Donnerstag, 5. März 2009





Ich richte mir ein Zimmer ein in der Luft
unter den Akrobaten und Vögeln:
mein Bett auf dem Trapez des Gefühls
wie ein Nest im Wind
auf der äußersten Spitze des Zweigs.

Ich kaufe mir eine Decke aus der zartesten Wolle
der sanftgescheitelten Schafe die
im Mondlicht
wie schimmernde Wolken
über die feste Erde ziehn.

Ich schließe die Augen und hülle mich ein
in das Vlies der verlässlichen Tiere.
Ich will den Sand unter den kleinen Hufen spüren
und das Klicken des Riegels hören,
der die Stalltür am Abend schließt.

Aber ich liege in Vogelfedern, hoch ins Leere gewiegt.
Mir schwindelt. Ich schlafe nicht ein.
Meine Hand
greift nch einem Halt und findet
nur eine Rose als Stütze.

Hilde Domin, Nur eine Rose als Stütze

In der Luft ~ ... link (2 Kommentare)   ... comment



Samstag, 28. Februar 2009
Stary, stary night.
"Gehst du mit feiern?"

Nein. Nein das tue ich nicht.


Draußen ist es lau, und jemand gesteht mir seine Verliebtheit, doch sie bleibt unerwidert. Vielleicht ist es nur wegen deiner Einsamkeit, sage ich. Nein, meint er. Du bist einfach ein Superweib.

Die dünne Mondsichel winkt zum Küchenfenster hinein.

Wie gerne würde ich seine Gefühle erwidern.

Heute Nacht träumte ich von meinem Mann. Es war wundervoll. Da waren keine Blockaden, kein Hinterfragen. Nur Offenheit, Vertrauen und Liebes-Küsse, und die Gewissheit, dass es das nun ist. Es macht mich froh, dass ich auch vor dem Traum wusste, wie sich das anfühlt, auch wenn es fast vergessen ist und lange her. Aber ich sehne mich nach meinem Mann. Zeig dich.

Blaetter im Wind ~ ... link (0 Kommentare)   ... comment



Freitag, 27. Februar 2009
Reha.
Sie sieht mich einfach nur an. Ich kann nicht einmal erahnen, was sie denkt. "Wundern Sie sich doch nicht darüber, dass es Ihnen Spaß gemacht hat. Wenn dem nicht so wäre, hätte das Zeug ja keinen Absatz."

Sie ist mit ihren Fragen wie immer auf der richtigen Spur. Ich versuche zu erklären, von dem Wegfallen des Einsamkeitsgefühls, von dem Empfinden attraktiv und selbstsicher zu sein, mich in mir wohl zu fühlen. Von der erotischen Selbstwahrnehmung. Von der inneren Ruhe, die mich überkommt, während der Körper sich nur der Musik, die soviel intensiver klingt, hingibt.

Sie scheint nicht erstaunt, packt den Zettel aus, den ich vor über einem Monat schreiben musste um eine Verlängerung zu beantragen. Meine Therapieziele. Selbstwertgefühl. Ein besseres Verhältnis zu meinem Körper. Ruhe und Gelassenheit finden. Alleinsein ohne Einsamkeit. Selbstliebe.

Ich bin schockiert, auch wenn das nun kaum zu glauben ist. Mir sind meine Therapieziele nicht permanent bewusst. Und sie so klar vor Augen geführt zu bekommen, nachdem ich ihr erläutert habe, was mir das Zeug gibt, und diese zwei Seiten decken sich so schrecklich, das ist wie eine Offenbarung. Eine, von der man meinen könnte, sie lag auf der Hand. In dieser Situation ist es wie ein riesen Gong.

"Sie wollen all das sein. Und das Zeug gibt es Ihnen, ist Ihre Krücke. In dem was Sie erzählen kommt auch die Ungeduld, die Sie mit sich selbst haben, zum Ausdruck. Sie wollen nicht mehr in der Gemütslage sein, in der Sie sind, und fragen sich, warum nicht endlich alles so ist, wie Sie es wollen, wo Sie doch 'schon ein Jahr Therapie machen'. Er tut weh, dieser Prozess, und er dauert.

Stellen Sie sich das vor wie bei einem kaputten Knie. Sie haben furchtbare Schmerzen, die Sie nicht mehr haben wollen. Eine Schmerztablette nimmt Ihnen den Schmerz eine zeitlang. Sie betäubt. Aber das, was das Knie stabilisiert, ist die Reha."

Ich habe den Glauben daran, an die Reha, in letzter Zeit verloren, sage ich ihr, und nur mein Kopf sagt mir, dass es der richtige Weg ist. Warscheinlich war der Ausrutscher absehbar.

Es tut gut, so gnadenlos ehrlich sein zu können. Ich bin gut aufgehoben bei meiner Reha-Krücke.


Bis zum nächsten mal soll ich einen Baum malen. Aber das ist ein anderes Thema.

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Mittwoch, 25. Februar 2009
"We look into faces
Wait for a sign[...]
Wir sind allein
Allein allein [...]"
Polarkreis 18





Mit jedem Löffel aus dem Nutellaglas wird es schlimmer. Sturzbäche. Es war heute ein Schock ihn zu sehen. Grauenhafte Gefühle kamen hoch. Scham, klein und hässlich fühlen, und dumm. Ich wurde rot übers ganze Gesicht. Und Wut. Vielleicht auch eher Hass. Ich hasse es, ihm permanent mehr oder minder unerwartet begegnen zu müssen. Wie soll man da in aller Ruhe das Ganze aus sich rausschneiden. 8 Monate. Das ist doch nicht normal.

Als das Glas leer ist, kann ich nicht mehr. Ich greife zum Hörer und rufe den Herrn Vater an. Ich habe keine Ahnung, an wen ich mich sonst wenden soll. An N, die seit über 2 Jahren tapfer gegen ihre Sucht kämpft? An K., mit ihrem Baby? Nein. Und der Rest entfällt aufgrund ... sie können nicht damit umgehen, und ich kann es ihnen nicht verübeln. Ich kanns ja selber nicht.

Es sprudelt aus mir heraus, über die Drogen, darüber, dass ich mich im Job unausgelastet und unterfordert fühle, über das dringende Gefühl, etwas ändern zu müssen, darüber, dass ich nichts finde, was mir Spaß macht, um die Tage auszufüllen, kein Sport, das Klavier vielleicht noch. Für nichts empfinde ich Lust es anzugehen. Schlechter Empfang auf allen Frequenzen. Die Energie sucht sich den falschen Kanal.

Er hört zu, gefasst. Was ist mit mir los, frage ich ihn. Was ist bloß los mit mir. Was fehlt mir, was lässt in mir ein so großes Loch, dass ich es damit zu kompensieren versuche. "Ich weiß es nicht. Vielleicht fehlt dir einfach ein lieber, zuverlässiger Partner. Jemand an deiner Seite." Dicke Krokodilstränen laufen mir übers Gesicht. "Aber deswegen kann ich doch nicht das Zeug in mich reinstopfen!" Nein, natürlich nicht. Aber es wäre eine Erklärung.

Und dann weiß ich wieder, erinner mich an früher. Erinner mich daran, warum ich diesen Dingen damals verfallen war. Ich war dann gern mit mir allein. Ich mochte es dann regelrecht, allein zu sein. Ein Zustand, den ich ohne kaum ertragen konnte, und ich muss es leider sagen, immer noch kaum ertragen kann. Nicht ständig über so lange Zeiten. Zu häufig entspricht das Alleinsein dem Einsamsein. Ich bin viel allein. Und einsam auch oft dann, wenn Menschen um mich sind.

Ich glaube nicht, dass ein Partner alles heilen würde. Ein Teil in mir kennt diese Einsamkeit auch in der Partnerschaft. Aber es wäre gelogen wenn ich behaupten würde, dass ich niemanden an meiner Seite vermisse, dass ich nicht gerne teilen würde, gemeinsam durchs Leben gehen würde. Zugleich empfinde ich davor aber eine ungeheure Angst. Axel hat tiefe, grobe Wunden hinterlassen, vor deren wahrer Tiefe ich heute noch erschrecke.

Heute Nacht will ich träumen. Davon, die Einsamkeit nicht als Last zu empfinden, sondern sie mit Freude zu begrüßen: "Allein Allein, Allein Allein!" Über grüne Hügel und bunte Blumenwiesen möchte ich mit mir tanzen, das Gesicht gen Sonne und Sommerwind, und im Herzen die Gewissheit, dass das Leben wunderschön ist.

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Dienstag, 24. Februar 2009
"Du siehst geschafft aus!"

Ja. Herrgott, komm zurück in die Spur, Mädel!

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Montag, 23. Februar 2009
Aus der Zukunft gestohlenes Glück. Nun trag die Konsequenz.

Ich suche seit Tagen nach Worten, doch ich finde sie nicht. Ich komm gar nicht mehr an mich ran, und wenn doch, dann sehe ich in einen schmalen Trichter, an dessen Ende sich ein Gefäß mit so vielen rasend schnell durcheinanderwirbelnden Bildern befindet, dass ich kein einziges klar erkennen kann, und durch die schmale Öffnung am Ende des Trichters schon gleich gar nicht, selbst wenn die Bilder ruhen würden.

Mosaike, Fetzen, Chaos. Und trotzdem dieses Gefühl von "on hold", das nicht schwinden will.

Vielleicht ist die Pause bis zur nächsten Sitzung einfach zu lang. Seit drei Wochen war ich nicht mehr dort, und es kommt noch eine weitere hinzu. Aber das dringende Bedürfnis sie anzurufen oder hinzugehen verspüre ich nicht. Vielleicht weil ich nicht wüsste was ich erzählen soll, weil ich keine Worte finde, vielleicht auch weil ich nicht weiß, ob ich lügen müsste. Über das Wochenende, über diese wahnsinnige Sehnsucht einfach nur abzuschalten und zu tanzen, zu betäuben (aber was?), Spaß zu haben, und darüber, dass ich dem nachgegeben habe, und ich Angst habe vor dem Gedanken, dass ich es gern wieder und wieder tun würde. Die Abstände sind mir gerade zu kurz. Ich bin weit weg von mir.

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Sonntag, 22. Februar 2009
Da feierte Ka*rotte also seinen 40. Geburtstag im Lo*ft, und wir feierten spontan mit. Ich kannte diesen Herren bisher ja nur aus den schwärmerischen Erzählungen eines gewissen Mannes, und mochte ihn deswegen schon aus Prinzip nicht.

Bis gestern. Heute morgen dann benötigten wir ab 6 Uhr zwei Stunden, um uns endlich losreissen zu können. "Nur der Track noch".. "nur noch bis das Bier leer ist"..."in einer Viertel Stunde".... "besser kanns jetzt eigentlich gar nicht mehr werden - oh, doch!".... Weg kamen wir letztendlich nur, weil um 8 Schicht im Schacht war. Ich hätte niemals für möglich gehalten, dass mich diese Art von Musik so lange am Stück dermaßen gefesselt hält. Er trieb uns so elegant und doch bestimmt vorwärts, dass ich irgendwann gar nicht mehr wusste, wie diesem Gefühl Ausdruck verleihen. Ich bin eigentlich eine eher schüchterne Tänzerin, vor allem in solchen Läden, es war das erste mal, dass ich mit so einer absolut hemmungslosen Leidenschaft alles losgelassen habe. Und es fühlte sich großartig an, frei, sexy, wild.

Ich muss aufpassen. Viel besser, als bisher. Ich mache mir Sorgen um mich.

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