit geschlossenen Augen reiten, so verinnerlicht hat sie ihn. Immer wenn sie den kleinen Hang hinter der Kirche hinabreiten, beginnt ihr Herz Purzelbäume zu schlagen, denn unten kann sie bereits das Meer sehen. Das Pferd spürt ihre Unruhe, tänzelt nervös und drängt vorwärts. Es fällt ihr schwer es zurückzuhalten, auch sie will nur noch lostoben. Endlich ist es soweit.
Im gestreckten Galopp durchs Wasser, den Oberkörper tief über den Pferdehals gebeugt, der Wind pfeift um die Nase und alles was sie hört ist das Trommeln der Hufe auf dem nassen Sand, spritzendes Wasser und das heulen des Windes. Jedes mal könnte sie jauchzen vor Glück, ihr ganzer Körper fühlt sich an als würde er jede Sekunde zerspringen wenn sie nicht laut ihre Freude in die Welt schreit.
Der alte Lorenz hasst Schön-Wetter-Reiter. Da Lorenz aber auch lieber ohne Regen ausreitet, zieht er immer seine Schön-Wetter-Jacke an. Er schwört darauf, dass es mit Sicherheit nicht regnen wird, wenn er diese Jacke trägt. Erstaunlicher Weise hat sich das fast immer bewahrheitet. Sie vermutet allerdings, dass er das Wetter der Insel inzwischen so gut kennt, dass er genau weiß, wann er die Jacke anziehen kann ohne bloßgestellt zu werden.
Lange reiten sie am Meer entlang, wenden dann ab ins Inselinnere und durchqueren Heidefelder auf sandigen Reitwegen. Schaukelnd in den Tag mit diesem unbeschreiblichen Duft der Heide vermischt mit dem des Meeres und der warmen, dampfenden Pferdekörper… Der alte Lorenz strahlt leise vor sich hin. Sie betrachtet sein Profil gegen die Sonne, bis er sich ihr zuwendet und sie aus seinen blauen Augen anblinzelt. Stilles Einvernehmen.
*Alles, was Wert für mich hat, habe ich bei mir (Seneca)
Als Kind hat sie dem alten Lorenz ab und zu dabei geholfen, abends die Pferde auf die Koppel zu bringen und sie am nächsten Tag früh morgens wieder zum Stall zu führen. Sie liebt den Stallgeruch. Oft sitzt sie einfach im Eck auf einem Heuballen und beobachtet den alten Lorenz. Er hat faszinierende Augen, stahlblau blitzen sie kalt aber intelligent unter dem Schirm seiner Cordcap hervor. Noch nie hat sie so ein blau gesehen. Sie weiss nicht, ob sie in ihnen versinken soll, irgendwie flößen sie ihr Angst ein. Der alte Lorenz spricht mit den Pferden, oder singt für sie, meist Platt. Hingebungsvoll lauscht sie seinen Gesängen und seinen Geschichten, oder auch seinem Geschimpfe, und saugt dabei den Duft aus Heu, Leder, Sattelfett, Stalldung und Pferd tief in sich ein.
Auch wenn sie gerne an seinem Reitunterricht teilnimmt, der im Sommer überfüllt ist von Touristen, so ist es doch ihr höchstes Glück frühmorgens mit ihm auszureiten. Der alte Lorenz hängt lässig in seinem Sattel und pfeift vor sich hin, das Geschirr des Zaumzeugs klirrt wenn ein Pferd ungeduldig prustend seinen Kopf schüttelt, das Sattelleder knarzt, das leise Lachen der Reiter schwebt in der Luft. Bei gutem Wetter zwitschern Vögel munter von den Dächern und Bäumen, bei schlechtem Wetter zieht die kleine Karawane durch Nebelschwaden oder Nieselregen durchs Dorf Richtung Küste.
Sie könnte den Weg mit geschlossenen Augen reiten, so verinnerlicht hat sie ihn. Immer wenn sie den kleinen Hang hinter der Kirche hinabreiten, beginnt ihr Herz Purzelbäume zu schlagen, denn unten kann sie bereits das Meer sehen. Das Pferd spürt ihre Unruhe, tänzelt nervös und drängt vorwärts. Es fällt ihr schwer es zurückzuhalten, auch sie will nur noch lostoben. Endlich ist es soweit.
Im gestreckten Galopp durchs Wasser, den Oberkörper tief über den Pferdehals gebeugt, der Wind pfeift um die Nase und alles was sie hört ist das Trommeln der Hufe auf dem nassen Sand, spritzendes Wasser und das heulen des Windes. Jedes mal könnte sie jauchzen vor Glück, ihr ganzer Körper fühlt sich an als würde er jede Sekunde zerspringen wenn sie nicht laut ihre Freude in die Welt schreit.
Der alte Lorenz hasst Schön-Wetter-Reiter. Da Lorenz aber auch lieber ohne Regen ausreitet, zieht er immer seine Schön-Wetter-Jacke an. Er schwört darauf, dass es mit Sicherheit nicht regnen wird, wenn er diese Jacke trägt. Erstaunlicher Weise hat sich das fast immer bewahrheitet. Sie vermutet allerdings, dass er das Wetter der Insel inzwischen so gut kennt, dass er genau weiß, wann er die Jacke anziehen kann ohne bloßgestellt zu werden.
Lange reiten sie am Meer entlang, wenden dann ab ins Inselinnere und durchqueren Heidefelder auf sandigen Reitwegen. Schaukelnd in den Tag mit diesem unbeschreiblichen Duft der Heide vermischt mit dem des Meeres und der warmen, dampfenden Pferdekörper… Der alte Lorenz strahlt leise vor sich hin. Sie betrachtet sein Profil gegen die Sonne, bis er sich ihr zuwendet und sie aus seinen blauen Augen anblinzelt. Stilles Einvernehmen.
*Alles, was Wert für mich hat, habe ich bei mir (Seneca)
Mittwoch, 12. April 2006
Fluctuat nec mergitur*
thisbe, 02:15h
Nachts sitzt sie gerne in der Dunkelheit ihres Wohnzimmers und blickt stundenlang auf das Meer. Wenn es die Temperaturen zulassen, öffnet sie das Fenster um dem rhythmischen Rauschen zuzuhören. Nie könnte ihr dabei langweilig werden. Sie fühlt sich dabei geborgen, als würden die Wellen sie fest umschließen und mit sich tragen.
Heute Nacht mischt sich das Salz in der Luft mit dem ihrer Tränen. Sie drückt sich das Kissen enger an den Bauch, holt tief Luft und greift nach ihrer Rotweinflasche. Wieso sie hier sitzt und weint ist ihr selbst nicht ganz klar. Ihr Unterbewusstsein sprudelt munter Emotionen hoch, die sie sonst so gerne vergräbt. Je mehr Gefühle sich auf sie stürzen, desto leerer fühlt sie sich. Sie kann ihrer Traurigkeit keinen Namen geben, kann sie nicht greifen. Stattdessen greifen ihre Abgründe nach ihr und wollen sie zu sich holen. Einzig das Meer nimmt sie beschützend in seine Arme und versöhnt sie mit ihrem Kummer. Während Boote ihren Anker in die Tiefen der Nordsee werfen, dient die See ihr als Boden und Anker zugleich, ihr, dem kleinen Schiffchen zwischen den Wogen, die sie mal sanft und gutmütig schaukeln, mal wild und erbarmungslos umherschleudern. Sie stand schon einige male davor zu kentern. Was ohne das Meer gewesen wäre, ist irrelevant. Denn es ist da.
Die zweite Flasche ist fast leer. Leicht wankend rafft sie sich auf und schreibt einen kurzen Brief, rollt ihn eng zusammen und bestückt die erste Flasche damit. Langsam spaziert sie hinunter zum Meer. Sie muss über sich selbst lächeln, fühlt sich ein bisschen albern und dramatisch. Aber sie ist sich ganz sicher, dass irgendwo jemand, der nicht weiß, wo Halt finden, einen Hinweis darauf braucht, dass er den Halt genau vor seiner Nase hat.
*Von den Wogen geschüttelt, wird es doch nicht untergehen.
Heute Nacht mischt sich das Salz in der Luft mit dem ihrer Tränen. Sie drückt sich das Kissen enger an den Bauch, holt tief Luft und greift nach ihrer Rotweinflasche. Wieso sie hier sitzt und weint ist ihr selbst nicht ganz klar. Ihr Unterbewusstsein sprudelt munter Emotionen hoch, die sie sonst so gerne vergräbt. Je mehr Gefühle sich auf sie stürzen, desto leerer fühlt sie sich. Sie kann ihrer Traurigkeit keinen Namen geben, kann sie nicht greifen. Stattdessen greifen ihre Abgründe nach ihr und wollen sie zu sich holen. Einzig das Meer nimmt sie beschützend in seine Arme und versöhnt sie mit ihrem Kummer. Während Boote ihren Anker in die Tiefen der Nordsee werfen, dient die See ihr als Boden und Anker zugleich, ihr, dem kleinen Schiffchen zwischen den Wogen, die sie mal sanft und gutmütig schaukeln, mal wild und erbarmungslos umherschleudern. Sie stand schon einige male davor zu kentern. Was ohne das Meer gewesen wäre, ist irrelevant. Denn es ist da.
Die zweite Flasche ist fast leer. Leicht wankend rafft sie sich auf und schreibt einen kurzen Brief, rollt ihn eng zusammen und bestückt die erste Flasche damit. Langsam spaziert sie hinunter zum Meer. Sie muss über sich selbst lächeln, fühlt sich ein bisschen albern und dramatisch. Aber sie ist sich ganz sicher, dass irgendwo jemand, der nicht weiß, wo Halt finden, einen Hinweis darauf braucht, dass er den Halt genau vor seiner Nase hat.
*Von den Wogen geschüttelt, wird es doch nicht untergehen.
Donnerstag, 30. März 2006
Heu me miserum*
thisbe, 22:32h
"Aaaaxeeel, schmierst du mir ein Marmeladenbrooot?" Genervt verdreht sie die Augen und wirft ihrem Bruder einen flehenden Blick zu. Bitte, mach das einfach, versucht sie ihm eindringlich zu vermitteln. Axel zuckt mit den Schultern, dreht sich um und geht in ihre geräumige Küche, um Lena das gewünschte Marmeladenbrot zuzubereiten.
Ihr Wohnzimmer sieht aus wie ein Schlachtfeld. Sie hatte ihren Bruder Axel mit seiner Frau Maja eingeladen, das obligatorische Sonntagsessen. Die beiden kommen gern zu ihr auf die Insel, aber wenn sie gewusst hätten, was sie da heute erwartet, wären sie wohl lieber auf dem Festland geblieben. Kaum hatten alle am Tisch Platz genommen, stand ihre Nachbarin verzweifelt mit ihren zwei Kindern vor der Tür. Den Kindern, die gerade ihr Wohnzimmer in ein Tollhaus verwandeln. Maja täuschte geschickt einen Migräneanfall vor und schlummerte nun seelenruhig im Schlafzimmer, während Axel und sie bemüht sind, Lena und Julian bei Laune zu halten.
"Hee, warum sind deine Titten größer als die von meiner Mama?" Da bleibt ihr glatt die Spucke weg. Noch während sie zu einem passenden Erklärungsversuch à la "Weil du deiner Mama alles leer gesaugt hast" ansetzt, beisst der Junge herzhaft zu, wie um sich zu vergewissern, dass da auch nichts platzen kann. Sie reibt sich ihre schmerzende Brust, und während sie auf den frühreifen Knaben schimpfend wie ein Rohrspatz einredet, nimmt sie aus den Augenwinkeln wahr, dass Lena gerade ihr antikes rotes Canapée als Trampolin missbraucht. Mit dem Marmeladenbrot in der Hand, die drohend über den weissen Kissen auf und ab wedelt.
"Axel, jetzt tu doch was!" Doch Axel starrt wie gebannt auf den Fernseher, in dem gerade Tom und Jerry läuft. Inzwischen hat sich Julian neben ihm platziert und fummelt sich, ganz nach guter Männer-Manier, in seinem Schritt rum. Da platzt ihr der Kragen. "Hör endlich auf, auf dem Sofa rumzuspringen! Und du, gönn deinem Lulumann endlich mal ne Pause!", entfährt es ihr. Sie erschrickt selbst über die Wut in ihrer Stimme. Alle Blicke sind auf sie gerichtet. Lena bleibt stocksteif stehen, das angeknabberte Brot in ihrer kleinen Kinderhand. Blitzartig ist es still im Wohnzimmer. Erleichtert will sie sich auf einem Stuhl niederlassen, als Lena sich zielgenau auf ihren Couchtisch übergibt. "Das gute Marmeladenbrot", stammelt Lena, und fängt an zu weinen.
Axel verzieht sein Gesicht langsam zu einem fiesen Grinsen. "Da haste dir ja was eingebrockt..." Beim Auslöffeln der Suppe hat er ihr dennoch geholfen.
*Weh mir Armen
Ihr Wohnzimmer sieht aus wie ein Schlachtfeld. Sie hatte ihren Bruder Axel mit seiner Frau Maja eingeladen, das obligatorische Sonntagsessen. Die beiden kommen gern zu ihr auf die Insel, aber wenn sie gewusst hätten, was sie da heute erwartet, wären sie wohl lieber auf dem Festland geblieben. Kaum hatten alle am Tisch Platz genommen, stand ihre Nachbarin verzweifelt mit ihren zwei Kindern vor der Tür. Den Kindern, die gerade ihr Wohnzimmer in ein Tollhaus verwandeln. Maja täuschte geschickt einen Migräneanfall vor und schlummerte nun seelenruhig im Schlafzimmer, während Axel und sie bemüht sind, Lena und Julian bei Laune zu halten.
"Hee, warum sind deine Titten größer als die von meiner Mama?" Da bleibt ihr glatt die Spucke weg. Noch während sie zu einem passenden Erklärungsversuch à la "Weil du deiner Mama alles leer gesaugt hast" ansetzt, beisst der Junge herzhaft zu, wie um sich zu vergewissern, dass da auch nichts platzen kann. Sie reibt sich ihre schmerzende Brust, und während sie auf den frühreifen Knaben schimpfend wie ein Rohrspatz einredet, nimmt sie aus den Augenwinkeln wahr, dass Lena gerade ihr antikes rotes Canapée als Trampolin missbraucht. Mit dem Marmeladenbrot in der Hand, die drohend über den weissen Kissen auf und ab wedelt.
"Axel, jetzt tu doch was!" Doch Axel starrt wie gebannt auf den Fernseher, in dem gerade Tom und Jerry läuft. Inzwischen hat sich Julian neben ihm platziert und fummelt sich, ganz nach guter Männer-Manier, in seinem Schritt rum. Da platzt ihr der Kragen. "Hör endlich auf, auf dem Sofa rumzuspringen! Und du, gönn deinem Lulumann endlich mal ne Pause!", entfährt es ihr. Sie erschrickt selbst über die Wut in ihrer Stimme. Alle Blicke sind auf sie gerichtet. Lena bleibt stocksteif stehen, das angeknabberte Brot in ihrer kleinen Kinderhand. Blitzartig ist es still im Wohnzimmer. Erleichtert will sie sich auf einem Stuhl niederlassen, als Lena sich zielgenau auf ihren Couchtisch übergibt. "Das gute Marmeladenbrot", stammelt Lena, und fängt an zu weinen.
Axel verzieht sein Gesicht langsam zu einem fiesen Grinsen. "Da haste dir ja was eingebrockt..." Beim Auslöffeln der Suppe hat er ihr dennoch geholfen.
*Weh mir Armen
Dum spiro spero*
thisbe, 02:40h
Es ist Nacht. Sie stehen mitten im Wald, sitzen im Auto, rauchen, und hören Musik. Das fanden sie damals aufregend. Sie und ihre Freundin, mit den zwei Jungs. Selbst noch keinen Führerschein, zwei halbwüchsige Mädels, voller Träume, Ideen und Illusionen. Sie kennen die zwei Jungs seit einem Sommer, der sich langsam dem Ende zuneigt. Sie will von keinem der Jungs etwas. Ihre Freundin steht auf Junge 1. Verstehen kann sie nicht, was die von ihm will. Er ist ein Weiberheld, hässlich und dumm dazu, der regelmäßig proletenartig die Oberweite der Frauen abschätzt.
An einem letzten strahlenden Sommertag mit azurblauem Himmel verabreden sich die zwei Mädels für einen Videoabend. Ihre Freundin wohnt etwas ausserhalb, deswegen wird sie mit den beiden Jungs dorthin fahren.
Junge 1 holt sie ab, meint, sie könnten ja noch ein bisschen rumfahren, die Sonne genießen. Etwas beunruhigt stimmt sie zu. "Wo ist Junge 2?" Den holen wir später ab, heisst es. "Ich will nicht zu spät kommen." Keine Sorgen soll sie sich machen.
Er hält auf einer Wiese. Sie hat keine Ahnung wo sie ist, hier war sie noch nie. Plötzlich vollzieht sich ein Wandel. Er starrt sie an. "Du willst es doch auch." Was will ich?, fragt sie sich. Nichts will ich.Ich will zu meiner Freundin. Doch er kann sie nicht mehr hören, schiebt ihr fasziniert seine rechte Hand zwischen ihre Beine. Sie versucht es ins Lustige zu ziehen. "Lass das, die beisst.".. Er lacht. Aber nicht fröhlich. Kehlig und bitter lacht er. Er will sich vergewissern.
Ihr wird klar, dass er alle Türen verriegelt hat. "Lass mich raus." Sie hat Angst, ihr wird bewusst, dass das kein Ausflug in die Natur ist. Sein hässlicher Kopf nähert sich, mit bedrohlichen, gierigen Lippen. Sie dreht sich weg, versucht verzweifelt, die Tür aufzumachen, doch sie ist völlig ausser sich, hat keine Kontrolle mehr über ihren Körper. Die hat er an sich gerissen. Sie schlägt um sich, versucht ihn zu beissen, während er seine Hose öffnet. Mit einer Hand spielt mit seinem steifen Glied, während er die andere zwischen ihren Reisverschluss drängt. Sie wird verrückt vor Angst, will schreien, doch er hält ihr schnell den Mund zu. "Wehe, du sagst etwas." In seinen Augen spiegelt sich ihr mit Panik erfülltes Gesicht. Er scheint die Situation zu genießen, hört nicht mehr auf zu Grinsen.
Sie fängt an zu weinen. Stille, stumme Tränen.
Plötzlich stehen sie bei Junge 2 vor der Haustür, der steigt ein. "Was isn mit der los?" fragt er Jungen 1 nach einem flüchtigen Blick auf das zusammengekrümmte Mädchen mit dem rotzverschmierten Gesicht auf dem Rücksitz. Sie findet wieder zu sich. "Was mit mir los ist?" schreit sie. Sie schreit und weint die ganze Fahrt über, schlägt und kratzt. Junge 2 ist überfordert und sitzt einfach nur stumm auf dem Beifahrersitz. Junge 1 lacht nur.
Sie erzählt ihrer Freundin alles. Doch die Freundin ist nur neidisch. Weil sie etwas hatte, was sie selbst nicht hatte. Junge 2 steht betreten daneben, weiß nicht was er sagen soll. Junge 1 sagt, sie würde lügen, und lacht sich halb tot. Die Freundin glaubt dem Jungen, schreit sie an, sie sei eine verlogene Schlampe.
Sie ruft ihre Mutter an, die sie abholt. Erzählen wird sie ihr nichts.
Wochenlang ruft er sie an. Bedroht sie. Sagt, er nimmt ihr all ihre Freunde und Freundinnen weg, wenn sie auch nur ein Sterbenswörtchen sagt. Beschimpft sie auf offener Straße, verlacht und verhöhnt sie. Wartet vor der Schule, bis sie aus hat, und fährt den ganzen Weg zu ihr nach Hause neben ihr her, schimpfend, lachend.
Sie will ihre Freunde nicht verlieren. Hat Angst, dass ihr keiner glaubt, dass alles stimmt, was er ihr sagt. Dass sie Schuld ist, dass sie eine Schlampe sei, dass ihre Freunde ihr keinen Glauben schenken werden. Dass er ihr alles nimmt, was sie liebt. Irgendwann hört er auf.
Jahre später trifft sie ihn zufällig wieder. "Na, bist du auf Pep?" Sie versucht ihn zu ignorieren. "Ich kann dir sagen, wo du welches bekommst." Woher er von ihrer Drogenkarriere weiß, will sie gar nicht wissen. Es ist ihr auch egal, denn die ist schon vorbei. Sie kehrt ihm den Rücken. Er schreit ihr wieder durch die ganze Stadt nach, schreit: "Wieso redest du nicht mehr mit mir?"
Sie atmet einfach weiter, und hofft.
*Solange ich atme, hoffe ich
An einem letzten strahlenden Sommertag mit azurblauem Himmel verabreden sich die zwei Mädels für einen Videoabend. Ihre Freundin wohnt etwas ausserhalb, deswegen wird sie mit den beiden Jungs dorthin fahren.
Junge 1 holt sie ab, meint, sie könnten ja noch ein bisschen rumfahren, die Sonne genießen. Etwas beunruhigt stimmt sie zu. "Wo ist Junge 2?" Den holen wir später ab, heisst es. "Ich will nicht zu spät kommen." Keine Sorgen soll sie sich machen.
Er hält auf einer Wiese. Sie hat keine Ahnung wo sie ist, hier war sie noch nie. Plötzlich vollzieht sich ein Wandel. Er starrt sie an. "Du willst es doch auch." Was will ich?, fragt sie sich. Nichts will ich.Ich will zu meiner Freundin. Doch er kann sie nicht mehr hören, schiebt ihr fasziniert seine rechte Hand zwischen ihre Beine. Sie versucht es ins Lustige zu ziehen. "Lass das, die beisst.".. Er lacht. Aber nicht fröhlich. Kehlig und bitter lacht er. Er will sich vergewissern.
Ihr wird klar, dass er alle Türen verriegelt hat. "Lass mich raus." Sie hat Angst, ihr wird bewusst, dass das kein Ausflug in die Natur ist. Sein hässlicher Kopf nähert sich, mit bedrohlichen, gierigen Lippen. Sie dreht sich weg, versucht verzweifelt, die Tür aufzumachen, doch sie ist völlig ausser sich, hat keine Kontrolle mehr über ihren Körper. Die hat er an sich gerissen. Sie schlägt um sich, versucht ihn zu beissen, während er seine Hose öffnet. Mit einer Hand spielt mit seinem steifen Glied, während er die andere zwischen ihren Reisverschluss drängt. Sie wird verrückt vor Angst, will schreien, doch er hält ihr schnell den Mund zu. "Wehe, du sagst etwas." In seinen Augen spiegelt sich ihr mit Panik erfülltes Gesicht. Er scheint die Situation zu genießen, hört nicht mehr auf zu Grinsen.
Sie fängt an zu weinen. Stille, stumme Tränen.
Plötzlich stehen sie bei Junge 2 vor der Haustür, der steigt ein. "Was isn mit der los?" fragt er Jungen 1 nach einem flüchtigen Blick auf das zusammengekrümmte Mädchen mit dem rotzverschmierten Gesicht auf dem Rücksitz. Sie findet wieder zu sich. "Was mit mir los ist?" schreit sie. Sie schreit und weint die ganze Fahrt über, schlägt und kratzt. Junge 2 ist überfordert und sitzt einfach nur stumm auf dem Beifahrersitz. Junge 1 lacht nur.
Sie erzählt ihrer Freundin alles. Doch die Freundin ist nur neidisch. Weil sie etwas hatte, was sie selbst nicht hatte. Junge 2 steht betreten daneben, weiß nicht was er sagen soll. Junge 1 sagt, sie würde lügen, und lacht sich halb tot. Die Freundin glaubt dem Jungen, schreit sie an, sie sei eine verlogene Schlampe.
Sie ruft ihre Mutter an, die sie abholt. Erzählen wird sie ihr nichts.
Wochenlang ruft er sie an. Bedroht sie. Sagt, er nimmt ihr all ihre Freunde und Freundinnen weg, wenn sie auch nur ein Sterbenswörtchen sagt. Beschimpft sie auf offener Straße, verlacht und verhöhnt sie. Wartet vor der Schule, bis sie aus hat, und fährt den ganzen Weg zu ihr nach Hause neben ihr her, schimpfend, lachend.
Sie will ihre Freunde nicht verlieren. Hat Angst, dass ihr keiner glaubt, dass alles stimmt, was er ihr sagt. Dass sie Schuld ist, dass sie eine Schlampe sei, dass ihre Freunde ihr keinen Glauben schenken werden. Dass er ihr alles nimmt, was sie liebt. Irgendwann hört er auf.
Jahre später trifft sie ihn zufällig wieder. "Na, bist du auf Pep?" Sie versucht ihn zu ignorieren. "Ich kann dir sagen, wo du welches bekommst." Woher er von ihrer Drogenkarriere weiß, will sie gar nicht wissen. Es ist ihr auch egal, denn die ist schon vorbei. Sie kehrt ihm den Rücken. Er schreit ihr wieder durch die ganze Stadt nach, schreit: "Wieso redest du nicht mehr mit mir?"
Sie atmet einfach weiter, und hofft.
*Solange ich atme, hoffe ich
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