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Samstag, 8. September 2012
thisbe, 01:44h
Je turbulenter das Leben, desto weniger erzähle ich. Das war, glaube ich, schon immer so. Das ist ansich gut, denn es bedeutet für mich dass der Leidensdruck gering ist. Aber es ist schade, denn in diesen Phasen passiert meistens sehr viel, nicht nur im Sinne von stattfinden oder geschehen, sondern auch mit mir, in mir. Oder vielleicht auch erst immer danach. Wie ein krasser Input, Info-Overload, alles wirbelt umher, immer mehr immer mehr, und dann setzt es sich irgendwann, vielleicht auch weil ich die Bremse ziehe. Und dann. Dann schreibe ich doch, so wie jetzt. Was wirklich schade ist, dass ich die Dinge dann nicht ungefiltert erzähle, sondern im Rückblick. Wenn sich Dinge sortiert oder noch mehr verwirrt haben. Und ich weiß nicht mehr genau, wie es war, als die jeweilige Situation direkt passiert ist.
Ich sitze an meinem offenen Küchenfenster, kein Licht, nur eine Kerze auf dem Fensterbrett, und vor dem Fenster eine Ma*nnheimer Nacht. Nicht so kühl wie die letzten, sondern so angenehm, dass mich nicht fröstelt. Mit Geräuschen aus dem Hafen, dem Surren oder eher Jaulen von Kränen, auf der Straße vor dem Haus Autos. Und Lichter, jenseits des Kanals.
Meine bisherige Zeit hier ist vergangen wie ein flüchtiger Wimpernschlag und war dabei so intensiv, dass ich mir eben wünschte, ich würde nicht immer warten bis sich alles setzt, sondern zwischendrin ungefiltert einfach irgendwas eintippen. Und es ist das erste mal seit gefühlt unendlicher Zeit, dass ich endlich wieder etwas schreiben kann über - Männer. Unglaublich, nicht wahr? ;-) Die sind, außer F., der 37 ist, alle 27, alle drei, von denen ich erzähle. Dabei ist es fast nebensächlich. Ach nein, der Klavierengel ist einen Tacken älter, aber auch noch keine 30.
Alles begann damit, dass mich F. aus der bayerischen Landeshauptstadt besuchte, über das Wochenende von 21. Juli. Wir waren bei Kar*otte am Beach, und er war sehr beleidigt oder nein, eher eifersüchtig, weil ich einen Jungen namens Ben*jamin kennenlernte, aus dem Od*enwald, und mit dem redete ich wohl mehrere Stunden, auch wenn ich mich schon am nächsten Tag nicht erinnern konnte, über was. F. fing das ganze Wochenende wieder von dem Od*enwaldmann an, wenn ich ihn schon wieder völlig vergessen hatte. Ich wollte den Od*enwaldmann küssen, aber er wollte nicht, weil er seit über 24 Stunden wach war, in einer komischen Phase, und sich von F. sehr merkwürdig beobachtet vor kam. Das konnte ich verstehen. Ben*jamin wollte aber unbedingt meine Nummer, er würde sich auch melden, ach, er war sehr süß und schelmisch, 27 Jahre jung, und hatte ein entzückendes Lächeln. Alles war sehr easy going an diesem wundervollen Nachmittag und Abend.
Nur für N. nicht. Sie war eine Bekannte von F., die auch hier in der Ecke wohnt, und wir bauten auf sie als... "Versorgerin". Leider war uns beiden das Ausmaß ihrer Zuneigung ggü. F. nicht bewusst. Dies änderte sich schlagartig schon auf der Party, und so richtig dann, als diese Frau nach der Party in meiner Wohnung saß, gemeinsam mit F. und mir, und S. (ein weiterer Bekannter von F., der aus FFM kam für dieses Event). Es wurde eine recht kuriose und anfangs noch mich sehr erheiternde Situation. Was S. und N. nicht wussten, war, dass der Od*enwaldmann mich mit ausreichend Pep für F. und mich ausgestattet hatte. Weder F. noch ich legten gesteigerten Wert darauf, dass N. weiterhin blieb. Diese flippte dann auch völlig aus, als F. eröffnete, er möchte gerne im Lo*ft weiterfeiern. Ich als Gastgeber schloss mich seiner Idee umgehend an. Und N. Ja. Die tobte. Warum, das haben wir nicht so begriffen, und es war uns auch herzlich egal. S. wollte nur noch pennen und besetzte mein Bett. F. und ich ergriffen die Flucht nach mehreren urkomischen Szenen (ntm: Kellerszene).
Dummerweise war das kein freundliches Pep, und so ereilte mich im Lo*ft hochgradiges Unwohlsein, und wir mussten diese Exkursion nach einer Stunde abbrechen. Müde waren wir allerdings nicht, und beseelt von der Angst, dass N. immer noch in meiner Wohnung lauerte. Also probierten wir einige Kneipen in meinem Viertel, aber immer ergriff mich ähnliche Panik, und so schlichen wir gegen 3 Uhr zu meiner Wohnung. Bis mir klar wurde: "F.!!! Wir SCHLEICHEN in meine Wohnung! Ich habe Angst in meine eigene Wohnung zu gehen!" Wir musten lachen, fanden das aber irgendwie alles trotzdem nicht witzig, denn: N. war natürlich immer noch da, obwohl sie anfangs versichert hatte, ihr Plan sei es, direkt nach dem Be*ach um 22 Uhr abgeholt und nach Hause gebracht zu werden.
Tja. Das war nun alles sehr komisch, für Außenstehende. Schließlich und endlich musste dann leider ich den letzten Arschlochstoß geben, um endlich Ruhe in meiner eigenen Wohnung zu haben, nachdem F. drohte ins Hotel zu gehen und N. sich allen widerlichen Aussagen von F. zum Trotz nicht wegbegeben wollte. Sie tat mir leid. Und doch verwies ich sie letztendlich an die Taxis vor der Tür, weil mir das einfach ein zu blöder Film und zu doofe Diskussionen in meinem eigenen Wohnzimmer waren.
Der Leser sollte wissen, dass N. und F. sich zuvor nur einmal gesehen und da ein bisschen geknutscht hatten. N. war daraufhin schon tödlich beleidigt, wie F. es nur in Erwägung ziehen kann, ohne Rücksicht auf sie für längere Zeit nach Asien zu gehen, und warum in Gottes Namen F. denn nicht ihre tiefen Gefühle ("ich bin total verliebt") erwidert, "nach all dem, was war!"
Mein Gott. War ich froh. Diese Ruhe. Ich badete erstmal ausgiebig, und den Rest der Nacht verbrachten F. und ich chillend und Musik hörend, pendelnd zwischen Sofa und Balkon.
Am Sonntag gings uns scheiße. Beiden.
Und drei Wochen später, über den 4.8., kam F. wieder, um "das Bild, dass du von mir hast, gerade zu rücken." Gut, sollte er das tun. Wir gingen zum Be*ach und ließen uns von Do*mini*k Eu*lberg beglücken. Dort stieß ich auf eine mir bis dahin relativ fremde Kollegin, und als ich mich nur an der Nase kratzte meinte sie: oh ne, zum Ziehen hab ich leider nix, aber ich kann dir ein bisschen reines M*D*M*A* geben, in die Cola. Na gut. Dann redete ich lange mit ihr. F. glaubte nicht daran, dass er auch was von den Leckerlis abbekommen hat, wegen den Eiswürfeln, und war pissed. Und noch ein bisschen mehr pissed, weil ich mich so gut mit der Kollegin unterhielt.
Dann öffnete der Himmel seine Tore und schüttete Gottesmusik auf uns herab. Das mag aber auch an dem M*D*M*A gelegen haben.
Nach einem überaus netten Nachmittag kam der Abend, und F. war anstrengend, er ist einfach anstrengend. Ich berichtete bereits davon. Nachts ging es mir sehr schlecht. Ich kotzte mir die Seele aus dem Leib, und er wollte doch tatsächlich meine Haare halten, aber er lies sich auch leicht davon abbringen. Am Sonntag ging es mir immer noch schlecht.
Der Montag war gut. Auch davon berichtete ich bereits. Und wir kamen auf die Idee, im Spätherbst gemeinsam in den Urlaub zu fahren.
Parallel dazu hatte ich Kontakt mit Ben*jamin. Immer mal wieder, sporadisch, er meldete sich, fragte wie es ginge, aber irgendwie eierten wir beide um ein Wiedersehen herum, wobei er aber doch darauf beharrte, man solle es doch irgendwann einfach tun.
Zwei Wochen nach dem letzten Wochenende mit F. traf ich mich dann mit ihm. Nein, nichts Wildes, vereinbarten wir. Nur einen Film kucken. Nein, S*ex.. alles kann, nichts muss, aber eher nein, jedenfalls sagte ich das von meiner Seite.
Der Mann kam, sah, brachte sehr freundliches Pep und siegte.
Irgendwann konnte ich dem Film nicht mehr folgen, und seine Lippen waren einfach zu nah. Wir vögelten durch die ganze Wohnung. Der Mann hat einen Adonis-Körper und eine Anziehungskraft, der ich mich leider aufgrund all der alkoholischen Getränke und des Peps nicht entziehen konnte. Es war schlichtweg umwerfend.Er hatte einen wunderschönen Schwanz.
Um 4 Uhr musste er schlafen. Fußballspiel am nächsten Tag. Ich war dermaßen euphorisch und unter Strom, dass ich noch 1 Stunde auf dem Sofa masturbierte. Dann dachte ich mir: auf ins Nachtleben (wir hatten zuvor geklärt, dass das durchaus ok ist, wenn ich ihn alleine lasse).
Der Klavierengel hatte sich zwischenzeitlich in dieser Nacht gemeldet und gefragt, ob ich mit weggehen wollte. Aber da sich mein Besucher zu diesem Zeitpunkt vehement gegen jegliche "Outdoor"-Aktivitäten wehrte, musste ich ihm absagen, meinte aber, dass ich mich melde, wenn ich später nachkommen will. Und das tat ich jetzt. Leider ging er nicht ans Telefon. Also dachte ich mir: ach aufn Bier ins Rho*dos ist sicher noch drin. Ich schwebte also völlig glückseelig durch den Jun*gbu*sch. Und wen traf ich vor dem Rho*dos? Den Klavierengel.
Da war die Freunde groß. Wir fielen uns in die Arme. "Wow, du siehst fantastisch aus! Und ich mag deinen Look. Heiß!" Ich schätze, es lag daran, dass ich nicht geduscht hatte. Vermutlich strömte aus all meinen Poren der pure Sex. Ich sah aber auch wirklich verdammt gut aus. Der Klavierengel hatte einen Kumpel im Schlepptau, den B. (nicht Be*njamin ;-)).
Da das Rho*dos schloß, gingen wir gar nicht erst rein, sondern wollten in die Ol*die-Ki*ste. Die hatte aber noch nicht auf, oder nicht mehr, oder überhaupt gar nicht mehr, wir wissen es nicht. Also fuhren wir in die Neck*arstadt zur Wohnung des Klavierengels. Dort tranken wir fröhlich Bier, quatschten, lachten, hörten Klang*karussel, und ich merkte an, dass ja wohl auch B.'s Augen irgendwie groß wie Teller seien. Der B. und ich hatten uns gleich identifiziert. Und irgendwie zogen auch wir uns an wie Magnete. Ich erzählte den Jungs von meiner Nacht, sie johlten und freuten sich, und es war uns allen einfach ein Fest, dass wir uns so spät gefunden hatten und uns so gut verstanden. Irgendwann spät am morgen, vielleicht um 10 Uhr, fielen wir ins Bett.
Ich nächtigte im Bett des Klavierengels, mit dem Klavierengel, B. hatte sein Lager im Arbeits- und Wohnzimmer. Der Klavierengel zog mich an sich und flüsterte: der arme B. liegt jetzt da drüben und betet tausend Worte, dass du zu ihm rüber kommst. Er sollte recht behalten. Beim Aufwachen (4 Stunden später) fand ich eine sms von ihm auf meinem Handy, wir hatten Nummern getauscht: "Ich will dich. Auf Pep, scheißegal. Du bist es." Na das war ja eine Nacht. Zurück zu den Armen des Klavierengels. "Ich will dich", flüsterte er weiter in mein Ohr, "so sehr"... ich erinnerte ihn ziemlich abgeklärt daran, dass ich bereits eine sehr heiße Nacht hinter mir und null weiteres Bedürfnis hatte. Und dann schlief ich auch schon ein.
Am "nächsten Morgen" (also 4 Stunden später) kam B. ins Zimmer. "Leg dich her", sagte ich, und meinte einfach nur liegen. Wer rechnet denn damit, dass Männer es durchaus in Erwägung ziehen, einen Dreier mit nur einer Frau zu haben? Diese beiden taten es. Anfangs tat ich mir schwer und war völlig überfordert. Und irgendwann war es einfach nur noch gut. Bis der Klavierengel über meine Brüste kam, während B. mich leckte. Da war es mir dann auch genug.
Und überhaupt war es genug. Was waren das für Wochen? Es ist, als hätte ich die knapp 1,5 Jahre Nür*nberger Einsamkeit, Kummer, Langeweile und Frust aus mir rausgefeiert.
Als ich nach Hause kam, war Ben*jamin natürlich nicht mehr da. Das Fußballspiel. Er hatte auch keinen Zettel hinterlassen. Ich musste wieder masturbieren. Das war alles einfach zuviel für mich, als dass ich einfach.. hätte schlafen können. Es war, als hätte ich ein Wochenende lang in S*e*x gebadet. Und es war großartig.
Allerdings nicht nachhaltig. Die ganze Woche darauf hing ich in den Seilen, als hätte ich den schlimmsten Liebeskummer seit dem kleinen Professor. Alles an Adrenalin, Endorphin und Energie verschleudert, für mehrere Tage. Zeit die Handbremse zu ziehen. Für länger. Schluss mit lustig. Wo Cabman einst schrieb "Klein die Kosten, groß der Gewinn", ist meine Bilanz bzgl. Chemie immer wieder "Groß die Kosten, klein der Gewinn", aber missen möchte ich diese Wochen nun trotzdem nicht. Aber es ist wieder Zeit für piano, piano, und auf mich selbst besinnen, nicht von mir wegschwimmen.
Das darauf folgende Wochenende tat ich gar nichts. Nur Ben*jamin meldete sich, der wollte gerne den Film zuende sehen. Zum Glück hatte auch er dann irgendwie schlechte Laune, und ich nahm ihm die Entscheidung ab, ob er nun kommen soll oder nicht, und wir vertagten das Ganze. Ich war sehr erleichtert.
Mit B. habe ich nochmal telefoniert, kurz nach dem Wochenende. Er wollte mich dann auch gleich sehen, doch ich sagte ab. Heute rief ich ihn wieder an, auf dem Rückweg von F*F*M. Ich hatte dort einen langen Arbeitstag verbracht und stand auf der Autobahn im Stau. Er meinte, ja lass uns doch sehen heute Abend. Aber irgendwie war es gerade ungünstig, und er wollte sich später melden. Das tat er nicht. Und das ist gut, denn so konnte ich das endlich aufschreiben. Das muss ich tun, denn ernsthaft: hätte ich es nicht erlebt, ich würde glauben, es war ein Traum, oder Film.
[Edit: er hat sich doch noch gemeldet, jetzt will er mich am Samstag sehen, für mich kochen in meiner Küche. Naja... ich bin skeptisch.. diese Männer...]
Diese Woche war viel besser. Der "Liebeskummer" verflüchtigte sich seit ca. Montag. So lange habe ich noch nie gelitten. Aber es waren auch ungewohnt harte Wochenenden in Reihe. Heute trinke ich auch meinen ersten Alkohol seit zwei Wochen. Ein Bier, und das ist noch halb voll. Ich brauche die Energie, für die Arbeit. Aber davon schreibe ich ein ander mal. Auf der Baustelle läuft es zwar auch turbulent, aber gut.
Daneben ist viel anderes passiert. Der weitere Kontakt mit F., ich habe seit dem wilden Männerwochenende mit B. und Ben*jamin und F. Kopfkino, projeziere wohl meine Wildheit auf ihn, und doch, er bleibt dabei, er möchte gern mit mir in den Urlaub. Natürlich weiß er nichts von meinen Eskapaden. Nächstes Wochenende besuche ich ihn am Samstag Abend in Mü*nchen.
Und mit Ph. ist viel passiert, der in Be*rlin lebt, und in den vergangenen Wochen nach dem Ende einer grauenhaften Beziehung inkl. ihm verschwiegener Abtr*eibung von grässlichen Panikattachen und abgrundtiefen Depressionen heimgesucht wird. Und wir sind uns so nahe, wie ich mir selten mit Menschen bin. Ohne dass einer von uns Angst hat. Weil wir uns kennen. Ich habe ihm die Aktion von Februar verziehen. Und ich bin froh, dass wir uns haben. Und froh vor allem, dass er mich hat.
Und mit LeSchwe, ein auf und ab, aber alles in allem auch hier sind wir froh, dass wir uns haben, wir lernen immer mehr voneinander, lernen uns kennen, lernen uns akzeptieren und tolerieren in Bereichen, für die wir früher Unverständnis hatten.
Und in der Therapie.
Ich weiß nicht, wohin, aber es fließt, und ich lasse mich gerne einfach weiter treiben. Es bricht weiterhin etwas auf, was aufbrechen muss. Auf- und Umbruch. Ich möchte das Leben umarmen, in mich aufsaugen, und nie wieder rauslassen. Bei aller Melancholie und Sehnsucht, die zeitweise mitschwingt.
Ich sitze an meinem offenen Küchenfenster, kein Licht, nur eine Kerze auf dem Fensterbrett, und vor dem Fenster eine Ma*nnheimer Nacht. Nicht so kühl wie die letzten, sondern so angenehm, dass mich nicht fröstelt. Mit Geräuschen aus dem Hafen, dem Surren oder eher Jaulen von Kränen, auf der Straße vor dem Haus Autos. Und Lichter, jenseits des Kanals.
Meine bisherige Zeit hier ist vergangen wie ein flüchtiger Wimpernschlag und war dabei so intensiv, dass ich mir eben wünschte, ich würde nicht immer warten bis sich alles setzt, sondern zwischendrin ungefiltert einfach irgendwas eintippen. Und es ist das erste mal seit gefühlt unendlicher Zeit, dass ich endlich wieder etwas schreiben kann über - Männer. Unglaublich, nicht wahr? ;-) Die sind, außer F., der 37 ist, alle 27, alle drei, von denen ich erzähle. Dabei ist es fast nebensächlich. Ach nein, der Klavierengel ist einen Tacken älter, aber auch noch keine 30.
Alles begann damit, dass mich F. aus der bayerischen Landeshauptstadt besuchte, über das Wochenende von 21. Juli. Wir waren bei Kar*otte am Beach, und er war sehr beleidigt oder nein, eher eifersüchtig, weil ich einen Jungen namens Ben*jamin kennenlernte, aus dem Od*enwald, und mit dem redete ich wohl mehrere Stunden, auch wenn ich mich schon am nächsten Tag nicht erinnern konnte, über was. F. fing das ganze Wochenende wieder von dem Od*enwaldmann an, wenn ich ihn schon wieder völlig vergessen hatte. Ich wollte den Od*enwaldmann küssen, aber er wollte nicht, weil er seit über 24 Stunden wach war, in einer komischen Phase, und sich von F. sehr merkwürdig beobachtet vor kam. Das konnte ich verstehen. Ben*jamin wollte aber unbedingt meine Nummer, er würde sich auch melden, ach, er war sehr süß und schelmisch, 27 Jahre jung, und hatte ein entzückendes Lächeln. Alles war sehr easy going an diesem wundervollen Nachmittag und Abend.
Nur für N. nicht. Sie war eine Bekannte von F., die auch hier in der Ecke wohnt, und wir bauten auf sie als... "Versorgerin". Leider war uns beiden das Ausmaß ihrer Zuneigung ggü. F. nicht bewusst. Dies änderte sich schlagartig schon auf der Party, und so richtig dann, als diese Frau nach der Party in meiner Wohnung saß, gemeinsam mit F. und mir, und S. (ein weiterer Bekannter von F., der aus FFM kam für dieses Event). Es wurde eine recht kuriose und anfangs noch mich sehr erheiternde Situation. Was S. und N. nicht wussten, war, dass der Od*enwaldmann mich mit ausreichend Pep für F. und mich ausgestattet hatte. Weder F. noch ich legten gesteigerten Wert darauf, dass N. weiterhin blieb. Diese flippte dann auch völlig aus, als F. eröffnete, er möchte gerne im Lo*ft weiterfeiern. Ich als Gastgeber schloss mich seiner Idee umgehend an. Und N. Ja. Die tobte. Warum, das haben wir nicht so begriffen, und es war uns auch herzlich egal. S. wollte nur noch pennen und besetzte mein Bett. F. und ich ergriffen die Flucht nach mehreren urkomischen Szenen (ntm: Kellerszene).
Dummerweise war das kein freundliches Pep, und so ereilte mich im Lo*ft hochgradiges Unwohlsein, und wir mussten diese Exkursion nach einer Stunde abbrechen. Müde waren wir allerdings nicht, und beseelt von der Angst, dass N. immer noch in meiner Wohnung lauerte. Also probierten wir einige Kneipen in meinem Viertel, aber immer ergriff mich ähnliche Panik, und so schlichen wir gegen 3 Uhr zu meiner Wohnung. Bis mir klar wurde: "F.!!! Wir SCHLEICHEN in meine Wohnung! Ich habe Angst in meine eigene Wohnung zu gehen!" Wir musten lachen, fanden das aber irgendwie alles trotzdem nicht witzig, denn: N. war natürlich immer noch da, obwohl sie anfangs versichert hatte, ihr Plan sei es, direkt nach dem Be*ach um 22 Uhr abgeholt und nach Hause gebracht zu werden.
Tja. Das war nun alles sehr komisch, für Außenstehende. Schließlich und endlich musste dann leider ich den letzten Arschlochstoß geben, um endlich Ruhe in meiner eigenen Wohnung zu haben, nachdem F. drohte ins Hotel zu gehen und N. sich allen widerlichen Aussagen von F. zum Trotz nicht wegbegeben wollte. Sie tat mir leid. Und doch verwies ich sie letztendlich an die Taxis vor der Tür, weil mir das einfach ein zu blöder Film und zu doofe Diskussionen in meinem eigenen Wohnzimmer waren.
Der Leser sollte wissen, dass N. und F. sich zuvor nur einmal gesehen und da ein bisschen geknutscht hatten. N. war daraufhin schon tödlich beleidigt, wie F. es nur in Erwägung ziehen kann, ohne Rücksicht auf sie für längere Zeit nach Asien zu gehen, und warum in Gottes Namen F. denn nicht ihre tiefen Gefühle ("ich bin total verliebt") erwidert, "nach all dem, was war!"
Mein Gott. War ich froh. Diese Ruhe. Ich badete erstmal ausgiebig, und den Rest der Nacht verbrachten F. und ich chillend und Musik hörend, pendelnd zwischen Sofa und Balkon.
Am Sonntag gings uns scheiße. Beiden.
Und drei Wochen später, über den 4.8., kam F. wieder, um "das Bild, dass du von mir hast, gerade zu rücken." Gut, sollte er das tun. Wir gingen zum Be*ach und ließen uns von Do*mini*k Eu*lberg beglücken. Dort stieß ich auf eine mir bis dahin relativ fremde Kollegin, und als ich mich nur an der Nase kratzte meinte sie: oh ne, zum Ziehen hab ich leider nix, aber ich kann dir ein bisschen reines M*D*M*A* geben, in die Cola. Na gut. Dann redete ich lange mit ihr. F. glaubte nicht daran, dass er auch was von den Leckerlis abbekommen hat, wegen den Eiswürfeln, und war pissed. Und noch ein bisschen mehr pissed, weil ich mich so gut mit der Kollegin unterhielt.
Dann öffnete der Himmel seine Tore und schüttete Gottesmusik auf uns herab. Das mag aber auch an dem M*D*M*A gelegen haben.
Nach einem überaus netten Nachmittag kam der Abend, und F. war anstrengend, er ist einfach anstrengend. Ich berichtete bereits davon. Nachts ging es mir sehr schlecht. Ich kotzte mir die Seele aus dem Leib, und er wollte doch tatsächlich meine Haare halten, aber er lies sich auch leicht davon abbringen. Am Sonntag ging es mir immer noch schlecht.
Der Montag war gut. Auch davon berichtete ich bereits. Und wir kamen auf die Idee, im Spätherbst gemeinsam in den Urlaub zu fahren.
Parallel dazu hatte ich Kontakt mit Ben*jamin. Immer mal wieder, sporadisch, er meldete sich, fragte wie es ginge, aber irgendwie eierten wir beide um ein Wiedersehen herum, wobei er aber doch darauf beharrte, man solle es doch irgendwann einfach tun.
Zwei Wochen nach dem letzten Wochenende mit F. traf ich mich dann mit ihm. Nein, nichts Wildes, vereinbarten wir. Nur einen Film kucken. Nein, S*ex.. alles kann, nichts muss, aber eher nein, jedenfalls sagte ich das von meiner Seite.
Der Mann kam, sah, brachte sehr freundliches Pep und siegte.
Irgendwann konnte ich dem Film nicht mehr folgen, und seine Lippen waren einfach zu nah. Wir vögelten durch die ganze Wohnung. Der Mann hat einen Adonis-Körper und eine Anziehungskraft, der ich mich leider aufgrund all der alkoholischen Getränke und des Peps nicht entziehen konnte. Es war schlichtweg umwerfend.Er hatte einen wunderschönen Schwanz.
Um 4 Uhr musste er schlafen. Fußballspiel am nächsten Tag. Ich war dermaßen euphorisch und unter Strom, dass ich noch 1 Stunde auf dem Sofa masturbierte. Dann dachte ich mir: auf ins Nachtleben (wir hatten zuvor geklärt, dass das durchaus ok ist, wenn ich ihn alleine lasse).
Der Klavierengel hatte sich zwischenzeitlich in dieser Nacht gemeldet und gefragt, ob ich mit weggehen wollte. Aber da sich mein Besucher zu diesem Zeitpunkt vehement gegen jegliche "Outdoor"-Aktivitäten wehrte, musste ich ihm absagen, meinte aber, dass ich mich melde, wenn ich später nachkommen will. Und das tat ich jetzt. Leider ging er nicht ans Telefon. Also dachte ich mir: ach aufn Bier ins Rho*dos ist sicher noch drin. Ich schwebte also völlig glückseelig durch den Jun*gbu*sch. Und wen traf ich vor dem Rho*dos? Den Klavierengel.
Da war die Freunde groß. Wir fielen uns in die Arme. "Wow, du siehst fantastisch aus! Und ich mag deinen Look. Heiß!" Ich schätze, es lag daran, dass ich nicht geduscht hatte. Vermutlich strömte aus all meinen Poren der pure Sex. Ich sah aber auch wirklich verdammt gut aus. Der Klavierengel hatte einen Kumpel im Schlepptau, den B. (nicht Be*njamin ;-)).
Da das Rho*dos schloß, gingen wir gar nicht erst rein, sondern wollten in die Ol*die-Ki*ste. Die hatte aber noch nicht auf, oder nicht mehr, oder überhaupt gar nicht mehr, wir wissen es nicht. Also fuhren wir in die Neck*arstadt zur Wohnung des Klavierengels. Dort tranken wir fröhlich Bier, quatschten, lachten, hörten Klang*karussel, und ich merkte an, dass ja wohl auch B.'s Augen irgendwie groß wie Teller seien. Der B. und ich hatten uns gleich identifiziert. Und irgendwie zogen auch wir uns an wie Magnete. Ich erzählte den Jungs von meiner Nacht, sie johlten und freuten sich, und es war uns allen einfach ein Fest, dass wir uns so spät gefunden hatten und uns so gut verstanden. Irgendwann spät am morgen, vielleicht um 10 Uhr, fielen wir ins Bett.
Ich nächtigte im Bett des Klavierengels, mit dem Klavierengel, B. hatte sein Lager im Arbeits- und Wohnzimmer. Der Klavierengel zog mich an sich und flüsterte: der arme B. liegt jetzt da drüben und betet tausend Worte, dass du zu ihm rüber kommst. Er sollte recht behalten. Beim Aufwachen (4 Stunden später) fand ich eine sms von ihm auf meinem Handy, wir hatten Nummern getauscht: "Ich will dich. Auf Pep, scheißegal. Du bist es." Na das war ja eine Nacht. Zurück zu den Armen des Klavierengels. "Ich will dich", flüsterte er weiter in mein Ohr, "so sehr"... ich erinnerte ihn ziemlich abgeklärt daran, dass ich bereits eine sehr heiße Nacht hinter mir und null weiteres Bedürfnis hatte. Und dann schlief ich auch schon ein.
Am "nächsten Morgen" (also 4 Stunden später) kam B. ins Zimmer. "Leg dich her", sagte ich, und meinte einfach nur liegen. Wer rechnet denn damit, dass Männer es durchaus in Erwägung ziehen, einen Dreier mit nur einer Frau zu haben? Diese beiden taten es. Anfangs tat ich mir schwer und war völlig überfordert. Und irgendwann war es einfach nur noch gut. Bis der Klavierengel über meine Brüste kam, während B. mich leckte. Da war es mir dann auch genug.
Und überhaupt war es genug. Was waren das für Wochen? Es ist, als hätte ich die knapp 1,5 Jahre Nür*nberger Einsamkeit, Kummer, Langeweile und Frust aus mir rausgefeiert.
Als ich nach Hause kam, war Ben*jamin natürlich nicht mehr da. Das Fußballspiel. Er hatte auch keinen Zettel hinterlassen. Ich musste wieder masturbieren. Das war alles einfach zuviel für mich, als dass ich einfach.. hätte schlafen können. Es war, als hätte ich ein Wochenende lang in S*e*x gebadet. Und es war großartig.
Allerdings nicht nachhaltig. Die ganze Woche darauf hing ich in den Seilen, als hätte ich den schlimmsten Liebeskummer seit dem kleinen Professor. Alles an Adrenalin, Endorphin und Energie verschleudert, für mehrere Tage. Zeit die Handbremse zu ziehen. Für länger. Schluss mit lustig. Wo Cabman einst schrieb "Klein die Kosten, groß der Gewinn", ist meine Bilanz bzgl. Chemie immer wieder "Groß die Kosten, klein der Gewinn", aber missen möchte ich diese Wochen nun trotzdem nicht. Aber es ist wieder Zeit für piano, piano, und auf mich selbst besinnen, nicht von mir wegschwimmen.
Das darauf folgende Wochenende tat ich gar nichts. Nur Ben*jamin meldete sich, der wollte gerne den Film zuende sehen. Zum Glück hatte auch er dann irgendwie schlechte Laune, und ich nahm ihm die Entscheidung ab, ob er nun kommen soll oder nicht, und wir vertagten das Ganze. Ich war sehr erleichtert.
Mit B. habe ich nochmal telefoniert, kurz nach dem Wochenende. Er wollte mich dann auch gleich sehen, doch ich sagte ab. Heute rief ich ihn wieder an, auf dem Rückweg von F*F*M. Ich hatte dort einen langen Arbeitstag verbracht und stand auf der Autobahn im Stau. Er meinte, ja lass uns doch sehen heute Abend. Aber irgendwie war es gerade ungünstig, und er wollte sich später melden. Das tat er nicht. Und das ist gut, denn so konnte ich das endlich aufschreiben. Das muss ich tun, denn ernsthaft: hätte ich es nicht erlebt, ich würde glauben, es war ein Traum, oder Film.
[Edit: er hat sich doch noch gemeldet, jetzt will er mich am Samstag sehen, für mich kochen in meiner Küche. Naja... ich bin skeptisch.. diese Männer...]
Diese Woche war viel besser. Der "Liebeskummer" verflüchtigte sich seit ca. Montag. So lange habe ich noch nie gelitten. Aber es waren auch ungewohnt harte Wochenenden in Reihe. Heute trinke ich auch meinen ersten Alkohol seit zwei Wochen. Ein Bier, und das ist noch halb voll. Ich brauche die Energie, für die Arbeit. Aber davon schreibe ich ein ander mal. Auf der Baustelle läuft es zwar auch turbulent, aber gut.
Daneben ist viel anderes passiert. Der weitere Kontakt mit F., ich habe seit dem wilden Männerwochenende mit B. und Ben*jamin und F. Kopfkino, projeziere wohl meine Wildheit auf ihn, und doch, er bleibt dabei, er möchte gern mit mir in den Urlaub. Natürlich weiß er nichts von meinen Eskapaden. Nächstes Wochenende besuche ich ihn am Samstag Abend in Mü*nchen.
Und mit Ph. ist viel passiert, der in Be*rlin lebt, und in den vergangenen Wochen nach dem Ende einer grauenhaften Beziehung inkl. ihm verschwiegener Abtr*eibung von grässlichen Panikattachen und abgrundtiefen Depressionen heimgesucht wird. Und wir sind uns so nahe, wie ich mir selten mit Menschen bin. Ohne dass einer von uns Angst hat. Weil wir uns kennen. Ich habe ihm die Aktion von Februar verziehen. Und ich bin froh, dass wir uns haben. Und froh vor allem, dass er mich hat.
Und mit LeSchwe, ein auf und ab, aber alles in allem auch hier sind wir froh, dass wir uns haben, wir lernen immer mehr voneinander, lernen uns kennen, lernen uns akzeptieren und tolerieren in Bereichen, für die wir früher Unverständnis hatten.
Und in der Therapie.
Ich weiß nicht, wohin, aber es fließt, und ich lasse mich gerne einfach weiter treiben. Es bricht weiterhin etwas auf, was aufbrechen muss. Auf- und Umbruch. Ich möchte das Leben umarmen, in mich aufsaugen, und nie wieder rauslassen. Bei aller Melancholie und Sehnsucht, die zeitweise mitschwingt.
Mittwoch, 15. August 2012
thisbe, 01:29h
Wenn wir feiern, ist er anstrengend. Er kann auch arschig wirken, aber letztendlich schreit er einfach nur, dass er verletzt ist oder ein Aufmerksamkeitsdefizit hat. Vielleicht, weil ich dort meistens mit anderen rede.
Wenn er nüchtern ist, ist er wie ein Lämmchen. Witzig auch. Eigentlich verstehen wir uns gut. Tanzen umeinander rum wie zwei verspielte Welpen, necken uns und trietzen uns.
Er bittet mich ihm etwas vorzulesen. Bevor wir an den Badesee fahren, packe ich ein Buch ein, ein Buch das jemand bei mir vergessen hatte, vor langer Zeit. Damals habe ich diesem Menschen auch vorgelesen, aber nicht so. Ich war befangen, hatte Angst vor dem Klang meiner eigenen Stimme. Angst vor Korrekturen, Angst belächelt zu werden.
Diesmal lese ich einfach. Und wenn ich innehalte und frage ob er überhaupt zuhört, schaut er mich mit großen Augen an und widerholt den letzten Satz fast wörtlich. Wenn ich einfach innehalte und still bin, scharrt er an meiner Schulter und sagt: weiterlesen!
Ich glaube, er ist eine verkümmerte Seele. Die (mir neue weil damals noch nicht anwesende Kollegin) G. schaut mich von der Seite an, heute auf der Terrasse. Sie war am Samstag auch am Ha*fenstrand, und wir haben uns voreinander so nackt gemacht, dass uns beiden inzwischen davor graut, aber wir haben beschlossen einander zu vertrauen.
Was wollen wir immer nur mit den verkümmerten Seelen? Sie werden uns nie pushen, nie mit uns auf Augenhöhe sein. Es werden immer wir die sein, die Kraft geben, sagt sie. "Er steht auf dich, er steht so verdammt auf dich, das sieht ein Blinder. Aber was willst du? Lass dich treiben, hör auf deinen Bauch.."
Es läuft nichts zwischen uns. Als wir jetzt völlig unterwegs waren, da lief ein bisschen was, aber nicht viel, und in den Tagen danach ist es einfach nur, als wären wir Freunde, lernen uns kennen. Nein nicht ganz - es ist eher als hätte er dann Angst sich an mir zu verbrennen.
Nur heute Morgen, als der Abschied nahte, da suchte er sie, die Nähe, voller Scheu und unbeholfen, um sofort seine Hand wieder zurückzuziehen.
Ich glaube er ist unglücklich, oder einfach nur unzufrieden mit sich. Vielleicht ist er auch einfach nur negativ. Vielleicht tue ich ihm auch einfach nur furchtbar unrecht an dieser Stelle.
Er sagte die ganze Zeit über, er würde das Buch mitnehmen, wenn er fährt, und eine meiner Doppelbettmatratzen, weil er selten so gut geschlafen hätte. Das machst du nie, habe ich gelacht. Und als ich heute von der Arbeit nach Hause komme, liegt ein Zettel auf meinem Wohnzimmertisch. Falls er das mit den Geschenken falsch interpretiert hätte, müsse ich ihn mit einem großen Auto besuchen kommen. Auf "seiner" Seite des Bettes liegen nur noch, ordentlich gemacht, Bettdecke und Kopfkissen. Erst nach vielen Minuten finde ich Matratze und Buch unter meinem Bett.
und doch
wem oder was würde ich da eigentlich nachgehen
Das ganze verdammte Sofa riecht nach ihm.
Er erinnert mich, allen Unterschieden zum Trotz, mit irgendetwas zu sehr an jemanden, den ich mal kannte.
Wenn er nüchtern ist, ist er wie ein Lämmchen. Witzig auch. Eigentlich verstehen wir uns gut. Tanzen umeinander rum wie zwei verspielte Welpen, necken uns und trietzen uns.
Er bittet mich ihm etwas vorzulesen. Bevor wir an den Badesee fahren, packe ich ein Buch ein, ein Buch das jemand bei mir vergessen hatte, vor langer Zeit. Damals habe ich diesem Menschen auch vorgelesen, aber nicht so. Ich war befangen, hatte Angst vor dem Klang meiner eigenen Stimme. Angst vor Korrekturen, Angst belächelt zu werden.
Diesmal lese ich einfach. Und wenn ich innehalte und frage ob er überhaupt zuhört, schaut er mich mit großen Augen an und widerholt den letzten Satz fast wörtlich. Wenn ich einfach innehalte und still bin, scharrt er an meiner Schulter und sagt: weiterlesen!
Ich glaube, er ist eine verkümmerte Seele. Die (mir neue weil damals noch nicht anwesende Kollegin) G. schaut mich von der Seite an, heute auf der Terrasse. Sie war am Samstag auch am Ha*fenstrand, und wir haben uns voreinander so nackt gemacht, dass uns beiden inzwischen davor graut, aber wir haben beschlossen einander zu vertrauen.
Was wollen wir immer nur mit den verkümmerten Seelen? Sie werden uns nie pushen, nie mit uns auf Augenhöhe sein. Es werden immer wir die sein, die Kraft geben, sagt sie. "Er steht auf dich, er steht so verdammt auf dich, das sieht ein Blinder. Aber was willst du? Lass dich treiben, hör auf deinen Bauch.."
Es läuft nichts zwischen uns. Als wir jetzt völlig unterwegs waren, da lief ein bisschen was, aber nicht viel, und in den Tagen danach ist es einfach nur, als wären wir Freunde, lernen uns kennen. Nein nicht ganz - es ist eher als hätte er dann Angst sich an mir zu verbrennen.
Nur heute Morgen, als der Abschied nahte, da suchte er sie, die Nähe, voller Scheu und unbeholfen, um sofort seine Hand wieder zurückzuziehen.
Ich glaube er ist unglücklich, oder einfach nur unzufrieden mit sich. Vielleicht ist er auch einfach nur negativ. Vielleicht tue ich ihm auch einfach nur furchtbar unrecht an dieser Stelle.
Er sagte die ganze Zeit über, er würde das Buch mitnehmen, wenn er fährt, und eine meiner Doppelbettmatratzen, weil er selten so gut geschlafen hätte. Das machst du nie, habe ich gelacht. Und als ich heute von der Arbeit nach Hause komme, liegt ein Zettel auf meinem Wohnzimmertisch. Falls er das mit den Geschenken falsch interpretiert hätte, müsse ich ihn mit einem großen Auto besuchen kommen. Auf "seiner" Seite des Bettes liegen nur noch, ordentlich gemacht, Bettdecke und Kopfkissen. Erst nach vielen Minuten finde ich Matratze und Buch unter meinem Bett.
und doch
wem oder was würde ich da eigentlich nachgehen
Das ganze verdammte Sofa riecht nach ihm.
Er erinnert mich, allen Unterschieden zum Trotz, mit irgendetwas zu sehr an jemanden, den ich mal kannte.
Ganz ohne direkten Bezug...
thisbe, 00:31h
... aber viel zu vertraut... die ganze Story. Nur ohne Borderline.
„Wenn ich das Gefühl hatte für einen Mann wichtig zu sein, habe ich die Beine breitgemacht. Ich dachte Liebe bedeutet die Beine breit zu machen. In alle Ewigkeit, die Beine breit machen, um meinen Himmel zu sehen, mein kleines Stück Paradies. Ich habe die Beine breitgemacht, um zu vergessen, wer ich bin. Die Zurückweisung zu vergessen. Ich habe die Beine breitgemacht, um zu leuchten wie ein kleiner Stern.“
„Ich bin von allem abhängig was mit Liebe zu tun hat. Es ist merkwürdig, wenn man mich liebt. Ich meine, dann, wenn es mir gut gehen sollte, dann laufe ich weg. Und dann wenn es weh tut, dann klammer ich. Als ob es unbedingt weh tun muss.“
~Borderline - Kikis Story
„Wenn ich das Gefühl hatte für einen Mann wichtig zu sein, habe ich die Beine breitgemacht. Ich dachte Liebe bedeutet die Beine breit zu machen. In alle Ewigkeit, die Beine breit machen, um meinen Himmel zu sehen, mein kleines Stück Paradies. Ich habe die Beine breitgemacht, um zu vergessen, wer ich bin. Die Zurückweisung zu vergessen. Ich habe die Beine breitgemacht, um zu leuchten wie ein kleiner Stern.“
„Ich bin von allem abhängig was mit Liebe zu tun hat. Es ist merkwürdig, wenn man mich liebt. Ich meine, dann, wenn es mir gut gehen sollte, dann laufe ich weg. Und dann wenn es weh tut, dann klammer ich. Als ob es unbedingt weh tun muss.“
~Borderline - Kikis Story
Freitag, 10. August 2012
thisbe, 00:17h
Am Samstag kommt der F. wieder.
Weiß auch nicht so genau.
Weiß auch nicht so genau.
Sonntag, 5. August 2012
Momentaufnahmen.
thisbe, 02:42h
Heute war der Babba am Be*ach. Menschen über Menschen pilgern zur Mittagszeit gen Babba. Ich selbst verspüre nicht die brennende Lust feiern zu gehen. Eigentlich mag ich den Babba auch gar nicht so gern. Am Nachmittag packt mich dann aber doch die Neugierde. Ich klemm mir eine Decke unter den Arm, nehm an der Tanke ein Bier mit und wackel Richtung Bass. Das Wetter ist genial, die Sonne küsst mich und die Tänzer.
Dem Be*ach gegenüber stehen am Ufer sicher 100 Anhänger, die entweder den Eintritt nicht zahlen wollen, oder keinen Bock auf Gedränge haben. Dadurch, dass da die Brückenpfeiler der Zugtrasse sind, hallt dort die Musik unglaublich gut. Mir sind aber schon die 100 zuviel, und der Be*ach selbst ist sicher gestopft voll bis oben hin, da standen sie mittags schon an. Also bleibe ich auf meiner Seite, suche mir eine Bank, breite meine Decke aus und mach mir das Bier auf.
Die Musik überrascht mich positiv. Wäre ich jetzt nicht allein oder hätte ich nicht soziophobe Tendenzen, ich würde wohl doch noch den Eintritt berappen. Da sitze ich also mit geschlossenen Augen, das Gesicht in die Sonne gestreckt und wiege mich im Rhythmus. Hinter mir herrscht reger Verkehr. Ein Kommen und Gehen. Viele wandern zur Tanke um sich dort Bier zu kaufen. Außerdem Fahrradfahrer, Eltern mit Kindenr, und ein paar echt kaputte Gestalten.
Nach einer halben Stunde setzt sich auf die Bank neben mir ein junger Kerl. Er wendet mir den Rücken zu und fummelt an irgendetwas herum. Ohne dass ichs wirklich weiß, weiß ich doch, dass er sich eine Tüte baut. Nach ein paar Minuten schaut er mich an wie ein Lamm. "Haben Sie Feuer?" Ich gebe es ihm und sage: "Lass es dir schmecken". In seiner Hand hält er einen netten Jo*int. "Wollen Sie auch rauchen?" Er streckt mir die Hand entgegen. "Was ist da drin?" "Gr*as".
Der Junge redet, als wäre das nicht sein erster an diesem Tag. Er beharrt aber darauf, dass es sein erster sei. Scheisse, denk ich mir, ich hoffe, du lügst, Jüngelchen, denn sonst hast du echt ein krasses Problem. Er redet furchtbar leise. Kaum zusammenhängende Sätze. Als wäre er meilenweit fort und hätte nie gelernt anständig zu sprechen. Er kommt mir völlig entrückt vor, und sieht mich dabei aber doch mit einer Intensität an, die mir Gänsehaut verursacht. Keine angenehme.
Ich ziehe ein paar mal und stelle mich seinen Fragen. Es ist lustig, mir gehts wie Frau Overloaded. Die jungen Kerle stehen auf mich. Ich frage mich, ob es daran liegt, dass wir einfach verdammt scharf sind, oder ob die sich ein Einreiten von "reifen Frauen" erhoffen. Es ist mir egal, diesen will ich jedenfalls nicht näher kennenlernen. Dafür bleibt er ganz schön hartnäckig. Viele Minuten vergehen.
Ein älterer Mann mit Fahrrad nähert sich und ruft dem Kerl zu: "Eyyyy.... du sollst doch Bier holen.... jetzt schnackst du da mit der Maus... wo ist das Bier?" Der junge Kerl sagt nichts und grinst nur debil. Der ältere Mann ist mir sehr unsympathisch. Er hat eine Glatze und ein verlebtes Gesicht. Der Übergang zwischen Zähnen und Zahnfleisch ist fast schwarz. Und jetzt steigt der auch noch von seinem Fahrrad ab und macht es sich bequem. Ach du scheiße.
"Magst du mit zu uns kommen? Wir grillen da hinten?" "Nee, mir ist heut nicht nach Unterhaltung", antworte ich und wende mein Gesicht demonstrativ der Sonne zu. Diese Gattung Mann versteht das aber nicht und redet munter weiter. Was ich arbeite. "Pers*onalentwicklung". Er verdreht die Augen. "Das ist aber ein trockenes Thema." "Nee, eigentlich gar nicht", erzähle ich mit geschlossenen Augen der Sonne. Jetzt fängt er an, dem jungen Kerl zu erklären, was Perso*nalentwicklug ist und dass er, bevor er sich auf eine Stelle bewirbt, erstmal krass die Infos zu der Firma checkt, und zu den Aktion, und das - beeeng - erzählt er dann dem Chef im Einstellungsgespräch, und den hauts dann erstmal vom Stuhl - beeeng - denn sonst informiert sich ja nie jemand. Beeeng! "Und ab da wirds dann erst richtig interessant..."... was da so interessant wird, sagt er aber nicht, sondern er nickt nur bedeutungsvoll und schaut mich schief an.
Ich würde dem Mann gerne sagen: Halt die Fresse und verpiss dich. Aber das tue ich nicht, die Tüte tut ihre Wirkung, das Bier auch, und der junge Kerl tut mir leid. Außerdem habe ich ein großes Harmoniebedürfnis an diesem Nachmittag.
Nach einer gefühlten Ewigkeit macht es doch klick bei dem Macker und er sagt: "Ich nehm den Jungen jetzt mal mit." Ja, geht Bierholen, sage ich, "Tschühüss". Der junge Kerl sagt: "Danke für das coole Date." BENG, um den älteren Macker zu zitieren. Das hätte er lieber nicht sagen sollen. Denn nun fängt der ältere Macker an lang und breit dem jungen Kerl zu erklären, dass das ja wohl echt kein Date sei, "sondern nur ein netter Talk. Ihr wart ja nicht verabredet, oder?" Der junge Kerl grinst wieder debil und sagt: "Ne." "Ja dann, dann ist das nur ein netter Talk, kein Date. Für ein Date hättet ihr verarbredet sein müssen. Ein netter Talk war das. Kein Date. Weisste. Ihr wart nicht verarbredet, für ein Date. Also zufällig wart ihr da. Und habt geredet. Ein netter Talk." Was für ein Granatenarschloch von Oberlehrer. Zum Glück verziehen sich die zwei doch noch, und ich bete ein kleines Gebet für den jungen Kerl.
Zwei Minuten später steht der nächste da. Aber er ist kein junger Kerl. Ein Ausländer im mittleren Alter, vielleicht ein Iraner? "Was ist da hinten los?" "Der Vä*th ist da." Aha. Ja, also er mag ja Elektro nicht so. Aber er lebt jetzt schon seit drei Jahren im Ju*ngbusch, da tut sich ja echt viel. Es verändert sich. Ständig etwas neues. Ständig Dinge, die er nicht kennt. Das mag er. Ich mag das auch, und finde diesen Mann viel sympathischer als die bisherigen Gesprächspartner. Leider hat er es eilig, verabschiedet sich und wünscht mir einen schönen Tag.
Die Tüte entfaltet inzwischen ihre volle Wirkung. Die Sonne streichelt meine Haut, das Sonnenlicht bricht sich auf den kleinen Wellen auf dem Kanal. Wildenten schwimmen vorbei. Die Bässe und das Johlen der Feiergemeinde donnern auf die Brückenpfeiler und werden über das Wasser gepeitscht. Er geht gut vorwärts, der Babba, er nimmt sie mit, treibt sie an, lässt sie fallen und haut ihnen dann voll eins rein. Kein Ibi*za-Hou*se-SingSang scheiß, wie ich ursprünglich vermutet hatte. Sondern echt fette Beats. Ich kann nicht anders als mitwippen.
Was bleibt ist die Befürchtung im Nacken, im wahrsten Sinne des Wortes, dass irgendeiner der Vorbeilaufenden wieder schnacken will. Viele verlangsamen ihr Tempo auch, gehen aber weiter als sie merken, dass ich kein Interesse habe.
Nach zwei Stunden schwebe ich nach Hause. Beseelt von Sonne und Musik. Die Haut zwischen meinen Schenkeln ist warm, ich denke an F., der mich vor zwei Wochen besucht hat und unsere Exkursion zm Be*ach. Da hatte, big surprise, das ist ja mein Standard-DJ, Ka*rotte geladen.
Jetzt sitze ich auf dem Balkon, trinke Weißwein, grüße den nun wieder abnehmenden Mond und tippe das in ein Blog, das immer nur das Erstazblog war. Aber ich glaube, das ist jetzt mein neues Zuhause. So wie dieses Viertel. Ich frage mich, ob ich zum Einsiedler werde. Fühle mich umtriebig und doch nicht gewillt unter Menschen zu gehen. Es geht mir richtig gut. Aber ich ärger mich, dass ich so Angst davor hab, alleine Tanzen zu gehen.
Dem Be*ach gegenüber stehen am Ufer sicher 100 Anhänger, die entweder den Eintritt nicht zahlen wollen, oder keinen Bock auf Gedränge haben. Dadurch, dass da die Brückenpfeiler der Zugtrasse sind, hallt dort die Musik unglaublich gut. Mir sind aber schon die 100 zuviel, und der Be*ach selbst ist sicher gestopft voll bis oben hin, da standen sie mittags schon an. Also bleibe ich auf meiner Seite, suche mir eine Bank, breite meine Decke aus und mach mir das Bier auf.
Die Musik überrascht mich positiv. Wäre ich jetzt nicht allein oder hätte ich nicht soziophobe Tendenzen, ich würde wohl doch noch den Eintritt berappen. Da sitze ich also mit geschlossenen Augen, das Gesicht in die Sonne gestreckt und wiege mich im Rhythmus. Hinter mir herrscht reger Verkehr. Ein Kommen und Gehen. Viele wandern zur Tanke um sich dort Bier zu kaufen. Außerdem Fahrradfahrer, Eltern mit Kindenr, und ein paar echt kaputte Gestalten.
Nach einer halben Stunde setzt sich auf die Bank neben mir ein junger Kerl. Er wendet mir den Rücken zu und fummelt an irgendetwas herum. Ohne dass ichs wirklich weiß, weiß ich doch, dass er sich eine Tüte baut. Nach ein paar Minuten schaut er mich an wie ein Lamm. "Haben Sie Feuer?" Ich gebe es ihm und sage: "Lass es dir schmecken". In seiner Hand hält er einen netten Jo*int. "Wollen Sie auch rauchen?" Er streckt mir die Hand entgegen. "Was ist da drin?" "Gr*as".
Der Junge redet, als wäre das nicht sein erster an diesem Tag. Er beharrt aber darauf, dass es sein erster sei. Scheisse, denk ich mir, ich hoffe, du lügst, Jüngelchen, denn sonst hast du echt ein krasses Problem. Er redet furchtbar leise. Kaum zusammenhängende Sätze. Als wäre er meilenweit fort und hätte nie gelernt anständig zu sprechen. Er kommt mir völlig entrückt vor, und sieht mich dabei aber doch mit einer Intensität an, die mir Gänsehaut verursacht. Keine angenehme.
Ich ziehe ein paar mal und stelle mich seinen Fragen. Es ist lustig, mir gehts wie Frau Overloaded. Die jungen Kerle stehen auf mich. Ich frage mich, ob es daran liegt, dass wir einfach verdammt scharf sind, oder ob die sich ein Einreiten von "reifen Frauen" erhoffen. Es ist mir egal, diesen will ich jedenfalls nicht näher kennenlernen. Dafür bleibt er ganz schön hartnäckig. Viele Minuten vergehen.
Ein älterer Mann mit Fahrrad nähert sich und ruft dem Kerl zu: "Eyyyy.... du sollst doch Bier holen.... jetzt schnackst du da mit der Maus... wo ist das Bier?" Der junge Kerl sagt nichts und grinst nur debil. Der ältere Mann ist mir sehr unsympathisch. Er hat eine Glatze und ein verlebtes Gesicht. Der Übergang zwischen Zähnen und Zahnfleisch ist fast schwarz. Und jetzt steigt der auch noch von seinem Fahrrad ab und macht es sich bequem. Ach du scheiße.
"Magst du mit zu uns kommen? Wir grillen da hinten?" "Nee, mir ist heut nicht nach Unterhaltung", antworte ich und wende mein Gesicht demonstrativ der Sonne zu. Diese Gattung Mann versteht das aber nicht und redet munter weiter. Was ich arbeite. "Pers*onalentwicklung". Er verdreht die Augen. "Das ist aber ein trockenes Thema." "Nee, eigentlich gar nicht", erzähle ich mit geschlossenen Augen der Sonne. Jetzt fängt er an, dem jungen Kerl zu erklären, was Perso*nalentwicklug ist und dass er, bevor er sich auf eine Stelle bewirbt, erstmal krass die Infos zu der Firma checkt, und zu den Aktion, und das - beeeng - erzählt er dann dem Chef im Einstellungsgespräch, und den hauts dann erstmal vom Stuhl - beeeng - denn sonst informiert sich ja nie jemand. Beeeng! "Und ab da wirds dann erst richtig interessant..."... was da so interessant wird, sagt er aber nicht, sondern er nickt nur bedeutungsvoll und schaut mich schief an.
Ich würde dem Mann gerne sagen: Halt die Fresse und verpiss dich. Aber das tue ich nicht, die Tüte tut ihre Wirkung, das Bier auch, und der junge Kerl tut mir leid. Außerdem habe ich ein großes Harmoniebedürfnis an diesem Nachmittag.
Nach einer gefühlten Ewigkeit macht es doch klick bei dem Macker und er sagt: "Ich nehm den Jungen jetzt mal mit." Ja, geht Bierholen, sage ich, "Tschühüss". Der junge Kerl sagt: "Danke für das coole Date." BENG, um den älteren Macker zu zitieren. Das hätte er lieber nicht sagen sollen. Denn nun fängt der ältere Macker an lang und breit dem jungen Kerl zu erklären, dass das ja wohl echt kein Date sei, "sondern nur ein netter Talk. Ihr wart ja nicht verabredet, oder?" Der junge Kerl grinst wieder debil und sagt: "Ne." "Ja dann, dann ist das nur ein netter Talk, kein Date. Für ein Date hättet ihr verarbredet sein müssen. Ein netter Talk war das. Kein Date. Weisste. Ihr wart nicht verarbredet, für ein Date. Also zufällig wart ihr da. Und habt geredet. Ein netter Talk." Was für ein Granatenarschloch von Oberlehrer. Zum Glück verziehen sich die zwei doch noch, und ich bete ein kleines Gebet für den jungen Kerl.
Zwei Minuten später steht der nächste da. Aber er ist kein junger Kerl. Ein Ausländer im mittleren Alter, vielleicht ein Iraner? "Was ist da hinten los?" "Der Vä*th ist da." Aha. Ja, also er mag ja Elektro nicht so. Aber er lebt jetzt schon seit drei Jahren im Ju*ngbusch, da tut sich ja echt viel. Es verändert sich. Ständig etwas neues. Ständig Dinge, die er nicht kennt. Das mag er. Ich mag das auch, und finde diesen Mann viel sympathischer als die bisherigen Gesprächspartner. Leider hat er es eilig, verabschiedet sich und wünscht mir einen schönen Tag.
Die Tüte entfaltet inzwischen ihre volle Wirkung. Die Sonne streichelt meine Haut, das Sonnenlicht bricht sich auf den kleinen Wellen auf dem Kanal. Wildenten schwimmen vorbei. Die Bässe und das Johlen der Feiergemeinde donnern auf die Brückenpfeiler und werden über das Wasser gepeitscht. Er geht gut vorwärts, der Babba, er nimmt sie mit, treibt sie an, lässt sie fallen und haut ihnen dann voll eins rein. Kein Ibi*za-Hou*se-SingSang scheiß, wie ich ursprünglich vermutet hatte. Sondern echt fette Beats. Ich kann nicht anders als mitwippen.
Was bleibt ist die Befürchtung im Nacken, im wahrsten Sinne des Wortes, dass irgendeiner der Vorbeilaufenden wieder schnacken will. Viele verlangsamen ihr Tempo auch, gehen aber weiter als sie merken, dass ich kein Interesse habe.
Nach zwei Stunden schwebe ich nach Hause. Beseelt von Sonne und Musik. Die Haut zwischen meinen Schenkeln ist warm, ich denke an F., der mich vor zwei Wochen besucht hat und unsere Exkursion zm Be*ach. Da hatte, big surprise, das ist ja mein Standard-DJ, Ka*rotte geladen.
Jetzt sitze ich auf dem Balkon, trinke Weißwein, grüße den nun wieder abnehmenden Mond und tippe das in ein Blog, das immer nur das Erstazblog war. Aber ich glaube, das ist jetzt mein neues Zuhause. So wie dieses Viertel. Ich frage mich, ob ich zum Einsiedler werde. Fühle mich umtriebig und doch nicht gewillt unter Menschen zu gehen. Es geht mir richtig gut. Aber ich ärger mich, dass ich so Angst davor hab, alleine Tanzen zu gehen.
Freitag, 3. August 2012
thisbe, 02:29h
Manchmal frag ich mich, ob ich echt drüber hinweg bin. Total absurd.
Dienstag, 31. Juli 2012
Kanalidylle.
thisbe, 00:40h
Dass nicht jeder für den doch sehr eigenwilligen Charme dieser Stadt empfänglich ist, hat mir der heutige Abend mit T. im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen geführt. T. ist ein alter Freund, den ich in Sü*dafrika kennengelernt habe. Wir haben uns schon öfters hier getroffen, aber noch nie am Kanal. Heute war er berufsbedingt mal wieder in der Ecke.
Mit rosaroter Brille schlage ich hinter der Tanke den mir sehr vertrauten Weg am Kanal ein. Erst den links der Brücke. Hach, mein Kanal. Ich seufze und lächel T. verzückt an. Ich sehe eine kleine Entenfamilie verträumt in die Abenddämmerung schippern. T. inhaliert tief. "Mmm... diese Idylle... " und setzt an mir zu erläutern, was er sieht. Die Entenfamilie zieht durch grüne Grütze auf einem stinkenden Gewässer. Dahinter liegen rostige Kähne. Am Ufer gegenüber batteln sich hässliche Industriebauten aus Beton. Auf dem Grasstreifen direkt vor uns, der uns vom Wasser trennt, liegt unglaublich viel Müll. Leider kann ich meiner Nase jetzt auch nicht mehr erzählen, dass es duftet.
Ähm, lass uns lieber rechts gehen. Ich liebe den Abschnitt bis vor zum Haf*enstrand, entlang an verfallenen Backsteingebäuden voller Graffitis, einem alten Speicher, rostigen Verteilkränen, einem kleinen Holzsteg, dazwischen das moderne Gebäude der P-Akademie. Vor uns der Kanal, auf dem sich gerade ein ganzes Schwanen-Ensemble darauf vorbereitet, uns einen Schwanensee zum besten zu geben. So viele Schwäne! Die Lichter am anderen Ufer spiegeln sich auf dem Wasser. Die Grillen zirpen. Auf der Zugtrasse gegenüber fährt ein ICE. Für mich ist es idyllisch. Für mich...
T. weist mich auf die Ratte hin, die neben uns hartnäckig nach Nahrung sucht. Und wieder so viel Müll. Und wieso sind da gegenüber eigentlich so viele Betongebäude? "Aaahh... diese Idylle..."... er zwickt mich in die Hüfte und lacht.
Ich verstehe was er meint, ich sehe es, aber ich fühle es nicht. Für mich ist es wunderschön dort. Ich mag das Trashige. Ich mag die Zugstrecke, ich mag den Industriecharme, ich mag den Kanal und die Schwäne und die Grillen. Die schrägen Leute aller erdenklichen Herkünfte und Hintergründe. Die Studenten, die coolen Checker-Türken, die Alternativen, die Penner.
Ich erinner mich daran wie LeSchwe einmal in einem ganz anderen Kontext sagte: Du hast einen Haufen Scheiße vor dir und siehst immer noch die schönen bunten Fliegen darauf. Damals meinte sie den kle*inen Professor.
Vielleicht sehe ich an diesem Kanal wirklich nur die schönen bunten Fliegen. T. meint, ich soll das nächste mal meinen Baseballschläger für die Ratten mitnehmen. Ich weiß nicht, ob ich einfach nur sehr einen an der Klatsche habe, oder ob es mir ein bisschen leid tut für ihn, dass er nicht sieht was ich sehe.
Mit rosaroter Brille schlage ich hinter der Tanke den mir sehr vertrauten Weg am Kanal ein. Erst den links der Brücke. Hach, mein Kanal. Ich seufze und lächel T. verzückt an. Ich sehe eine kleine Entenfamilie verträumt in die Abenddämmerung schippern. T. inhaliert tief. "Mmm... diese Idylle... " und setzt an mir zu erläutern, was er sieht. Die Entenfamilie zieht durch grüne Grütze auf einem stinkenden Gewässer. Dahinter liegen rostige Kähne. Am Ufer gegenüber batteln sich hässliche Industriebauten aus Beton. Auf dem Grasstreifen direkt vor uns, der uns vom Wasser trennt, liegt unglaublich viel Müll. Leider kann ich meiner Nase jetzt auch nicht mehr erzählen, dass es duftet.
Ähm, lass uns lieber rechts gehen. Ich liebe den Abschnitt bis vor zum Haf*enstrand, entlang an verfallenen Backsteingebäuden voller Graffitis, einem alten Speicher, rostigen Verteilkränen, einem kleinen Holzsteg, dazwischen das moderne Gebäude der P-Akademie. Vor uns der Kanal, auf dem sich gerade ein ganzes Schwanen-Ensemble darauf vorbereitet, uns einen Schwanensee zum besten zu geben. So viele Schwäne! Die Lichter am anderen Ufer spiegeln sich auf dem Wasser. Die Grillen zirpen. Auf der Zugtrasse gegenüber fährt ein ICE. Für mich ist es idyllisch. Für mich...
T. weist mich auf die Ratte hin, die neben uns hartnäckig nach Nahrung sucht. Und wieder so viel Müll. Und wieso sind da gegenüber eigentlich so viele Betongebäude? "Aaahh... diese Idylle..."... er zwickt mich in die Hüfte und lacht.
Ich verstehe was er meint, ich sehe es, aber ich fühle es nicht. Für mich ist es wunderschön dort. Ich mag das Trashige. Ich mag die Zugstrecke, ich mag den Industriecharme, ich mag den Kanal und die Schwäne und die Grillen. Die schrägen Leute aller erdenklichen Herkünfte und Hintergründe. Die Studenten, die coolen Checker-Türken, die Alternativen, die Penner.
Ich erinner mich daran wie LeSchwe einmal in einem ganz anderen Kontext sagte: Du hast einen Haufen Scheiße vor dir und siehst immer noch die schönen bunten Fliegen darauf. Damals meinte sie den kle*inen Professor.
Vielleicht sehe ich an diesem Kanal wirklich nur die schönen bunten Fliegen. T. meint, ich soll das nächste mal meinen Baseballschläger für die Ratten mitnehmen. Ich weiß nicht, ob ich einfach nur sehr einen an der Klatsche habe, oder ob es mir ein bisschen leid tut für ihn, dass er nicht sieht was ich sehe.
Montag, 30. Juli 2012
thisbe, 00:39h
Als ich mir Freitag Nacht die Eröffnungsfeier der Ol*ympischen Sp*iele ansehe, werde ich melancholisch. Ich beneide all die Athleten um diesen Moment, um die Zeit, die sie dort haben, um das, was sie bisher erreicht haben. Darum, dass sie einfach dabei sein können.
Ich frage mich, ob ich das jemals geschafft hätte, wenn ich damals meine Talente weiterverfolgt hätte. Im 50 Meter Lauf war ich immer die schnellste, nur ein Junge, der war meistens eine halbe Sekunde schneller als ich. Springen konnte ich auch. Leichtathletik, das wäre mein Din gewesen. Die Lehrer fanden das auch. Aber ich bin nie in einen Verein, vermutlich meiner sozi*alen Ph*obie geschuldet. Und meine Eltern haben mir so etwas auch nie vorgeschlagen, jedenfalls nicht, dass ich mich erinnern kann.
Überhaupt. Meine Talente. Warum habe ich sie nie verfolgt. Auch das mit dem Klavier. Oder dem Reiten. Oder dem Schreiben, ich habe ellenlang Geschichten und Gedichte geschrieben.
Manchmal habe ich das Gefühl, ich habe mein Potential vergeudet. Mit der Pubertät habe ich es in die falschen Dinge gesteckt, habe es verschleudert. Gemalt habe ich da dann oft, und gebastelt, den Umständen geschuldet...
Und heute. Heute scheint die Kreativität völlig verschwunden. Oder ich habe keinen Zugang mehr zu ihr. Dabei ist es das, was mich sehr ausmacht, ganz irgendwo tief in mir. Kreativität und Phantasie. Aber . . nicht zugänglich für mich. Das quält mich sehr, glaube ich. Mehr, als mir bewusst ist.
Ich frage mich, ob ich das jemals geschafft hätte, wenn ich damals meine Talente weiterverfolgt hätte. Im 50 Meter Lauf war ich immer die schnellste, nur ein Junge, der war meistens eine halbe Sekunde schneller als ich. Springen konnte ich auch. Leichtathletik, das wäre mein Din gewesen. Die Lehrer fanden das auch. Aber ich bin nie in einen Verein, vermutlich meiner sozi*alen Ph*obie geschuldet. Und meine Eltern haben mir so etwas auch nie vorgeschlagen, jedenfalls nicht, dass ich mich erinnern kann.
Überhaupt. Meine Talente. Warum habe ich sie nie verfolgt. Auch das mit dem Klavier. Oder dem Reiten. Oder dem Schreiben, ich habe ellenlang Geschichten und Gedichte geschrieben.
Manchmal habe ich das Gefühl, ich habe mein Potential vergeudet. Mit der Pubertät habe ich es in die falschen Dinge gesteckt, habe es verschleudert. Gemalt habe ich da dann oft, und gebastelt, den Umständen geschuldet...
Und heute. Heute scheint die Kreativität völlig verschwunden. Oder ich habe keinen Zugang mehr zu ihr. Dabei ist es das, was mich sehr ausmacht, ganz irgendwo tief in mir. Kreativität und Phantasie. Aber . . nicht zugänglich für mich. Das quält mich sehr, glaube ich. Mehr, als mir bewusst ist.
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